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Überplanung der Brunnthaler Ortsmitte muss warten
Brunnthal · Streitpunkt: Ortskern
Nach der Schließung des Gasthofes Lutterschmid ist es ruhig geworden in Brunnthals Ortsmitte. Zu ruhig findet der Bürgermeister. Foto: ReB
Brunnthal · Die Gemeinde Brunnthal ist derzeit in einer echten Bredouille: nicht nur, dass nach dem Tod von Gastwirt Helmut Lutterschmid der zentrale Integrationspunkt mit dem Wirtshaus in der Ortsmitte fehlt und die Gaststätte seit über einem halben Jahr geschlossen ist – eine mögliche Wiederinbetriebnahme von Gasthaus und Hotel dürfte sich auch noch länger verzögern. Denn die potenziellen Erben, drei Söhne und die Gattin des Verschiedenen, stehen sich derzeit im Rechtsstreit unerbittlich gegenüber.
Der Ausgang der Verhandlung über möglicherweise mehrere Instanzen ist derzeit ebenso ungewiss wie das zeitliche Raster. Darüber informierte jüngst der Miesbacher Rechtsanwalt Hans Georg Dorfner als Vertreter der drei Lutterschmid-Söhne den Brunnthaler Gemeinderat. Damit liegen auch die ehrgeizigen Planspiele von Bürgermeister Stefan Kern (CSU) erst einmal auf Eis. Im Zuge einer Neubelebung der Traditionsgaststätte wollte der Rathauschef auch gleich noch den Ortskern zukunftsträchtig überplanen. Der Gasthof Lutterschmid prägte nicht nur seit vielen Jahren das Brunnthaler Ortsbild – er war auch dessen Zentrum und belebendes Element. Heute wirkt diese Ortsmitte rund ums Rathaus wie verwaist.
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Bei der Gemeinde und insbesondere bei Bürgermeister Stefan Kern entwickelte sich deshalb die Idee einer nachhaltigen städtebaulichen Gestaltung vor Ort. Im Detail: Gasthof und Hotel sollen trotz derzeit ungeklärter Erb- und Zukunftsfragen weiter als Gastroflächen gewidmet bleiben – zudem will Kern auch den weiteren Umgriff der Ortsmitte gleich mit überplanen. »Wir haben hier eine historische Aufgabe in Sachen Gemeindeentwicklung und ja in anderen Ortsteilen bereits leidvolle Erfahrungen gemacht!«. Deshalb wollte der Rathauschef im Gemeinderat einen entsprechenden Aufstellungsbeschluss verabschieden lassen. Doch daraus wird – zumindest vorerst – nichts.
Nicht nur die ungeklärte Verfahrenslage beim Erbstreit hemmt das Verfahren. Die Gemeinderäte sprachen sich zudem gegen eine allzu schnelle Überplanung über die Köpfe der beteiligten Grundbesitzer hinweg aus. »Die weitaus meisten Plan- und städtebaulichen Verfahren in Kommunen drehen sich um Privatgrundstücke. Aber man kann hier nicht das Privatinteresse vor das Gemeinwohl stellen«, argumentierte Kern. In sonst seltener Allianz sprang ihm SPD-Gemeinderat Ernst Portenlänger zur Seite. »Ich verstehe die Aufregung nicht – die Lutterschmids als Eigentümer sind an einem Planungsverfahren ohnehin voll umfänglich beteiligt«. Portenlänger wie Kern vertraten die Auffassung, jede weitere zeitliche Verzögerung sei schlecht für das wichtige Ziel, die Ortsmitte neu zu beleben. Doch mit dieser Einschätzung waren sie allein. »Das Verfahren im Erbstreit ist völlig ergebnisoffen«, verriet Rechtsanwalt Dorfner. »Bis zu dessen Ausgang fehlt ein rechtlich legitimierter Ansprechpartner auf Seiten der Eigentümer – da liegt alles auf Eis.«
UBW-Gemeinderat Sylvester Schuster lehnte Kerns Vorgehen auch noch in anderer Hinsicht ab. »Wir betreiben mit Blick auf die Erben hier aktive Wertminderung ihres Besitzes«, meinte Schuster. Er rechnete vor, durch eine von der Gemeinde »über die Köpfe der Beteiligten« betriebene Festlegung des Lutterschmid-Areals als Gastrofläche verlören die Eigentümer »wohl rund eine halbe Million Euro an Wiederverkaufswert«.
Eine Kerbe, in die auch CSU-Fraktionssprecher Thomas Mayer schlug. »Wir können hier kein Fallbeil über einer alt eingesessenen Familie schwingen«, so der Christsoziale. Er sprach sich wie die deutliche Mehrheit im Rat für eine gemeinsame Konzeptentwicklung mit der Familie Lutterschmid und gegebenenfalls weiteren örtlichen Eigentümern aus.
Keine Zwischennutzung
Inzwischen ist auch eine andere Möglichkeit einer rascheren Wiederbelebung von Brunnthals Mitte vom Tisch. Im Gemeinderat war die Frage nach einer möglichen Zwischennutzung durch einen möglichen anderen Pächter bis zur Klärung der diffizilen Sachfrage aufgeworfen worden. Anwalt Dorfner winkte jedoch nach Besprechung mit den Erben ab. »In den letzten Monaten vor der Schließung schon war der Betrieb nicht mehr wirtschaftlich gelaufen«, führte Dorfner aus. Aufgrund des baulichen Zustands und des Renovierungsbedarfs müsste nach Schätzung der Beteiligten zudem ein Betrag von rund einer Million Euro investiert werden. »Wir verlieren hier vor allem viel Zeit – dabei wäre es unsere Aufgabe, die Ortsmitte im Sinne der Allgemeinheit möglichst schnell wieder zu beleben«, wurde Kern nicht müde zu betonen. ReB
Artikel vom 04.05.2010Auf Facebook teilen / empfehlen Whatsapp
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