Veröffentlicht am 09.10.2024 13:15

Blinde und sehbehinderte Kinder fördern: Der BBSB fordert die die Stunden des Mobilen Sonderpädagogischen Diensts sicherzustellen


Von red
Felix Haas an seinem PC mit Braille Zeile. (Foto: privat)
Felix Haas an seinem PC mit Braille Zeile. (Foto: privat)
Felix Haas an seinem PC mit Braille Zeile. (Foto: privat)
Felix Haas an seinem PC mit Braille Zeile. (Foto: privat)
Felix Haas an seinem PC mit Braille Zeile. (Foto: privat)

„Es wäre schon schön, wenn ich einmal im Monat eine MSD-Stunde in der Schule hätte“, erklärt der vierzehnjährige Felix Haas. Eigentlich hat er wöchentlich Anspruch auf eine Stunde des „Mobilen Sonderpädagogischen Diensts“ (MSD). Der MSD unterstützt Schülerinnen und Schüler in den Förderschwerpunkten Sehen, Hören, körperliche und motorische Entwicklung, soziale und emotionale Entwicklung, Sprache, geistige Entwicklung und Lernen. Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB) setzt sich dafür ein, dass die Stunden des MSD für die Kinder sicherzustellen.

Birgit Haas und ihr Sohn Felix erzählen, dass er im vergangenen Schuljahr 2023/ 24 drei Stunden im gesamten Schuljahr hatte. Die Fachkraft steht zwar im regelmäßigen telefonischen und E-Mailkontakt, berät und unterstützt soweit das möglich ist. Leider reichen aber die zeitlichen Kapazitäten nicht aus, um Felix wenigstens einmal im Monat zu sehen. „Schön ist allerdings, dass wir unsere MSD-Kraft schon seit Felix‘ Grundschulzeit kennen. Aber ihre Kapazitäten sind zu begrenzt“, sagt Birgit Haas.

„Ab und an helfen Klassenkameraden“

Nun hat Felix noch Glück, denn er besucht das Adolf-Weber-Gymnasium in München. Ein Fahrdienst bringt ihn täglich von Kaufbeuren nach München. Diese Schule ist mit einem Blindenleitsystem, Rampen und einem Aufzug ausgestattet, die Lehrkräfte erhalten Coachings und Schulungen um die derzeit acht betroffenen Schülerinnen und Schüler (von 800) gezielt zu unterstützen. Sabine Hoffmann, selbst blind, fungiert an dieser Schule als Schnittstelle zwischen Lehrkräften, Eltern und Kindern. Sie kümmert sich um Unterlagen und Lehrmaterial, das für blinde und sehbehinderte Kinder eigens aufbereitet wird und steht den Eltern als Beraterin zur Verfügung. Das Konzept dieser Schule beinhaltet, dass blinde und sehbehinderte Schülerinnen und Schüler ohne Schulbegleitung zurechtkommen sollen, denn so gelingt die Integration in die Klasse in der Regel leichter.

Eine Schulbegleitung hatte Felix nur in der Grundschule. „Durch das Blindenleitsystem und das Mobilitätstraining, das vor Schulbeginn stattfand, kann ich mich in der Schule gut orientieren. Ab und an helfen mir natürlich auch mal Klassenkameraden“, berichtet Felix. Am Ende seiner Grundschulzeit erkrankte Felix‘ Schulbegleitung. Da es keinen Ersatz gab, hat er sich gleich daran gewöhnt, ohne Schulbegleitung zurecht zu kommen.

„Eine Bereicherung”

Felix erzählt, dass sie 26 Kinder in der Klasse sind. Für die achte Klasse hat er nun Spanisch gewählt, er begann mit Englisch und Französisch und die Klassen werden neu gemischt. Besonders geschulte Lehrkräfte an dieser Schule unterrichten blinde und sehbehinderte Kinder in den Fächern Informatik, Kunst, Sport und Mathematik separat. Alle anderen Schulstunden finden im Klassenverbund statt. Auf die Frage, ob er denn das Abitur machen möchte, antwortet er noch offen. Er möchte sehen, wie die nächsten zwei Schuljahre für ihn laufen und sich dann entscheiden. Felix ist in seiner Freizeit vielseitig interessiert, er spielt Alt-Blockflöte, früher Keyboard, ist schon geklettert und geht gern zum Schwimmen. Zudem tritt er regelmäßig mit dem Theaterverein „Theater im Turm“ in Kaufbeuren als Schauspieler auf.

Seit 30 Jahren lebt das Adolf-Weber Gymnasium dieses Konzept. Dazu Sabine Hoffmann: „Für uns und die Schülerinnen und Schüler ist es eine Bereicherung. Auch unsere Lehrkräfte sind sehr engagiert. Dennoch ist eine regelmäßigere Unterstützung durch MSD-Stunden für die betroffenen Kinder notwendig.“

Stunden sicherstellen

Der Bayerische Blinden- und Sehbehindertenbund e.V. (BBSB) appelliert an die Bayerische Landesregierung, die Stunden des Mobilen Sonderpädagogischen Diensts für die Kinder sicherzustellen. Blinde und sehbehinderte Kinder sind auf diese Förderung angewiesen. Franziska Weigand, Grundschullehrerin in Dachau und Mitglied des Landesvorstands im BBSB: “Die bisherige Deckelung der MSD-Stunden wird den unterschiedlichen Bedürfnissen der Kinder nicht gerecht. Wir fordern daher, dass eine bedarfsgerechte Förderung der Schülerinnen und Schüler sichergestellt wird.“

Mehr Informationen gibt es unter https://bbsb.org im Internet.

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