97 Jahre davon lebt Franziska Eder in Moosach

Moosach · Am Dienstag wurde sie 100

Stoßen auf den 100. Geburtstag an: Georg Dorn, Helene Sleiers, Johann Eder und Jubilarin Franziska Eder (von links).	Foto: mka

Stoßen auf den 100. Geburtstag an: Georg Dorn, Helene Sleiers, Johann Eder und Jubilarin Franziska Eder (von links). Foto: mka

Moosach · Einhundert Jahre, davon 97 Jahre in Moosach – ein langer Zeitraum, auf den Franziska Eder zurückblicken kann. Ihren großen runden Geburtstag feierte die rüstige Jubilarin am Montag im Seniorenzentrum Bethel im Kreis von Familie und Freunden. Am 11. Januar 1910 eröffnete Kaiser Wilhelm II den preußischen Landtag in Berlin, am gleichen Tag verteidigt die bayerische Regierung die Entnahme von Gemälden aus der Augsburger Bildergalerie für die Pinakothek in München, wird Franziska Eder in Dachau geboren.

Kurze Zeit später, 1913, ziehen ihre Eltern nach Moosach um, zunächst in die Eggmühler Straße, 1934 werden zwei Häuser in der Abendsbergstraße gebaut. Franziska Eders Kindheit, so sagt sie, war sehr glücklich, aber auch geprägt vom ersten Weltkrieg und den Nachkriegswirren. »In fast allen Bevölkerungsschichten herrschte große Armut«, erinnert sie sich.

Nach der Schulentlassung 1924 erlernte sie im damaligen Kaufhaus Frankl in der Feldmochinger Straße den Beruf der Verkäuferin. Zehn Jahre später lernte sie ihren Mann, Ludwig Eder, einen Lokomotivführer, kennen, den sie 1938 heiratete. Drei Jahre später wurde Sohn Johann Eder geboren. Ein Schicksalsschlag traf die junge Familie 1943: Bei einem Fliegerangriff wurde das Haus in der Abendsbergstraße zerstört, ebenso zerstört wie das daneben stehende, in dem ihre Schwester wohnte. Franziska Eder und ihre Familie wurden bei Verwandten in Saaldorf bei Freilassing aufgenommen. Die Schwester fand mit ihrer Familie in Pulling bei Freising Unterschlupf. Ein weiterer Schlag: Ihr Bruder fiel in Stalingrad.

Nach dem Krieg baute Franziska Eders damals bereits 75 Jahre alter Vater mit Hilfe der Familie und ehemaligen Arbeitskollegen die zerstörten Häuser noch vor der Währungsreform 1948 wieder auf. Es folgten nun bessere Jahre. »Von Jahr zu Jahr ging es aufwärts«, erzählt Franziska Eder. »Ich hatte zwar viel Arbeit in Haus und Garten, aber wir waren alle zufrieden und zuversichtlich.« 1973 verstarb ihr Mann. »Jetzt musste ich auch noch die zuvor von ihm erledigten Dinge übernehmen, aber es hat alles gut geklappt«, freut sie sich und fügt bescheiden hinzu: »So bin ich halt hundert Jahre alt geworden.«

Sohn Johann (68) weiß vielleicht, woran es liegt: »Meine Mutter hat nie geraucht und sehr wenig Alkohol getrunken. Nach einem halben Glas Bier hatte sie immer schon gleich einen Schwipps.« Auch sportlich hat sich Franziska Eder betätigt. »Ich war immer sehr rührig und hab alles probiert: Skifahren, Schwimmen, Tanzen, Radfahren.« Das bestätigt auch ihr Sohn. »Bis zu ihrem 90. Geburtstag war sie noch mit dem Fahrrad unterwegs. Sie wollte es einfach nicht lassen.« Also griff Johann Eder zur Flex. »Ich hab ihr Radl einfach auseinandergeschnitten«, schmunzelt er. »Dann ging nichts mehr mit Radlfahren.«

In Bethel lebt Franziska Eder seit fast zwei Jahren und fühlt sich richtig wohl hier. Das bestätigt auch Helene Sleiers, Hauptgeschäftsführerin im Seniorenzentrum: »Ich habe noch selten einen so rüstigen Menschen in diesem Alter erlebt«, versichert sie. Und Anschluss hat Franziska Eder auch sofort gefunden: Mit Georg Dorn (78), der zur gleichen Zeit nach Bethel kam, verbindet sie inzwischen eine innige und herzliche Freundschaft. Kein Wunder, dass Georg Dorn zu ihrer Rechten sitzt und mit ihr bei einem Glas Sekt auf den runden Geburtstag anstößt, bevor es schließlich an Kaffee und Kuchen geht. mka

Artikel vom 12.01.2010
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