Ob Wohn- und Bürogebäude oder kommunale Objekte wie das Jahrhundertbauwerk Richard-Strauss-/Effnertunnel der 13. Stadtbezirk wächst und wächst. Und damit auch die Probleme und Begehren der Bewohner. Vor allem der Verkehr und die damit verbundenen Folgen treiben die Bürger um.
Diese Problematik stand jetzt im Mittelpunkt der Bürgerversammlung, zu der mehr als 400 Bogenhausener in die Helen-Keller-Realschule gekommen waren. Fast die Hälfte der knapp 30 Anträge betrafen Verkehrsanliegen. Die zentralen Themen der Tagung souverän geleitet von SPD-Stadtrat Hans Dieter Kaplan: die Situation in der Parkstadt, der Zustand der S-Bahnhöfe und S-Bahn-Tunnel sowie Ampelschaltungen in der Denninger Straße.
Die Bewohner in der Parkstadt sind ganz offensichtlich in zwei Lager gespalten: Befürworter und Gegner der Öffnung der Seitenstraßen, von der Weltenburger Straße aus gesehen, in den etwa 7.000 Menschen zählenden Stadtteil. Die Beibehaltung der Einfahrtsverbote in Klose-, Gleim- und folgende Straßen sowie die Prüfung, die Revaler- (stadteinwärts) zur Einbahnstraße zu machen, wurde unter anderen von Eckhart Schleifenbaum beantragt.
Mit einer Stimme Mehrheit bei vielen Enthaltungen wurde dieses und weitere entsprechende Ansinnen abgelehnt. Selbst die Argumente, »dass nur so die gewonnene Sicherheit der Kinder zur und von der Schule an der Stuntzstraße gewährleistet ist« und dass »das Leben in der Stuntzstraße wieder lebenswert geworden ist« oder »das hat sich bewährt«, zogen nicht. Zumindest teilweise verständlich ist das Votum, denn so Michael Seeberger aus der Revaler Straße: »Unsere Strecke nimmt 80 Prozent des Verkehrs in das Viertel auf.« Fast bedauernd fügte er hinzu: »Wir leben wohl in verschiedenen Welten, obwohl man nur ein paar Meter auseinander wohnt.« Wie verzwickt die Situation ist, verdeutlichte Bodo Kessler, quasi eine Antwort auf Seebergers Ansinnen: »Eine gerechte Verteilung des Verkehrs wird sich wohl nicht realisieren lassen.«
Immerhin wurde aber der Teilvorschlag eines Parkstädtlers befürwortet: Die Evaluierung der Revaler Straße, also Maßnahmen zur Verkehrsberuhigung zu checken. Herbert Fischer ging einen Schritt weiter: »Ich will ein Verkehrskonzept sehen, keine Einzelmaßnahmen!« Barrierefreier Ausbau ist das Stichwort für die S-Bahnhöfe Englschalking und Johanneskirchen. Alle Bürger stimmten entsprechenden Anträgen und den Aussagen zu: »Die Stationen befinden sich in einem abenteuerlichen Zustand, man muss der Bahn ans Schienbein treten, dass sich was bewegt.«
Denn fehlende Rampen bremsen Eltern mit Kinderwagen und Rollstuhlfahrer aus, Rollkoffer müssen auf den Bahnsteig geschleppt werden. Damit die Ortsteile »Daglfing und Johanneskirchen die Chance haben, zusammenzuwachsen«, wurde ein Begehren nahezu einhellig gut geheißen: »Der Bezirksausschuss (BA) soll darauf drängen, dass das Gutachten zur S-Bahn-Untertunnelung, das immer wieder vertagt wurde, veröffentlicht wird und Planungssicherheit besteht.« Dies ist ganz im Sinn von BA-Chefin Angelika Pilz-Strasser
, die sowohl für eine Express-Bahn zum Flughafen nach Erding plädierte als auch für die Verlängerung der U4 zur S-Bahnstation Englschalking.
Bogenhausener freuen sich über zwei Sekunden mehr
»Die Ampelschaltzeiten für Fußgänger an der Kreuzung Richard-Strauss-/Denninger Straße sind entschieden zu kurz, das muss geändert werden, mindestens zwei Sekunden mehr« eine überwältigende Mehrheit der Bürger unterstützte diese Forderung. Auch der Wunsch, »die Ampeln an der Denninger Straße beim Forum Bogenhausen gleichzuschalten« zwecks eines besseren Verkehrsflusses, fand allseits Zustimmung. ikb