Hentschel warnt auf Bürgerversammlung vor Verdichtung

Trudering/Riem · Gartenstadt in Gefahr

Die Bürgerversammlung Trudering war diesmal nur mager besucht. Gleich mehrere Anträge gab es zu dem geplanten Mobilfunkmasten. Foto: Kohnke

Die Bürgerversammlung Trudering war diesmal nur mager besucht. Gleich mehrere Anträge gab es zu dem geplanten Mobilfunkmasten. Foto: Kohnke

Trudering/Riem · Mancher Stuhl blieb diesmal leer auf der Bürgerversammlung des Stadtbezirks 15, nur rund 100 Bürger waren ins Kulturzentrum an der Wasserburger Landstraße gekommen. Hauptthema des Abends war, wie bereits im Vorfeld erwartet, die Baugenehmigung für den Mobilfunkmasten am Eulenhorst. Doch zu Beginn der Versammlung griff Dr. Stephanie Hentschel, Vorsitzende des Bezirksausschusses (BA), zunächst ein anderes Thema auf.

Sie warnte: »Der Gartenstadtcharakter Truderings ist in Gefahr!« Mit dem Anstieg der Bevölkerung, die im Juli erstmals die 60.000 Einwohnermarke überschritten habe, gehe eine immer dichtere Bebauung der Grundstücke einher. »Sehr bedenklich ist in diesem Zusammenhang auch die Höhenentwicklung in der zweiten Reihe der bis dahin großzügigen Grundstücke«, so die BA-Vorsitzende. Trudering verändere sein Gesicht, so ihr Fazit. »Wenn immer mehr Gärten verschwinden, wars das mit dem Grün«. Der BA habe daher die Stadt aufgefordert, auch in den Bestandsgebieten zumindest vereinfachte Bebauungspläne aufzustellen, um die Entwicklung steuern zu können. Münchens Dritter Bürgermeister Hep Monatzeder, der die Versammlung leitete, wies indessen auf die Investitionen der Stadt München hin. Die Schwerpunkte lägen demnach mit 739 Millionen Euro bei dem Ausbau des Schulwesens und der Kindertagesstätten, mit 700 Millionen Euro beim Straßen- und 490 Millionen Euro im Wohnungsbau. Als Beispiele für Trudering nannte er etwa die Erweiterung der Grundschule in der Forellenstraße (14 Millionen Euro) und den erfolgten Neubau der Grundschule in der Helsinki-Straße (9,4 Millionen Euro). Dann kamen die Bürger zu Wort: Gleich mehrere Anträge betrafen die Aufstellung des rund 44 Meter hohen Mobilfunkmastes in Waldtrudering. So stellte Manfred Krüger die bereits erteilte Baugenehmigung im Truderinger Wald in Frage. Er forderte von der Stadt München eine Änderung der entsprechenden Bauordnung und die Genehmigungspflicht von Antennen in vergleichsweise sensiblen Bereichen.

Das unterstützte die Mehrheit der Bürger. Dr. Emmi Meyer, eine betroffene Anwohnerin, berichtete von mehr als 900 gesammelten Unterschriften besorgter Bürger, die eine Schädigung des Naherholungsgebiets durch die Antenne befürchten. Ihr Anliegen: Man solle sich noch einmal mit der Angelegenheit befassen und sich um Minimierung der möglichen Emission bemühen. In ihrem Antrag bat Emmi Meyer darum, die Stadtverwaltung möge eine Arbeitsgruppe einberufen, die in diesem Sinn nach einer transparenten Lösung suchen solle. Der Wunsch fand allerdings keine Mehrheit unter den anwesenden Truderingern. Mit einem Dank an den BA für dessen sorgfältige Vorabsichtung sensibler Bereiche wie Kindertagesstätten bat Jörg Jung um die Wiederaufnahme der Verhandlung mit dem Mobilfunkbetreiber. Zum Thema nahm Stadtdirektor Cornelius Mager, Leiter der Lokalbaukommission, Stellung: »Wir haben die Baugenehmigung erteilt.« Die Untere Naturschutzbehörde hätte zwar im Verlauf ein Veto eingelegt, es gab sogar einen gerichtlichen Ortstermin. Aber: »Wir haben 2007 zwei sehr ähnliche Prozesse geführt und beide verloren. Wir wollten nicht das dritte Mal Steuergelder vergeuden«, erklärte Mager und betonte: »Wir hatten inhaltlich keine Chance gegen die privilegierte Anlage«. Gerald Höfner, Referat für Gesundheit und Umwelt (RGU), dazu: »Der Standort ist besser als jede Alternative.« Je höher der Mast sei, desto geringer sei eine mögliche Strahlenbelastung. Außerdem lägen diese Werte weit unter den gesetzlichen Grenzwerten.

Haffstraße beschäftigt fünf Referate

Das Thema »Kiesabbau in der Haffstraße« kam ebenfalls auf den Tisch (der Südost-Kurier berichtete), wenngleich reduzierter als mancher vielleicht vermutet hätte. Wohl auch deshalb, weil die Stadtverwaltung in jüngster Zeit intensiv um Schadensbegrenzung vor Ort bemüht ist. Die Maßnahmen zur Sanierung des Grünstreifens laufen auf vollen Touren. So erhielt der Antrag von Werner Ernst zumindest in zwei Punkten Zustimmung: Betroffenen soll im speziellen Fall Akteneinsicht ermöglicht werden. Weiterhin solle zukünftig ein Maßnahmenkatalog zur Verhinderung derartiger Vorgänge erarbeitet werden. Keine Zustimmung erhielt die Forderung auf lückenlose Aufklärung des erfolgten Kiesabbaus sowie Nennung der Verantwortlichen. »Wir bemühen uns bereits um die Klärung. Fünf städtische Referate mit zahllosen Dienststellen arbeiten derzeit daran«, sagte Stadtdirektor Cornelius Mager. Im Antrag des Stadtrats Dr. Georg Kronawitter (CSU) seien darüber hinaus viele Details bereits enthalten. Zu weiteren Antragstellern gehörte Liselotte Fischer. Die Bürgerin beklagte nächtliche Ruhestörung durch laute Motoren im Bereich der Tangastraße. Sie forderte hier eine stärkere Überwachung des Verkehrs. Die Mehrheit im Saal fand das richtig. Arthur Fasching hingegen wünschte sich die Einführung der Umweltzone für ganz München. Dazu der Kommentar des Grünen-Politikers Monatzeder: »Da rennen Sie bei mir offene Türen ein!« Die meisten Bürger im Saal stimmten ebenfalls zu.

K. Kohnke

Artikel vom 07.10.2009
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