Hallenbad würde 6,4 Millionen Euro kosten – zu teuer

Vaterstetten · Sanierung oder neu?

Das Hallenbad Vaterstetten wird von vielen Besuchergruppen genutzt, die Kapazitäten reichen jedoch nicht aus.  Foto: Ederer

Das Hallenbad Vaterstetten wird von vielen Besuchergruppen genutzt, die Kapazitäten reichen jedoch nicht aus. Foto: Ederer

Vaterstetten · Bedeutet der Besuch eines Schwimmbades nun Spaß haben oder die Gesundheit fördern? Wer geht hin? Kinder zum Toben, ältere Herrschaften um sich zu bewegen, Schulen und Vereine? Oder dient ein Hallenbad gar für Rehabilitationsmaßnahmen oder dem Behindertensport. Schwimmen in der Freizeit gehört nach wie vor zu den beliebtesten Sportaktivitäten.

All diese Fragen stellte sich die Gesellschaft für Entwicklung und Management von Freizeitsystemen mbH und Co K.G (GMF), in ihrer von der Gemeinde Vaterstetten in Auftrag gegebenen Machbarkeitsstudie zum Bau eines Hallenbades in der Großgemeinde. Eine Bürgerinitiative gab dazu den Anstoß, denn das Element Wasser gewinnt zunehmend an Bedeutung und steht auf verschiedene Art und Weise für Entspannung, Erholung und Spaß.

Schwimmverein, Schulen, gemeindliche Institutionen und die Öffentlichkeit kämpfen regelrecht um Benutzerzeiten im bestehenden, über 40 Jahre alten Hallenbad im Keller des Schulzentrums an der Gluckstraße. Die drei Grundschulen, die Haupt- und die Realschule sowie das im Nebengebäude befindliche Gymnasium nutzen vormittags das Bad. Da sind jedes Schuljahr nur wenige Schwimmstunden pro Klasse möglich. Die Schwimmabteilung des TSV verfügt über durchaus erfolgreiche Talente, die regelmäßig trainieren möchten, und Anfängerschwimmkurse verzeichnen lange Wartelisten. Die heutigen Kapazitäten lassen eine Abdeckung von maximal zirka 46.500 Nutzungen zu. Demgegenüber steht nach Berechnungen der GMF ein Bedarf von zirka 96.500 Nutzungen pro Jahr.

Aufgrund unterschiedlicher Nutzeranforderungen bzw. -bedürfnissen wären diese künftig auf unterschiedliche Beckenangebote zu verteilen, um eine effiziente Auslastung innerhalb verträglicher Betriebszeiten möglich zu machen. So schlägt das Institut Öffnungszeiten von 14 bis 21 Uhr an Wochentagen und samstags und sonntags von 9 bis 19 Uhr vor, bei regulären Eintrittspreisen von 3,50 Euro für Erwachsene und 2,50 Euro für Kinder bis fünfzehn Jahren.

Diese Überlegungen beziehen sich auf einen Neubau des Schwimmbades. Örtlichkeiten gäbe es einige innerhalb der Großgemeinde. Der geeignetste der sieben geprüften Standpunkte; sei der direkt am Sportpark. Dorthin gelangten die Schüler zu Fuß, Parkplätze für die öffentliche Benutzung sind bereits vorhanden, und das Gelände gehört der Gemeinde. Die Kosten dafür würden sich zwischen 6,1 und 6,9 Millionen Euro bewegen. Bei einer hundertprozentigen Fremdfinanzierung würde das jährlich mit 770.000 Euro Zuschuss von der Gemeinde zu Buche schlagen. Das bestehende Bad an der Gluckstraße wird derzeit mit zirka 300.000 Euro pro Jahr bezuschusst.

Recht viel billiger sei eine Sanierung des bestehenden Gebäudes auch nicht. Die Luftzuführung entspreche nicht dem heutigen Standard. Es gäbe keine Wärmerückgewinnung. Trotzdem die Technik vor wenigen Jahren erneuert wurde könnten die heutigen Vorschriften des technischen Anlagenbaus und -betriebes teilweise nicht mehr erfüllt werden. Eine Sanierung müsste mit dem Einsatz alternativer und/oder regenerativer Energien zur Verbesserung der Energiebilanz einhergehen um die gesamte Wirtschaftlichkeit zu verbessern. Mit 3,6 Millionen Euro Kosten rechnet hier das Institut, und schickt gleich hinterher, dass damit eine Erweiterung des Schwimmbades aber immer noch nicht möglich sei, und damit weder an die Kapazitäten noch am Angebot ein Plus erzielt würde. Nach einer Sanierung ohne Erweiterung würde sich der Zuschuss der Gemeinde unter Annahme einer Kreditaufnahme auf zirka 550.000 ­Euro erhöhen.

Als dritte Möglichkeit bliebe nur noch die ersatzlose Schließung des Schulschwimmbeckens. Da sich im Stockwerk darüber aber eine Turnhalle befindet kann das Gebäude nicht einfach abgerissen werden und so müss­te das Bad stillgelegt und der Raum beispielsweise zu einer Yogaturnhalle umgerüstet werden.

Der TSV Vaterstetten hat sich schon zu einer Kostenbeteiligung eines Neubaus bereit erklärt: »Wir könnten uns eine ähnliche Lösung wie damals beim Bau der TSV-Halle vorstellen. Oder auch eine Beteiligung an den monatlichen Unterhaltskosten im Rahmen des Möglichen«, äußerte der Vorsitzende des TSV, Helmut Großmann in der Sitzung. Die Bürgerinitiative sieht sich hingegen nicht in der Pflicht Finanzierungsmodelle und -möglichkeiten vorzuschlagen. Die Initiative sei rein privat und vertrete keine Interessensgruppe. So ist guter Rat teuer für den Ausschuss für Sport, Familie und Gesundheit im Vaterstettener Gemeinderat, im wahrsten Sinne des Wortes. Ohne zeitnahe Generalsanierung sei das Bad als nicht zukunftsfähig einzustufen. Grundsätzlich erkennt man dort den Bedarf für ein ganzjährig nutzbares Sport- und Gesundheitsbad an, wie im Gutachten vorgeschlagen – aus Konkurrenzgründen kein Wellness- oder Erlebnisbad, davon gebe es in der näheren Umgebung genug – um damit ein doppelt so hohes Angebot wie aktuell gegeben zu schaffen. Eine Realisierbarkeit scheint allerdings angesichts der aktuellen finanziellen Lage der Gemeinde mittelfristig nicht möglich.

So wird nun eine weitere, detaillierte Untersuchung für das bestehende Hallenbad in Auftrag gegeben. Hier soll zunächst die Lebensdauer der Halle bei weiterem Betrieb wie bisher – also mit nur geringen Reparaturen – festgestellt und schließlich Auskunft über den nötigen Sanierungsbedarf und die technische Zukunftsfähigkeit des Bades erlangt werden.

S. Ederer

Artikel vom 01.04.2009
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