»Wir brauchen unbedingt eine neue Sporthalle«, betont der Leiter des Theodolinden-Gymnasiums Gerhard Becker, und weiter: »Die Halle ist marode, es sind sogar schon große Putzteile von den Wänden gefallen. Zum Glück ist niemand verletzt worden«. Die Aussichten sind indes rosig, gab es doch von der Stadt München den Beschluss, dort eine Dreifachturnhalle samt Tribüne mit 318 Zuschauerplätzen zu bauen.
Die Tribüne, stellt Becker klar, steht nicht auf der Wunschliste der Schule, vielmehr ist sie den zahlreichen Vereinen geschuldet, die die Halle nach dem regulären Schulsport nutzen. Gerade hieran stoßen sich die Anwohner der engen Straßen rund um das Gymnasium, die befürchten, dass bei großen Sportveranstaltungen vor Ort ein Parkchaos ausbrechen könnte, denn Parkplätze sind Mangelware entlang der Schule. In der letzten Sitzung des örtlichen Bezirksausschusses Untergiesing-Harlaching ließen die Anwohner ihrem geballten Unmut über die aus ihrer Sicht verfehlte Planung der Kommune reichlich Ausdruck. Dabei ist die Haltung auch im Stadtteilgremium selbst durchaus thematisch zwiegespalten.
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Die Hallenpläne für eine moderne Dreifachkonstruktion empfinden die meisten Bürger und Lokalpolitiker dabei als durchwegs positiv auch weil die Schule als Leistungssportstandort für hoch talentierte Fußballer der örtlichen Großvereine im Duett aus Lernen und Kicken künftig verbesserte Übungsflächen dringend benötigt und die alte Schulturnhalle dem ehrgeizigen Anspruch einer fußballerisch-pädagogischen Kaderschmiede längst nicht mehr genügt. »Aber warum nur muss hier auch eine große Tribüne für mehrere hundert Zuschauer entstehen?« Das wollte nicht nur der örtliche BA-Vorsitzende Clemens Baumgärtner (CSU) wissen. Schließlich stellt sich der BA seit dem Bekanntwerden der Tribünenpläne 2009 vehement gegen eine solche Ausrichtung der Stadt. Die eigens zur letzten BA-Sitzung eingeladene Stadtvertreterin Astrid Fahn aus dem Projekt betreibenden Referat für Bildung und Sport sah sich auch der Anwürfe der Bürger ausgesetzt.
Im Zentrum der Kritik: Nach städtischen Plänen soll der bestehende Lehrerparkplatz von 27 auf demnächst 46 Stellplätze erweitert werden. »Das erachten wir von der Stadt als ausreichend«, versicherte Fahn. »Keinesfalls«, so die Antwort von Anwohner Hans-Jörg von Bieler. Er richtete seinen Fokus insbesondere auf die Ausrichtung der neuen Halle. Wie von der Stadt bestätigt, sollen dort nicht nur die fußballerischen Aktivitäten stattfinden, sondern sind dort insbesondere regelmäßig auch kulturelle Abendveranstaltungen abseits des Schulkalenders vorgesehen. »Klar, die Gäste der Abendveranstaltungen und die Eltern der Schüler kommen dann alle mit der Trambahn«, so von Bieler mit beißend ironischer Kritik an die Stadt.
Ein privater Bauherr könne sich ein solches Vorgehen nicht leisten, schimpfte ein weiterer Bürger. Einziger Ausweg aus Sicht von Bielers sei es, entweder eine Tiefgarage in das neue Bauvorhaben einzubinden oder mit den Betreibern der nahen Park & Ride Anlage unter dem Mangfallplatz eine Vereinbarung über die temporäre kostenfreie Nutzung von Teilen der Parkgarage im Zuge von Veranstaltungen zu treffen. »All das hat die Stadt bisher nicht unternommen, die Planung ist völlig verfehlt«, kritisierten neben von Bieler auch weitere Anwohner.
»Wir befürworten den Bau der Turnhalle«, ging BA-Chef Baumgärtner argumentativ in die gleiche Richtung. Doch ohne eine klare Ausweitung der Parkflächen sei die Turnhallen- und Tribünenplanung mit der verkehrlichen Vor-Ort-Situation »keinesfalls kompatibel«.
Klare Ansage des Stadtteilbürgermeisters im Chor mit seinem Gremium: Solange man vonseiten der Stadt kein schlüssiges Verkehrskonzept vorgelegt bekomme, werde der BA seine Projektzustimmung nicht erteilen. Trotz der intensiven Einwände: Seitens der Stadt will man das Projekt Dreifachturnhalle samt Tribüne möglichst schnell in trockene Tücher packen und realisieren. Der Baubeginn ist für den August des kommenden Jahres avisiert. Bereits im Frühjahr 2015 soll die Halle dann in Betrieb genommen werden. Harald Hettich