Münchner Norden · Alle sagen »nein«

Fährt die S1 in Zukunft auf ihrem Weg zum Flughafen bei der Fasanerie durch den Tunnel? Ein Antrag der Einwohnerversammlung fordert dies – nun muss sich die Stadt damit auseinandersetzen. Fotomontage: ABC Fotosatz

Münchner Norden · Voll war es am Donnerstagabend vergangener Woche in der Aula der Hauptschule an der Toni-Pfülf-Straße. Für viele Münchner aus dem 24. Stadtbezirk, Feldmoching - Hasenbergl, ging es um das aktuelle Thema schlechthin: Kommt die Express-S-Bahn zum Flughafen auf der Trasse der S1? Und mit ihr 360, statt wie bisher, 240 Züge, die jeden Tag auf dieser Strecke fahren?

Mit Schranken, die besonders am Übergang Fasanerie 45 Minuten von jeder Stunde geschlossen wären?

Eingeladen zu dieser Einwohnerversammlung hatte der BA 24, der zuständige Bezirksausschuss unter Vorsitz von Markus Auerbach (SPD). Gekommen waren außer vielen beunruhigten Anwohnern und etlichen Lokalpolitikern im Publikum, Roland Zeller vom Baureferat, Dr. Klaus-Michael Dengler vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung sowie Georg Dunkel, bei der Verkehrsplanung der Stadt München zuständig für den Nordwesten der Stadt, auf dem Podium. Das bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr und Technologie, das Chancen für eine schnellere Flughafenanbindung auf der Trasse auslotet, sowie die Bahn hatten trotz Einladung keine Vertreter geschickt.

Die Bahn arbeitet an auch kurzfristig umsetzbaren Plänen für eine provisorische Express-S-Bahn (auch »FEL« genannt) auf der S1-Linie. Doch wenn sie bei der Versammlung der betroffenen Bürger des Münchner Nordens auch nicht anwesend war, wird die Bahn die Augen vor einem so eindeutigen Votum nicht verschließen können: Einstimmig sprachen sich alle anwesenden Einwohner aus dem 24. Stadtbezirk gegen alle Pläne zur Express-S-Bahn aus.

Und auch bei den Lokalpolitikern spielte die Parteizugehörigkeit nur insofern eine Rolle, als jeder nachweisen wollte, dass seine Partei die Betroffenen im Kampf gegen den mit der neuen Bahn verbundenen Lärm und Verkehrsinfarkt an den Schranken am effektivsten vertrete – wobei der versuchte Missbrauch dieser Versammlung zu parteipolitischen Zwecken so manchen Versammlungsteilnehmer wohl eher Gegenteiliges vermuten lässt. Dr. Klaus-Michael Dengler vom Referat für Stadtplanung und Bauordnung stellte dar, dass die Stadt München sich ebenfalls gegen die Pläne der Bahn zur Westtrasse wende und weiterhin den 2006 von ihr vorgestellten »MExpress« über Daglfing und Johanneskirchen favorisiere.

»Erste Ergebnisse« einer Machbarkeitsstudie der Stadt zum Bahnübergang bei der Haltestelle Fasanerie lägen ebenfalls vor. Sie eigneten sich aber noch nicht zur Veröffentlichung, da einige wichtige Parameter, etwa die Anzahl der Gleise, die die Bahn in Zukunft auf dieser Trasse benötigen werde, noch fehlten. Doch auch die Veröffentlichung des »Zwischenstands« dieser Studie verlangten die Einwohner schließlich mit großer Mehrheit. Im Gespräch mit der Münchener Nord-Rundschau bleibt Dr. Dengler zwar dabei, dass es eigentlich keinen Sinn habe, mit »noch unqualifizierten Angaben« an die Öffentlichkeit zu gehen, betont aber auch, dass die Stadt beschlossene Anträge – auch von zunächst nur durch den BA zu bearbeitenden Einwohnerversammlungen – »immer ernst« nehme.

Die Signalwirkung der Versammlung schätzt Dengler ebenso wie der BA-Vorsitzende Auerbach als hoch ein – schließlich spiele bei allen Planungen neben der rechtlichen immer auch die »faktische Durchsetzbarkeit« eine Rolle. Eva Mäkler

Artikel vom 10.03.2009
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