Veröffentlicht am 14.09.2010 00:00

Bogenhausen/Riem · Jetzt reicht’s!


Von red
Alle Parkplätze entlang der Landshamer Straße zum Reitstadion waren bei den »Pyro Games« eine halbe Stunde nach Kassenöffnung belegt. Die Anwohner ärgern sich aber auch über den Lärm und Dreck der Menschenmassen.	 (Foto: ikb)
Alle Parkplätze entlang der Landshamer Straße zum Reitstadion waren bei den »Pyro Games« eine halbe Stunde nach Kassenöffnung belegt. Die Anwohner ärgern sich aber auch über den Lärm und Dreck der Menschenmassen. (Foto: ikb)
Alle Parkplätze entlang der Landshamer Straße zum Reitstadion waren bei den »Pyro Games« eine halbe Stunde nach Kassenöffnung belegt. Die Anwohner ärgern sich aber auch über den Lärm und Dreck der Menschenmassen. (Foto: ikb)
Alle Parkplätze entlang der Landshamer Straße zum Reitstadion waren bei den »Pyro Games« eine halbe Stunde nach Kassenöffnung belegt. Die Anwohner ärgern sich aber auch über den Lärm und Dreck der Menschenmassen. (Foto: ikb)
Alle Parkplätze entlang der Landshamer Straße zum Reitstadion waren bei den »Pyro Games« eine halbe Stunde nach Kassenöffnung belegt. Die Anwohner ärgern sich aber auch über den Lärm und Dreck der Menschenmassen. (Foto: ikb)

Chaos hoch drei: Blechlawinen, Lärm, Dreck – seit Jahren Begleiterscheinungen von Großveranstaltungen, meist Konzerten, im Reitstadion und auf der Galopprennbahn, sehr zum Verdruss tausender Anwohner.

»Jetzt reicht’s endgültig«, schimpfte stocksauer im Bezirksausschuss (BA) Bogenhausen BA-Mitglied Franz Reznik (CSU), »hier geht’s doch nur ums Geld, alles andere spielt keine Rolle, die Leute bei der Regierung und im Kreisverwaltungsreferat sind nicht fähig, die Sache in den Griff zu bekommen.« Zumindest eine Besserung ist in Sicht: Die Termine in Riem und Daglfing sowie auf dem Buga-Gelände sollen in einem Kalender aufeinander abgestimmt werden, jeder Veranstalter muss künftig einen Bauantrag stellen, was die Besucherzahl auf 19.500 Personen beschränkt.

»Die Situation wurde bei einem Runden Tisch mit den Vertretern aus Trudering grundsätzlich geklärt«, versicherte BA-Vorsitzende Angelika Pilz-Strasser

(Die Grünen) dem Gremium, »Mängel in der bisherigen Form werden wir nicht mehr sehen, wir werden künftig zu einem besseren Ablauf kommen.« Und: »Wir alle müssen uns immer wieder zusammensetzen, um herauszufinden, wo wir einschreiten können.«

Bei CSU-Sprecher Robert Brannekämper indes überwiegt die Skepsis: »Ein Bauantrag ist plausibel, aber kein gangbarer Weg – was tun, wenn mehr Leute kommen, als laut Höchstteilnehmerzahl genehmigt?« Sein Lösungsvorschlag: ein entsprechend begrenztes Kartenkontingent, für das der Veranstalter sorgen muss, damit eine zahlenmäßige Besucherkontrolle erwirkt wird. Über die Parteigrenzen hinweg attestierte Irmi Bergner (SPD): »Das kann doch kein Problem sein – 20.000 Besucher sind erlaubt, maximal 20.000 Karten gibt’s«. Zur Ansicht von Paula Sippel (Die Grünen) »das dauert nicht mehr lang, die ziehen bald um, wegen der Feuerwerke brauchen wir uns keine Gedanken mehr zu machen«, reagierten die Plenumsmitglieder mit Kopfschütteln. Räumen nämlich die Galopper das Feld, sei die Anlage frei, und »bis das Gelände bebaut wird, dauert es noch Jahre.«

Betroffenheit lösten die Erzählungen von Adalbert Knott (CSU) aus: »Ein Hund drehte bei der Knallerei des Feuerwerks durch, riss aus – am nächsten Tag wurde er tot bei Feldkirchen aufgefunden.« Und weiter: »Ein anderer Vierbeiner wollte durch die geschlossene Glasbalkontür springen – sein Herrchen konnte ihn gerade noch zurückreißen.«

Auch Leib und Leben von Menschen sind gefährdet. Beim Konzert der Popsängerin Pink Anfang Juni, zugelassen für 30.000 Fans, führte die Bezirksinspektion-Ost Kontrollen durch. Unter dem Stichwort »Absperrungen« heißt es im Protokoll: »Laut Polizei kam es zu gefährlichen Zuständen an den Absperrzäunen.« Weil plötzlich ein Gewitter losbrach, drängten die Besucher ungestüm zu den Bussen und S-Bahnen, wobei die Absperrzäune umgerissen oder geöffnet wurden. Die Polizei hatte »Schwierigkeiten, zu verhindern, dass Personen auf die Gleise liefen.«

Die Menschenmassen, die beim folgenden »Green Day« am 11. Juni getrennt zu den Parkplätzen und zu den Bussen kanalisiert wurden, »blockierten sich teilweise gegenseitig«, weil die Wege in dieselbe Richtung führten. Weiter steht in dem Bericht: »Die Veranstalter sollten verpflichtet werden, zum Schutz der Besucher kostenlos Wasser zu verteilen wegen der Hitze und Konzertdauer – teilweise harren die jungen Leute von 16 bis 22 Uhr vor der Bühne aus und scheuen den finanziellen Aufwand des Getränkekaufs.«

Bei der letzten Großveranstaltung in diesem Jahr, den »Pyro Games«, zugelassen für 5.000 Besucher, gekommen sind etwa 3.000, gab’s laut Einsatzleiter Andreas Frile von der Inspektion Riem-Trudering keine Probleme. Verkehrsmäßig lief alles rund, Beschwerden von Anwohnern gingen keine ein. Das Feuerwerk hatte – im Gegensatz zu den Pop-Konzerten – auch eher den Charakter eines Familienfests. ikb

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