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Das Jahr 1949 aus Sicht Klemperers
Zentrum · »…zwischen allen Stühlen«
Zentrum · Am Donnerstag, 12. November, um 19 Uhr, in der »Open Scene«, im Stadtmuseum, Jakobsplatz 1, hält der Theaterwissenschaftler Olaf Jelinski eine multimediale Lesung zum Jahr 1949 im Spiegel der Tagebücher von Victor Klemperer: »... zwischen allen Stühlen«. Der Eintritt kostet 4 Euro/ 3 Euro für Mitglieder des Fördervereins MFZ. Karten können vorbestellt werden unter Tel. 0 89/23 39 64 50.
Um die Spuren der Entstehungsgeschichte beider deutscher Staaten zu verfolgen (die BRD und die DDR wurden beide 1949 gegründet), stellen die Tagebücher des Romanisten und Universitätsprofessors Victor Klemperer ganz besondere Zeitzeugnisse dar. Nach der Befreiung wollte sich der unter den Nationalsozialisten verfolgte und von seinem Katheder verdrängte Victor Klemperer aktiv am Aufbau eines neuen Deutschlands beteiligen. Angesichts der konsequenteren Politik der Kommunisten gegenüber den ehemaligen Nazis, hielt er dafür die sowjetische Besatzungszone und später die DDR für geeigneter.
Er zog mit seiner Frau Eva zurück in sein Haus in Dresden-Dölzschen, aus dem sie 1940 vertrieben worden waren. Doch kamen ihm bald, angesichts der stalinistischen Tendenzen in Ostdeutschland, ernste Zweifel an der gewählten Alternative. Der Titel der Ausgabe seiner Tagebücher von 1945 bis 1959, »So sitze ich denn zwischen allen Stühlen«, gibt diesem tiefen Konflikt Ausdruck. In einer multimedialen Lesung wird der Theaterwissenschaftler Olaf Jelinski der Atmosphäre des Jahres 1949 nachspüren. Ausgewählte Passagen aus den Tagebüchern Victor Klemperers werden von korrespondierenden Wochenschauen aus Ost und West begleitet.
Die mediale Reflexion zentraler Ereignisse aus Politik, Kultur und Alltagsleben, kombiniert mit Gedanken und Gefühlen Victor Klemperers, zeichnen ein außergewöhnliches Stimmungs- und Lagebild aus der Frühphase des geteilten Deutschlands. Olaf Jelinski, Jahrgang 1966, hat Film- und Theaterwissenschaft studiert und lebt zur Zeit in Berlin. Victor Klemperer, 1881 in Landsberg an der Warthe als Kind eines Rabbiners geboren, konvertierte schon früh zur protestantischen Konfession. 1920 übernahm er den Lehrstuhl für Romanistik in Dresden, der ihm von den Nazis aufgrund seiner jüdischen Abstammung 1935 entzogen wurde. Nach dem Zusammenbruch des Naziregimes lebte Victor Klemperer wieder in Dresden, trat der KPD bei und wurde Mitglied im Volksrat der sowjetisch besetzten ostdeutschen Gebiete.
Artikel vom 11.11.2009Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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