Einzige Filiale in der Maxvorstadt schließt zum Jahresende

Maxvorstadt - Wenn die Post (ab)geht

„Mir ist bekannt, dass die Partnerfirmen jederzeit aus den Verträgen mit der Post aussteigen können“, befürchtet BA-Chef Oskar Holl. Foto: js

„Mir ist bekannt, dass die Partnerfirmen jederzeit aus den Verträgen mit der Post aussteigen können“, befürchtet BA-Chef Oskar Holl. Foto: js

Wer das Postamt in der Theresienstraße nutzt, ist gut beraten, wenn er viel Zeit mit einplant: Schlange stehen gehört hier zum Alltag. Kein Wunder – die Filiale ist die einzige in der gesamten Maxvorstadt. Nicht nur die Anwohner, auch zahlreiche Münchner, die in der Innenstadt arbeiten, geben hier Briefe und Pakete auf. Dennoch will die Post die gut besuchte Filiale aus wirtschaftlichen Gründen schließen. Viele Kunden sind darüber entsetzt.

Auch der Bezirksausschuss Maxvorstadt (BA 3) versucht mit allen Mitteln, das Vorhaben zu verhindern und hat sich nun mit einem Schreiben an die Stadt gewandt. Diese bedauert die Pläne der Post, sieht aber keine Möglichkeit, auf die Entscheidung des Unternehmens Einfluss zu nehmen.

Weitere Artikel zum Thema

Die Post will die Zweigstelle bis zum Jahresende dicht machen. „Bis 2011 werden wir nach und nach alle Postämter, die noch im Eigenbetrieb geführt werden, in Partnerfilialen umwandeln“, erklärt Postsprecher Klaus-Dieter Nawrath. Um Kosten einzusparen, werde es Postdienstleistungen nur noch in externen Geschäften wie Supermärkten und Schreibwarenläden geben. Es soll zwar ein Ersatzangebot in einem externen Geschäft „in der Gegend“ geben, jedoch räumt Nawrath ein, dass eine dauerhafte Versorgung durch Partnerunternehmen nicht sichergestellt werden könne. „Ich gebe zu, dass es Orte mit häufigen Partnerwechseln gibt“, sagt er. In diesen Fällen sei es möglich, dass die Bürger zeitweise auf Postdienstleistungen in ihrer Nähe verzichten müssten.

Diese Situation fürchtet auch BA-Chef Oskar Holl. „Mir ist bekannt, dass die Partnerfirmen jederzeit aus den Verträgen mit der Post aussteigen können“, sagt er. Zudem habe die Erfahrung gezeigt, dass in externen Geschäften meist nicht das gesamte Spektrum aller Postdienstleistungen angeboten werde. „Teilbereiche wie etwa der Geldverkehr sind oft davon ausgenommen.“ Es sei völlig undenkbar, dass es in einem Viertel wie der Maxvorstadt, dessen Einwohnerzahl mit rund 50.000 Menschen in etwa der Stadt Rosenheim entspreche, keinen oder nur noch einen eingeschränkten Postdienst gebe.

Zudem seien zahlreiche große Institutionen wie etwa die Bundesbank oder die Bayerische Staatsbibliothek im Stadtteil ansässig, welche auf die Filiale in der Theresienstraße angewiesen sind. Bernd Schneider, Leiter der Poststelle der Bundesbank in der Ludwigstraße, bestätigt dies. „Der Wegfall der Zweigstelle wäre ein herber Verlust für uns“, sagt er. Claus Hämmerle, der für den Postverkehr der Staatsbibliothek zuständig ist, teilt diese Ansicht. „Die Schließung kommt für uns sehr ungelegen“, betont er. Zudem sei er sehr verwundert darüber, dass gerade eine Filiale mit so starkem Publikumsverkehr gestrichen werde: „Das kann ich wirklich nicht verstehen.“

Auch die Bürger der Maxvorstadt wollen auf ihre Zweigstelle nicht verzichten. Unter vielen von ihnen hat sich die geplante Schließung bereits herumgesprochen. „Ich finde das unmöglich“, sagt Gertraud Dorsch, Anwohnerin der Schönfeldstraße. „Das hier ist doch die letzte Post, die wir im Viertel noch haben.“ Wenn sie in Zukunft auf die Filiale in der Ange­rerstraße ausweichen müsse, bedeute dies für sie einen erheblichen Aufwand. „Ich habe kein Auto und die öffentliche Anbindung dorthin ist schlecht“, klagt die Seniorin.

Das Vorhaben, die Postdienstleistungen in externen Geschäften anzubieten, stößt auf erheblichen Widerstand. „Eine Post in einem Lebensmittelgeschäft, das passt einfach nicht“, so eine Kundin. Da sie in der Maxvorstadt arbeite, erledige sie ihre privaten Postgeschäfte regelmäßig in ihrer Mittagspause in der Theresienstraße. „Deshalb fände ich es sehr schade, wenn die Filiale zumacht“, sagt sie. Zudem befürchte sie, dass sich die Wartezeiten erhöhen, wenn das Angebot in einen externen Betrieb verlagert wird. „Dann muss man bestimmt noch länger anstehen.“ Außerdem müsse man auch an die Mitarbeiter der Filiale denken. „Für die Angestellten wäre es besser, wenn das Postamt erhalten bleiben würde“, mahnt sie.

Um die Postfiliale zu erhalten, hat Holl kürzlich die Stadt schriftlich darum gebeten, auf Basis der Postuniversaldienstleistungsverordnung einzugreifen. Laut Thorsten Vogel, Sprecher des Planungsreferats, ist dies jedoch nicht möglich. Zwar sei die Stadt an einer flächendeckenden Versorgung interessiert. „Aber die Post ist ein privater Betrieb, der seine eigenen unternehmerischen Entscheidungen trifft.“ Die Stadt habe auf diese keinen Einfluss.

Bereits vergangene Woche wurde ein Postamt in Sendling in eine Partnerfiliale umgewandelt. Drei weitere sollen dieses Jahr noch dazukommen: in der Thierschstraße im Lehel, in der Joseph-Seifried-Straße in der Lerchenau sowie in der Bad-Schachener-Straße in Ramersdorf. Von Julia Stark

Artikel vom 23.04.2009
Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp

Weiterlesen





Wochenanzeiger München
 
Kleinanzeigen München
 
Zeitungen online lesen
z. B. Samstagsblatt, Münchener Nord-Rundschau, Schwabinger-Seiten, Südost-Kurier, Moosacher Anzeiger, TSV 1860, ...