Vorschulkinder treffen im Landtag wichtige Entscheidungen

Ramersdorf · Spielerisch zur Demokratie

Der Landtagsabgeordnete Markus Blume (CSU) und seine kleinen Minister und Ministerinnen, diskutieren darüber, welches Spiel am nächsten Tag gespielt werden soll. Foto: Sara Austen

Der Landtagsabgeordnete Markus Blume (CSU) und seine kleinen Minister und Ministerinnen, diskutieren darüber, welches Spiel am nächsten Tag gespielt werden soll. Foto: Sara Austen

Ramersdorf · Warum sitzen im Parlament mehr ›schwarze‹ Politiker als ›gelbe‹? Was kostet so ein Landtag? Wie viel verdient man als Politiker? – Fragen über Fragen hatten die 50 Vorschulkinder aus dem Integrationskindergarten an der Görzer Straße, die am vergangenen Dienstag zu Gast im Bayerischen Landtag waren. Grund für den Besuch: Der Kindergarten nimmt seit August 2008 am Comenius-Projekt der Europäischen Kommission teil.

Im Rahmen dieses Projekts steht der Alltag im Kindergarten seit einem halben Jahr unter dem Motto »Erziehung zur Demokratie«. Die Kinder sollten nun die Möglichkeit haben, zu sehen, wo die Erwachsenen die Demokratie umsetzen. Das Comenius-Projekt ist ein Programm der Europäischen Kommission, das lebenslanges Lernen und den pädagogischen Austausch von Schulen und Kindertagesstätten in ganz Europa fördert, um so langfristig Einheitlichkeit im Bildungswesen zu erreichen. Als Teil dieses Projekts arbeitet der Kindergarten an verschiedenen Themen­blöcken und tauscht seine Erfahrungen dann mit den Kindertageseinrichtungen in den Partnerländern Schweden, Rumänien, Finnland und Spanien aus. »Seit letzem Sommer dreht sich daher alles um das Thema des ersten Blocks ›Erziehung zur Demokratie‹«, sagt die Leiterin des Kindergartens, Christa Stangl. »Einmal in der Woche wird eine Kinderkonferenz abgehalten, in der jedes Kind zu einem Thema wie dem Speiseplan oder Spielwünschen seine Meinung äußern kann. Am Ende der Diskussion wird dann demokratisch abgestimmt.

Außerdem tagt jeden Monat das Kinderparlament, in das die sechs Kindergarten-Gruppen jeweils zwei Vertreter entsenden, die dann Entscheidungen zu Themen wie Geburtstagsfeiern treffen.« Dieser erste Themenblock fand seinen Abschluss nun in dem Besuch im Landtag. Dort konnten sich die Kinder fühlen wie die Großen: Nach einer Führung durch das Gebäude durften sie im Plenum in die Rollen der Minister und Staatssekretäre schlüpfen und anschließend darüber diskutieren, welches Spiel am nächsten Tag gespielt wird. »Die Kinder sollten sehen, dass auch die Politik der Erwachsenen im Prinzip nichts anderes ist, als die tägliche Politik im Kindergarten«, erklärt der Landtagsabgeordnete Markus Blume (CSU).

Demokratie schon früh zu verstehen sei sehr wichtig, da demokratisches Verhalten letztlich auch gegenseitige Akzeptanz und ein friedliches Miteinander fördert. Gerade in einem Integrationskindergarten sei das von großer Bedeutung, so Blume. 135 Kinder werden in der Kindertagesstätte derzeit betreut, 80 Prozent davon haben einen Migrationshintergrund. Hinzu kommt eine Gruppe von Kindern, die körperlich oder geistig eingeschränkt sind. »Ein Paradebeispiel für Integration also«, findet Blume. »Denn gerade wenn Kinder so unterschiedliche Fähigkeiten haben, ist es wichtig, dieselben Startchancen zu schaffen.«

Sara Austen

Artikel vom 01.04.2009
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