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Kulturgeschichtspfad Maxvorstadt führt zu Geschichte und Gegenwart
Maxvorstadt · Sein Viertel neu entdecken
»Die 1897 angelegte Richard-Wagner-Straße sieht heute fast genauso aus wie damals«, sagt Benno Zimmermann, Projektleiter des Kulturgeschichtspfads Maxvorstadt. In der Hand hält er die Broschüre für den Stadtrundgang. Foto: js
Maxvorstadt · Was haben der ehemalige Bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß und der sozialistische Schriftsteller Oskar Maria Graf gemeinsam? Beide waren in der Maxvorstadt zuhause. Welche außergewöhnlichen Persönlichkeiten sonst noch im Viertel gelebt haben, berichtet der Kulturgeschichtspfad Maxvorstadt. Auf rund 100 Seiten lädt die kürzlich erschienene Broschüre des Kulturreferats die Münchner ein, den Stadtteil neu zu entdecken.
Sämtliche Sehenswürdigkeiten und geschichtlich wichtige Orte des Viertels zu erfassen ist keine leichte Aufgabe – selbst für einen Historiker. »Gerade in der Ludwigstraße drängen sich die bedeutsamen Gebäude dicht an dicht«, sagt Karin Pohl, die Autorin des Kulturgeschichtspfads. Weil große Institutionen wie etwa die Bayerische Staatsbibliothek und die Ludwig-Maximilians-Universität den Bürgern ohnehin bekannt seien, habe sie ihr Hauptaugenmerk jedoch auf die weniger prominenten Plätze im Stadtteil gelegt. »An der Richard-Wagner-Straße bin ich früher nur vorbeigegangen«, erzählt die promovierte Historikerin. Bei ihren Recherchen hat sie jedoch herausgefunden, dass sich dort bis 1941 ein sogenanntes Judenhaus befand, in dem die Nationalsozialisten jüdische Mieter, die aus ihren Wohnungen vertrieben worden waren, zwangsweise einquartiert hatten.
Auch dem wenig bekannten Widerstandskämpfer Walter Klingenbeck, nach dem der Weg zwischen der Staatsbibliothek und der Kaulbachstraße benannt ist, widmet Pohl einen Absatz. »Über die Geschwister Scholl wissen die Leute viel, über Klingenbeck dagegen kaum etwas«, erklärt sie. Als 17-Jähriger sendete der Schalttechniklehrling von der elterlichen Wohnung in der Amalienstraße aus über einen Geheimsender Beiträge gegen die Nazis. Zwei Jahre später wurde er deshalb hingerichtet. Nicht berühmt, aber dennoch bedeutend ist zudem die Gynäkologin Hope Bridges Adams Lehmann, die gemeinsam mit ihrem Mann Anfang des 20. Jahrhunderts in der Gabelsberger Straße praktizierte und unter anderem illegale Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt haben soll. Ihr widmet Pohl ein ganzes Kapitel: Sie war die erste offiziell zugelassene Ärztin Deutschlands. Auch nach ihr wurde eine Straße benannt – allerdings nicht in der Maxvorstadt, sondern in Schwabing.
Auch die Schwabinger Bohème fehlt nicht, zu denen unter anderem Schriftsteller wie Ludwig Thoma und Oskar Maria Graf, aber auch Maler wie Franz Marc zählten. Diese verkehrten nämlich nicht im benachbarten Schwabing, sondern im Simplicissimus in der Türkenstraße. Nicht weit davon, in einer Hinterhofwohnung in der Schellingstraße gegenüber des Schelling-Salons, ist nahezu zur gleichen Zeit der ehemalige bayerische Ministerpräsident Franz Josef Strauß als Metzgerssohn aufgewachsen. Der Kulturgeschichtspfad Maxvorstadt ist die bisher umfangreichste aller Stadtteilbroschüren. »Bislang war es das Schwabinger Heft«, sagt Pohl. Doch die Ausgabe für die Maxvorstadt übertreffe die des Nachbarviertels um zehn Seiten. Erhältlich ist die Broschüre kostenlos in allen Stadtteilbibliotheken sowie unter www.muenchen.de/kgp.
Julia Stark
Artikel vom 11.08.2009Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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