Das ehemalige Bahngelände in der Baumkirchner Straße gilt unter Eisenbahn-Freunden als historische Attraktion mehr als 600 Besucher haben im September zum Tag des offenen Denkmals die Chance ergriffen, um zum vermutlich letzten Mal das Stellwerksgebäude, die Lokdrehscheibe aus den 1920er-Jahren und die eindrucksvollen Hallen zu besichtigen.
In Kürze soll auf dem Gelände gebaut werden. In der Stadtratsfraktion der CSU gibt es aber Bestrebungen, den Abriss zu verhindern. Robert Brannekämper , Georg Kronawitter und die Berg-am-Laimerin Eva Caim wollen wenigstens Teile des ehemaligen BW4 als Industriedenkmal erhalten wissen. Sie wünschen sich dort einen Museumsbahnbetrieb. Stadtrat Georg Kronawitter ist überzeugt: »Diese erhaltenswerten Industriedenkmäler zu vernichten, wäre eine denkmalpflegerische Barbarei ersten Ranges.« Von Bedeutung sei vor allem die Lokdrehscheibe: »Sie ist die letzte ihrer Art im Großraum München.« Im Antrag der Stadtratsinitiative heißt es, dass die »im ohnehin nicht überplanten Nordbereich noch vorhandenen Denkmäler der Bahn- und Industriekultur gesichert und einer lebendigen Zukunft zugeführt werden« sollen.
Nach den Plänen der Fraktion soll das Gelände daher zu einem Freilichtmuseum ausgebaut werden, das von den örtlichen Vereinen betrieben wird.
Finanziert werden soll das Projekt auf privater Basis sowie durch Zuschüsse vom Freistaat, welche den Vereinen für denkmalpflegerische Arbeit zustehen. Der Haushalt der Stadt soll dadurch nicht belastet werden. Laut Antrag sollen die Vereine nun mit dem Eisenbahnbundesamt, dem Kulturreferat, dem Tourismusamt und den Denkmalbehörden ein Konzept erarbeiten, wie das Museum konkret aussehen könnte. »Ziel der Einbindung der Bahn-Vereine muss sein, dass die Pflege der vor Ort noch vorhandenen Bahn- und Industriedenkmäler in voller finanzieller, rechtlicher und inhaltlicher Verantwortung an die Vereine übergeht.«
Beim Bezirksausschuss Berg am Laim (BA 14) stößt das Projekt indes nicht auf Zustimmung. Denkbar sei zwar, vereinzelte Bauwerke auf dem Gelände zu erhalten, meint Josef Koch, der Vorsitzende des Stadtteilparlaments von der SPD. Ein Museum befürworte er jedoch auf keinen Fall: »Das gibt das Areal nicht her.« Zudem fehle es dafür an der nötigen Infrastruktur, weder die Verkehrsanbindung noch die Parkplätze seien ausreichend.
Gelände wurde als Biotop eingestuft
Außerdem sieht Koch durch das Vorhaben den bestehenden Bebauungsplan gefährdet. Auf dem Gebiet sollen nämlich in den kommenden fünf Jahren rund 400 neue Wohnungen entstehen. Der nördliche Teil des Geländes, wo sich die meisten der industriellen Kulturgüter befinden, ist zwar von der Bebauung ausgenommen. Dies liegt aber Koch zufolge daran, dass die Fläche von der Europäischen Union als Biotop eingestuft wurde: »Deshalb kann man dort auch kein Museum errichten.« Schon aus rechtlichen Gründen seien die Pläne der CSU daher überhaupt nicht realisierbar, er gehe davon aus, dass die Regierung von Oberbayern das Vorhaben nicht zulassen werde: »Das ist ein reiner Schaufensterantrag.«
Welche Bauwerke aus Sicht des BAs erhaltenswert sind, wollen die Mitglieder nach einer Begehung des Geländes im kommenden Januar entscheiden. Julia Stark