Kufencracks können den Titel schon Dienstagabend klar machen

München · Der EHC gibt sich schon ganz meisterlich

Kämpferisch zeigte sich das EHC-Team beim Spiel gegen Schwenningen am vergangenen Sonntag.	Foto: Heike Feiner

Kämpferisch zeigte sich das EHC-Team beim Spiel gegen Schwenningen am vergangenen Sonntag. Foto: Heike Feiner

München · Eigentlich ist die Rechnung ganz einfach: Zwei Spiele hatte der EHC in der best-of-five-Finalserie gegen Schwenningen am Sonntagabend schon gewonnen, also reichte ein weiterer Sieg zum Gewinn des Titels. Denn zwei addiert mit eins macht drei. Und wer drei Siege einfährt, der hat gewonnen. »Das ist aber nicht Mathematik«, sagte Pat Cortina , »das hier ist Sport.« Und Eishockey ist unberechenbar.

Von Jan Lüdeke

Dennoch war klar: Nach dem 6:4 in Schwenningen und dem 5:2 vor eigenem Publikum könnte der EHC bereits am Dienstagabend in Schwenningen (Spiel war bei Redaktionsschluss noch nicht beendet) die Meisterschaft klarmachen.

Allen Gedankenspielen, das dritte Spiel extra zu verlieren, um dann am kommenden Freitag in München die Meisterschaft zu holen, erteilten die EHC-Verantwortlichen vehement eine Absage. »Wir wären schön blöd«, sagte Präsident Jürgen Bochanski, »verlieren wir in Schwenningen, dann haben wir den Druck, dass wir daheim gewinnen m ü s s e n.« Denn eine fünfte Partie bei den Schwaben, die dann mit dem Selbstvertrauen von zwei Siegen in Folge an den Start gehen würden, wäre nur schwer zu gewinnen.

Dementsprechend nüchtern gab sich Pat Cortina auch nach dem zweiten Sieg. »Ein Teil von mir ist sehr glücklich über die Erfolge, ein anderer Teil weiß aber, dass die Serie noch nicht vorbei ist.« Cortina konnte nur hoffen, dass sein Team auch so dachte. »Ich kann sie bloß daran erinnern. Aber viele unserer Führungsspieler waren schon in solchen Situationen und sie wissen, was zu tun ist.« Und die Profis wussten auch, denn das hatte ihnen ihr Chef Cortina eingebläut, dass am Dienstag das schwierigste Spiel der Saison auf sie warten würde. »Schwenningen wird körperlich extrem hart spielen und die Zuschauer werden das Team nach vorne pushen«, vermutete Cortina vor Spiel drei.

Der Italo-Kanadier spricht in Interviews in der Regel ausschließlich Englisch. Ausnahmen macht er nur in Sonderfällen. Wenn zum Beispiel der EHC-Anhang in der Olympia-Eishalle für außergewöhnliche Abende sorgt. Sein Team sei frischer gewesen, habe mehr Energie gehabt als der Gegner, sagte Cortina am Sonntagabend, »because the fans were unglaublich«. So habe seine Mannschaft mit dem nötigen Feuer gespielt, das Cortina auch am Dienstag sehen wollte. In richtiger Dosierung. »Wir müssen das kontrollieren, müssen unsere Energie da einsetzen, wo wir sie brauchen. Und nicht zum Beispiel dafür, mit dem Schiedsrichter zu diskutieren.« Cortina setzte auch darauf, dass sein Team aus dem Endspurt der Saisonhauptrunde gelernt hatte. Da hatte sich der EHC auf der Zielgeraden noch von Schwenningen vom ersten Rang verdrängen lassen.

Während das Team also mit riesigen Schritten auf das sportliche Ziel, den Titel, zuläuft, wird hinter den Kulissen eifrig an der Mission DEL gearbeitet. »Wir tun alles dafür, dass wir das schaffen. Und ich bin auch überzeugt, dass wir das schaffen«, sagte Jürgen Bochanski. In die Karten schauen lassen will sich der Präsident allerdings nicht. Man habe gute Gespräche geführt, könne aber noch keinen Abschluss vorweisen. Bochanski erneuerte seinen Aufruf an die Münchens Unternehmen. »Wir brauchen die lokale Wirtschaft. Anders läuft es nicht.« Hier ist Rechnen erlaubt, ja gar unausweichlich, schließlich geht es hier um Wirtschaft, nicht um Sport. Eins scheint klar: Sollte München einen Aufstieg nicht realisieren können, weil das Geld fehlt, würde Bochanski wohl kaum weitermachen. »Mit dem Titel hätten wir alles erreicht, was wir erreichen können. Für München ist DEL-Eishockey das A und O.« Denn auch das Team würde im Falle eines Verbleibs in der 2. Bundesliga auseinanderfallen. »Die Mannschaft ist DEL-reif«, betonte Bochanski, »und wenn die Spieler nicht mit uns in die DEL gehen, dann gehen sie zu einem anderen Verein.«

Steigt der EHC aber auf, dürfte das Team größtenteils zusammenbleiben. Und solange das Team sportlich auf dem Weg ist, besteht jeder Grund zu Optimismus. Am Dienstagabend schon könnte der EHC, wie erwähnt, mit einem Sieg in Schwenningen den Titel gewinnen. Haben die Münchner das Spiel verloren, könnte die Meisterfeier am Freitag (Spielbeginn 20 Uhr) in der Olympia-Eishalle steigen.

Artikel vom 26.04.2010
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