Nach 30 Jahren größere Räume – Jubiläumsfest im Mai

Neuperlach · FABI ist umgezogen

Im »Delphinzimmer« plantschen schon Kinder mit ihren Eltern.  Foto: Föll

Im »Delphinzimmer« plantschen schon Kinder mit ihren Eltern. Foto: Föll

Neuperlach · In den Fluren stehen noch vereinzelt Umzugkartons, in der Luft hängt der Geruch des Neuen. Die Paritätische Familienbildungsstätte (FABI), Zweigstelle Neuperlach, ist gerade dabei, sich in ihren neuen Räumen an der Albert-Schweitzer-Straße 66 einzurichten.

Doch trotz Umzug geht der Betrieb kontinuierlich weiter. Im blau gestrichenen »Delphinzimmer« plantschen Ein- bis Dreijährige mit Wasser, der gelb gehaltene »Schmetterlingsraum« wartet auf Teilnehmer der Babykurse, und der Eulenraum steht für die Elternrunden zur Verfügung. Insgesamt 200 Quadratmeter groß ist das neue Domizil, das sind 70 mehr als in den ehemaligen Räumen am Peschelanger im Karl-Marx-Zentrum.

»Dadurch können wir jetzt neue Angebote machen, zum Beispiel einen offenen Treff für Schwangere«, erklärt Verwaltungsmitarbeiterin Kirsten Hartherz strahlend. Ein neues Programm für März bis August 2009 liegt bereits vor. Hartherz und ihre Kolleginnen – Zweigstellenleiterin Kerstin Sander und die Projektkoordinatorinnen Ulrike Krus und Eva Siegl-Hausbauer – müssen sich auch nicht mehr ein Büro teilen und Schicht arbeiten, sondern können sich nun auf zwei Räume ausdehnen.

Außerdem wurde eine neue pädagogische Mitarbeiterin eingestellt, Jeanette Boetius, die sich um Kinder und Eltern kümmert. Doch nicht nur die räumliche Erweiterung wertet Hartherz als positiv. »Durch den Umzug erhoffen wir uns auch Synergieeffekte mit anderen Einrichtungen und Ärzten hier im Haus« erklärt Hartherz. Zum Beispiel arbeite man schon mit dem Verein »Frauen helfen Frauen« zusammen, der hier beheimatet ist.

Auch bietet die FABI nicht nur Gruppen und Kurse in ihren Räumen, sondern macht auch Hausbesuche. Neuestes Projekt in Neuperlach ist seit Anfang des Jahres »wellcome«, das praktische Hilfe für Familien nach der Geburt bietet. Eine ehrenamtliche Mitarbeiterin besucht Familien mit Nachwuchs, kümmert sich um Geschwisterkinder, begleitet Zwillingsmütter zum Arzt oder ähnliches. Hier sind sowohl Hilfe Suchende als auch Helfer willkommen. Ansprechpartnerin ist Ulrike Kruse.

Ein weiteres Hausbesuch-Projekt ist »Ostapje«, das von Eva Siegl-Hausbauer betreut wird. Es richtet sich vorwiegend an bildungsbenachteiligte Personen, an Familien in schwierigen Lebenslagen sowie an Familien mit Migrationshintergrund mit Kleinkindern. Für Familien mit Vorschulkindern gibt es das Förderprogramm »Hippy«.

Der Umzug kam pünktlich zum 30-jährigen Bestehen der FABI Neuperlach und zum 60. Jubiläum der FABI in München. So wird die offizielle Eröffnung der neuen Räume gleich mit einem Jubiläumsfest verknüpft und wird sich über drei Tage erstrecken, vom 7. bis 9. Mai. Geplant sind an den beiden ersten Tagen Schnupperkurse für Kinder und Eltern sowie am Samstag, 9. Mai, ein Internationales Familienfest – das zufälligerweise am Europatag stattfindet.

Projekt »Ostapje«

Das Projekt »Ostapje« wurde im Juli 2006 von der ­FABI in Neuperlach eingeführt, nach einer Vorlaufzeit von einem halben Jahr begannen im Februar 2007 die Hausbesuche. »Ich habe in der Zeit viel Streetwork betrieben, bin auf Spielplätzen gewesen und habe dort Familien angesprochen, mit Kinderkrankenschwestern geredet«, erzählt Projektkoordinatorin Eva Siegl-Hausbauer. Denn es sei nicht leicht gewesen, an die Familien heranzukommen, an die sich »Ostapje« richtet. Es sind Familien in schwierigen Lebenssituationen, mit Migrationshintergrund und bildungsbenachteiligte Familien.

»Ostapje« ist holländisch und heißt so viel wie »schrittweise«. Vor acht Jahren wurde es aus den Niederlanden nach Deutschland »importiert« und startete als Pilotprojekt zunächst in Hamburg und Bremen.

Schrittweise versucht eine ehrenamtliche Mitarbeiterin, die die Familien regelmäßig besucht, die Elter-Kind-Beziehungen zu verbessern und zu intensivieren. »Manche Eltern wissen gar nicht, dass man mit Kindern ganz normal sprechen sollte, dass man ihnen auch mal ein Buch vorlesen kann und solche banalen Dinge«, erklärt Siegl-Hausbauer. Durch »Ostapje« erhalten die Eltern quasi eine Anleitung, wie sie die Fähigkeiten ihrer Kinder fördern können, und 14-tägig finden Gruppentreffen mit den beteiligten Familien statt. »Inzwischen besteht ein so großes Interesse, dass wir lange Wartelisten haben«, so die Koordinatorin. Derzeit gebe es zwei Gruppen mit jeweils einer Hausbesucherin für die Stadtbezirke Ramersdorf-Perlach und Giesing, demnächst soll eine dritte Gruppe eröffnet werden. Die Hausbesucherin stammt aus dem gleichen Milieu wie die betreuten Familien, ihre Tätigkeit wird als qualifizierende Maßnahme anerkannt. Finanziert wird das Projekt von der Stadt München.

Ein ähnliches Programm, allerdings für Familien mit Vorschulkindern, ist »Hippy«. Hier werden zwei Jahre lang Familien mit Hilfe eines Lernprogramms gefördert. Vor kurzem wurde der Verein »Hippy-Ostapje Deutschland e.V.« gegründet.

Sybille Föll

Artikel vom 18.03.2009
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