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Randale am Gärtnerplatz: Ausnahme oder Spitze des Eisbergs?
Isarvorstadt · Klima wird frostiger
S. Weiß und B. Yigit (v.l.) von der Polizeiinspektion 14 fahren im Glockenbachviertel regelmäßig Streife. »Im Sommer halten sich auf dem Gärtnerplatz oft bis zu 500 Leute an einem Abend auf«, so Weiß. Foto: js
Isarvorstadt · Das soziale Klima rund um den Gärtnerplatz spitzt sich zu. Mit Baseballschlägern bewaffnet haben kürzlich jugendliche Randalierer aus der linken Szene auf Autos eingeschlagen. Die Polizei spricht von einem Ausnahmefall. Die CSU-Stadträte Richard Quaas und Georg Schlagbauer indes befürchten, dass in München bald Berliner Verhältnisse einkehren und Straftaten wie diese zum Alltag werden könnten.
Dort und in Hamburg etwa reagieren Randalierer auf den aus ihrer Sicht negativen Wandel der Stadtviertel hin zu schick und teuer. Auch Alexander Miklosy (RoLi), Vorsitzender des Bezirksausschusses Isarvorstadt-Ludwigsvorstadt (BA 2) warnt vor den neuesten Entwicklungen im Glockenbach.
Um 2 Uhr morgens wurden die Anwohner des Gärtnerplatzviertels an Heilig-Dreikönig aus dem Schlaf gerissen. Der Grund: Zehn mit Kapuzenpullovern und Tüchern vermummte Jugendliche im Alter von 15 bis 23 Jahren zogen gröhlend durch die Straßen. Begleitet von Parolen wie »droht dem Kapitalismus« zerschlugen sie in der Frauenhofer-, der Bader-, der Klenze- und der Müllerstraße Fenster und Außenspiegel parkender Autos. »Es handelt sich dabei ausschließlich um Fahrzeuge von Anwohnern«, berichtet Polizeisprecher Gottfried Schlicht. Ein Sachschaden von mehreren Tausend Euro sei entstanden.
Laut Polizei stammen die Täter aus dem linksextremen Millieu: »Sie kamen von einem Punk-Konzert und ihre Parolen waren eindeutig.« Einem bestimmten Viertel sei die Gruppe nicht zuzuordnen. »Sie wohnen über die ganze Stadt verteilt, von Giesing bis Schwabing«, so der Polizeisprecher. Eine Radikalisierung der linken Szene kann Schlicht jedoch nicht erkennen: »Fälle wie diese sind in München absolute Ausnahme.«
Anders schätzen die Lage Quaas und Schlagbauer ein. »In Berlin, Hamburg und anderen deutschen Städten gehören solche und rabiatere Aktionen schon zum allnächtlichen Szenario«, heißt es in ihrem aktuellen Antrag an den Stadtrat. Ihre Forderung: Die Behörden müssten »sofort Maßnahmen einleiten, um diesen Teil der linken Szene zu beobachten und wieder in den Griff zu bekommen.« Das im Stadtratsantrag beschriebene Ausmaß der Zerstörung durch die Randalierer unterscheidet sich jedoch deutlich von den Angaben im Polizeibericht: Hier ist von »Dutzenden beschädigter Autos« die Rede, während die Ordnungshüter nur an fünf Fahrzeugen Spuren von Vandalismus feststellen konnten. Miklosy hingegen hält es für fraglich, ob die Tat der Jugendlichen tatsächlich politisch motiviert war, »das ist letztlich nicht beweisbar«. Allerdings bemerke auch er eine Radikalisierung im Viertel: »Ich beobachte das mit Sorge.« Die demolierten Autos seien nur die Spitze des Eisbergs. Auch Schmierereien hätten in den vergangenen Jahren stetig zugenommen.
»Das liegt an den Menschenmassen, die am Wochenende zum Feiern kommen«, erklärt er. Hinzu komme, dass der Stadtteil, seit er sich zum »In-Viertel« entwickelt habe, immer teurer werde. Die Folge: Auch die Preise in den Lokalen steigen. »Die jungen Leute können sich das nicht mehr leisten«, so der BA-Vorsitzende. Daher verlagere das Partyvolk seine Feste in den öffentlichen Raum. »Im Sommer ist der ganze Gärtnerplatz oft eine einzige Freischankfläche«, klagt Miklosy. Wo viele alkoholisierte Leute zusammenkämen, steige jedoch auch die Wahrscheinlichkeit von Vandalismus. Julia Stark
Artikel vom 19.01.2010Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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