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Vergnüglicher Heimatabend kommt gut an
Unterhaching · Reise in die Vergangenheit
Unterhaching · Zu einer Zeitreise durch die Geschichte hatten am Freitag der Förderverein Unterhachinger Heimatmuseum und das Kulturamt eingeladen und die Unterhachinger kamen gern: das Kubiz in der Jahnstraße war bis auf den letzten Platz belegt.
Bereichert durch musikalische Beiträge der Hachinger Dorfmusi und des Sailer Dreigesanges erzählten Zeitzeugen von den vergangenen Tagen ihrer Heimat. Durch den geselligen Abend führten der Heimatpfleger Günter Staudter und Gemeinderätin Elisabeth Deindörfer, Vorstandsmitglied des Museums. Aufgrund des Zuspruchs beim Publikum war es bereits die dritte Veranstaltung dieser Art. Wie in der »guten Stube« saßen die Moderatoren im Wechsel mit ihren Gesprächspartnern beieinander, am Tisch mit Häkeldecke und Blumenvase. Der Hauptteil der Bühne aber gab den Blick auf die Vergangenheit frei. Für die moderne Videoprojektion sorgte Tanja Wenning an diesem Abend. 30 Stunden benötigte die junge Frau allein für die Vorbereitung der aufwendigen Präsentation. Ehrenamtlich, versteht sich. Die Mühe hatte sich gelohnt. Mit fortschreitender Veranstaltungsdauer ging`s lebhafter zu im Saal, freuten sich Zuschauer über bekannte Gesichter auf den Fotos. Irgendwer kannte immer irgendwen. Und wenn vorn auf der Bühne mal ein Name fehlte, kam nicht selten und prompt die Antwort aus dem Publikum. Aber natürlich gab es auch Bedauern. Kopfschüttelnd zeigte mancher seine Missbilligung über abgerissene, liebgewonnene Häuser, Brücken oder Höfe. Straßenverkehr, Wirtshauskultur, Eisenbahn und Flughafen waren die Themen des Heimatabends.
Als Zeitzeugen hatten die Initiatoren wohlbekannte Unterhachinger eingeladen. Willkommen hieß Günter Staudter etwa Eduard Weingast, 88 Jahre alt. »Ich bin 1927 eingeschult worden und wohnte in der Siedlung«. Deshalb sei auch der Schulweg damals lang gewesen. Und während Weingast aus seiner Kindheit berichtet, sehen die Zuschauer Aufnahmen der Biberstraße um 1930, den Ausbau der Hauptstraße 1967 und auch den Beginn des Autobahnbaus 1934. Von Georg Schelle, ehemals Wirt im Gasthaus zur Post, erfuhr Elisabeth Deindörfer, dass dessen Großeltern das Gasthaus einst für 84.000 Goldmark gekauft hatten. Für Furore sorgte die nächste Aufnahme: die erste Fußball-Mannschaft der SpVgg nach dem Krieg. »Die Post war ihr Vereinsheim, da haben sie sich sogar umgezogen«, erzählt Schelle. Schon als Kind Lokomotivführer werden, das wollte Fritz Rößle – ein Unterhachinger Original. Mit 14 Jahren machte er seinen Traum war, begann bei der Deutschen Bundesbahn zunächst eine Maschinen-Schlosser-Lehre. 45 Jahre lang fuhr er die bekanntesten (Dampf) Loks der Zeit. Fotos der alten Schmuckstücke riefen viele Erinnerungen wach. Auch bei Rößle selbst: »Mein Vater war hier Streckengeher und hat aufgepasst, dass sein Bub ordentlich fahren kann«. Öfters habe er mal ein Reh mitgebracht. »Waren die nicht alle recht platt?« tönte es vergnügt aus dem Publikum.
Hochstimmung im Saal. Und die hielt sich, als Sebastian Nunberger auf die Bühne ging. »Auf das Gespräch habe ich mich schon die ganze Woche gefreut«, erzählt Elisabeth Deindörfer. Allein schon die Proben hätten so viel Spaß gemacht. Der ehemalige Metzgermeister und Wirt des Gasthauses Kammerloher betrachtete amüsiert die Fotos seiner Kindertage. Zu sehen ist auch der Saal der Wirtschaft: Einst Tenne des alten Hofes, dann in den 20er ein Theater, bis 1961 ein Kino, dann Tonstudio und zukünftig das neue Heimatmuseum. »Wenn’s denn mal aufmachen würde, könnte man’s ja auch mal ansehen«, grinste Nunberger. Diese Spitze konnte Staudter parieren: »Auf Wunsch des Bürgermeisters ist die Eröffnung für Anfang Juli geplant«. Zum Gelingen des Abends trugen weiterhin bei: Malermeister Josef Haberl, Anton Trost, Ottobrunner Kirchgesang und Mitglied der Bairisch-Alpenländischen-Volksmusikvereinigung, Heinz Neubauer, Leiter des Kirchenchors St. Korbinian sowie der Archivar Dr. Konrad Ganter. »Nicht zu vergessen der Frimmer-Sepp, als ehemaliger Gemeindebote zählt er wohl zu meinen wichtigsten Informanten«, freut sich Staudter über dessen Einsatz. Am Ende der Veranstaltung waren die freiwilligen Eintritts-Spenden doppelt so hoch wie beim letzten Mal: Ja, dann hat`s wohl allen gefallen.
K. Kohnke
Artikel vom 18.03.2009Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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