Mehrfacher Trickbetrug und Diebstahl nachgewiesen

Hohenbrunn · 3,5 Jahre für Ex-Polizist

Hohenbrunn · Er hat Senioren um ihr Erspartes gebracht, einem Kollegen die Sportjacke geklaut und einen Kaufvertrag für den Erwerb eines Mercedes geschlossen – obwohl er wusste, dass er das Geld in Höhe von 7.500 Euro nicht würde aufbringen können: Nun muss ein ehemaliger Polizeibeamter der Polizeiinspektion Hohenbrunn-Riemerling (PI 28) für dreieinhalb Jahre ins Gefängnis.

Der Münchner Amtsrichter Andreas Schätzl sah es nach einer mehrstündigen Verhandlung im Gerichtssaal an der Nymphenburger Straße als erwiesen an, dass sich der 29-Jährige des mehrfachen schweren Betrugs sowie des Diebstahls in zwei Fällen schuldig gemacht hat. Besonders schwerwiegend und ein Grund für das hohe Strafmaß sei die Tatsache, dass er seine Amtsstellung als Polizist missbraucht habe, wie der Richter in der Urteilsbegründung unterstrich: »Sie sind schon sehr tief gesunken. Alle Opfer haben Sie sich unter Ausnutzung spezieller Kenntnisse ausgesucht. Bei allen sind Sie als Polizist in Erscheinung getreten und haben vorgegeben, helfen zu wollen. Sie nutzten das Vertrauen auf diese Weise schamlos aus.«

Selbst den Tod des eigenen Vaters hatte er vorgetäuscht, um vom Autohändler eine weitere Zahlungsfrist eingeräumt zu bekommen. Grund für die Taten, die sich zwischen Juli 2007 und März 2009 abspielten, waren offenkundig massive Geldsorgen: Sein Gehalt war bereits gepfändet worden, Vollstreckungsaufträge standen an, Kreditrückstände konnte er nicht begleichen. »Dennoch täuschte er gegenüber dem Geschädigten seine Zahlungsfähigkeit und Zahlungswilligkeit vor«, wie Staatsanwalt Klaus Ledermann im Falle des »gekauften« Mercedes schilderte.

Mit einem klassischen Trickbetrug hingegen ergatterte der Mann bei einem 85-jährigen, inzwischen verstorbenen Münchner 12.000 Euro. Ohne dienstlichen Anlass hatte er am 15. April 2008 nach Dienstschluss an der Haustür geklingelt und sich über seinen Dienstausweis Einlass verschafft. Über eine polizeiliche Datenabfrage wusste er, dass der Senior über beträchtliche Mengen Bargeld im Haus verfügte: Er war ein Jahr zuvor Opfer eines Trickdiebstahls geworden, aus den Protokollabfragen ging hervor, dass noch eine größere Summe zurückgeblieben war.

Der Polizist forderte das Geld mit dem Hinweis ein, dass er es gegen weitere Diebstähle »sichern« und entsprechend »kennzeichnen« wolle. Sein Opfer vertraute ihm und händigte ihm das Geld aus, das er dann für private Zwecke verwendete. Die gleiche Masche wendete der Betrüger später bei einer 78-Jährigen und bei einer 89-jährigen Ottobrunnerin an. Letztere schöpfte jedoch Verdacht und konnte ihn abwimmeln. »Auch in diesem Fall hatte der Angeschuldigte vorab durch eine nicht dienstlich veranlasste Abfrage der polizeilichen Datensysteme in Erfahrung gebracht, dass die Geschädigte bereits einige Tage vorher Opfer eines versuchten Trickbetrugs geworden war«, wie in der Anklageschrift festgehalten ist. Auf das Konto des Mannes gehen auch eine Sportjacke im Wert von 70 Euro sowie zwei Handfunkgeräte im Wert von insgesamt 1.500 Euro, die er aus der Dienststelle entwendete.

mst

Artikel vom 10.03.2010
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