Giesinger Heimatabend macht den Fans Hoffnung

München · Die Zukunft des Sechz’ger Stadions

Es ist der Traum vieler Löwenfans – die Rückkehr ins Grünwalder Stadion. Am Samstag, 25. Juli, ist es zumindest für einen Tag wieder soweit. Beim Giesinger Heimatabend empfangen die Löwen Real Mallorca. Spielbeginn ist um 18.60 Uhr.

Doch wie steht es um die Zukunft des Sechz'ger Stadions? Wir legen die Fakten dar und geben einen Ausblick auf die stadtpolitische Diskussion.

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Fakten und aktuelle Entwicklungen:

Der Münchner Stadtrat hat vor geraumer Zeit eine Entscheidung getroffen, dass das Gelände des Sechz’ger Stadions überplant werden und das Stadion abgerissen werden soll. Diese Entscheidung ist noch immer gültig, obwohl nach über zehn Jahren des Nachdenkens und Diskutierens kein brauchbarer Ersatzspielort für die U23- und U19-Mannschaften von 1860 und Bayern gefunden wurde, die derzeit im Sechz’ger Stadion spielen. Aufgrund verschiedener Signale aus der Politik (u.a. von Bürgermeisterin Strobl, SPD, im Vorfeld der Kommunalwahlen 2008) geht man inzwischen davon aus, dass hier ein Prozess des Umdenkens eingesetzt hat. Doch die Entscheidung über die Zukunft des Sechz’gers steht noch immer aus und wird voraussichtlich in den nächsten Monaten fallen. Daher wollen wir die Fakten zum Sechz’ger Stadion noch einmal aufzeigen: München braucht ein Stadion für die dritte und vierte Liga (Regionalliga) bzw. die Junioren-Bundesliga und das Sechz’ger Stadion ist – auch wenn es kein hochmoderner Neubau ist – für diese Zwecke quasi ideal. Das Stadion ist laut dem städtischen Sportamt mit 60 bis 80 Spielen pro Jahr das meistgenutzte Stadion in Bayern. Alternative Spielstätten für die genannten Mannschaften existieren in München nicht und ein Standort für den Bau eines neuen Kleinstadions wurde in den letzten Jahren vergeblich gesucht. Die vergleichsweise überschaubaren Investitionen, die getätigt werden müssen, um das Stadion für den Spielbetrieb in der dritten und vierten Liga in einem funktionsfähigem Zustand zu halten, liegen zudem bei einem Bruchteil dessen, was ein neues Kleinstadion auf der grünen Wiese kosten würde.

Einnahmen und Ausgaben: Das Stadion verursacht in etwa die Unterhaltskosten einer Bezirkssportanlage. Auch bei einem neuen Kleinstadion würden diese Betriebskosten in gleichem Maße auftreten. Das Stadion an der Grünwalder Straße könnte zudem durch entsprechende aktive Vermarktung abseits des Fußball-Liga-Spielbetriebs (Open-Air-Kino, Firmen-Events etc.) auch im baulichen Status quo besser genutzt werden, wodurch zusätzliche Einnahmen erzielt werden könnten. Die Sanierungsmaßnahmen im Sommer 2008 (Auflagen für neue dritte Liga) haben rund 800.000 Euro gekostet, wobei der Großteil auf Sicherheitstechnik (Kameraüberwachung, Polizeicontainer, Trennzäune) entfiel. (Die zeitgleich vorgenommene Kapazitätsreduzierung auf 10.240 Plätze hatte wohlgemerkt nichts mit Auflagen des DFB oder des Gesetzgebers zu tun, sondern war im Grunde ein Willkürakt der Münchner Polizei, der mit fadenscheinigen Sicherheitsbedenken begründet wurde.) Eventuelle weitere Sanierungsmaßnahmen (restliche DFB-Auflagen für die neue dritte Liga, Vorschriften der neuen Bayerische Versammlungsstättenverordnung) hängen vor allem mit der TV-Tauglichkeit (Flutlichtstärke) und dem Ersatz der Sitzbänke in der Haupttribüne durch Schalensitze zusammen. Das Stadion hat sich im jetzigen Zustand für die dritte Liga aber bewährt. Auf weitere Maßnahmen wie das für Live-Übertragungen von Spielen der dritten Liga taugliche Flutlicht kann aufgrund der für das Fernsehen unattraktiven Mannschaften (FCB II) verzichtet werden. Die vom Sportamt kolportierten Beträge von 20 bis 30 Millionen Euro sind aus Sicht der Freunde des Sechz’ger Stadions e.V. zu hoch angesetzte Kosten für eine nicht unbedingt notwendige Generalsanierung. Die Kosten für eine neu gebaute Haupttribüne zur Schaffung einer modernen Infrastruktur (Spielertrakt, Polizei, Medien, Gastronomie, Haustechnik) und Ermöglichung einer multifunktionalen Nutzung (Stadtteilzentrum) würden rund zehn bis 15 Millionen Euro betragen. Beim Bau eines neuen Kleinstadions würden dagegen nach Schätzung des Sportamtes Baukosten von 20 bis 30 Millionen Euro entstehen, die den Erlös aus dem Verkauf des Grundstücks an der Grünwalder Straße (etwa zehn Millionen Euro) weit übertreffen würden. Ein Stadionneubau am Stadtrand wäre zudem baurechtlich schwer durchsetzbar und würde weiteren Flächenverbrauch sowie teure Infrastrukturmaßnahmen bedeuten. Alle bisherigen Alternativen wurden daher verworfen.

Die Seele des TSV: Abgesehen von diesen ganz rationalen Gründen und dem hohen praktischen Nutzen ist das Sechz’ger ein Teil der Seele des TSV 1860. Hier wird seit fast 100 Jahren von den Löwen Fußball gespielt. Das Sechz’ger verkörpert für die Fans gleichermaßen Kult, Tradition und Heimat. Und deshalb werden diese – auch wenn es inzwischen nur noch die Spielstätte der U23 und U19 ist – um seinen Erhalt kämpfen wie die Löwen. Auch der weit überwiegende Teil der Münchner Bevölkerung steht hinter dem Stadion. Für die Bürger ist das Sechz’ger ein Stück München, das nicht verschwinden darf. Auf Bürgerversammlungen der Stadtbezirke Untergiesing und Obergiesing hat sich die Bevölkerung in den letzten beiden Jahren mehrmals nahezu einstimmig für den Erhalt ausgesprochen. Der Bezirksausschuss Untergiesing-Harlaching hat sich ebenso eindeutig positioniert und fordert parteiübergreifend den Erhalt des Stadions. Die Freunde des Sechz’ger Stadions e.V. werden auch weiterhin den Kontakt zur Politik suchen, um gemeinsam mit vielen tausend Fans und Bürgern zu signalisieren: Das Sechz’ger Stadion muss erhalten bleiben! Wer den Erhalt des Stadions unterstützen möchte, kann dies am einfachsten mit einer Mitgliedschaft bei den Freunden des Sechz’ger Stadions e.V. (ab sechs Euro Jahresbeitrag) tun. Von Roman Beer

Der Autor dieses Beitrags ist erster Vorsitzender der „Freunde des Sechz’ger Stadions e.V.“ und Autor des Buches „Kultstätte an der Grünwalder Straße. Die Geschichte eines Stadions“.

Mehr Infos: www.gruenwalder-stadion.de Freunde des Sechz’ger Stadions e.V., Postfach 900 402, 81504 München

Artikel vom 17.07.2009
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