Kollektives Aufatmen der zahlreich erschienenen, besorgten Harlachinger Heimag-Mieter im Münchner Rathaus:
Weitere Artikel zum Thema
Harlaching/Giesing · Heimag-Siedlung bleibt bis 2020 Zur Heimag-Siedlung: Schneller Umzug ist erst einmal nicht nötig
nach einer lebhaften wie zähen Diskussion hatten sich die Stadträte im Planungsausschuss einstimmig auf jene Willenserklärung verständigt, die den langjährigen Mietern der Heimag-Siedlung an der Säbener- und Ehlersstraße Sicherheit für den Erhalt ihrer Wohnungen verspricht: »Der Stadtrat möchte den Bestand langfristig sichern«, lautete der Tenor im Rathaus. »Es ist ein sehr wichtiger erster Schritt in die richtige Richtung zumindest der Abriss unserer Siedlung dürfte mit dem heutigen Tage vom Tisch sein«, äußerte sich Initiativ-Sprecher Hermann Gilbhard von der Mietergemeinschaft Heimag Harlaching auf Anfrage des Münchner Wochenanzeiger vorsichtig zufrieden. Jetzt müsse man die Ergebnisse und Erklärungen des Stadtrates genau sondieren.
Richtig: Schließlich ist das Thema Nachverdichtung auf dem Areal nahe des Perlacher Forstes durch die klare Willensbekundung des Rates zum Erhalt noch längst nicht vom Tisch.
Kontroversen durchaus spürbar
»Wir haben heute hier im Rathaus eine Überraschung erlebt«, fasste Gilbhard die Geschehnisse zusammen. »Vertauschte Rollen« hätten dabei insbesondere FDP und Linke im Stadtrat besetzt. Während der liberale OB-Kandidat Michael Mattar die bisherige Kommunikationspolitik von Heimag und Stadt in der Sache als »Desaster« bezeichnete und sich mit seiner Forderung einer klaren Betonung auf langfristigem Erhalt schließlich durchsetzte, kamen die skeptischen Stimmen eines Erhalts vor allem aus dem linken Lager. »Die von Linken-Mandatarin Ulrike Wolf offen gezeigte Skepsis im Hinblick auf einen Siedlungserhalt hätte uns ebenso einen Bärendienst erweisen können wie die Bedenken von Grünen-Rat Herbert Danner«, folgerte Gilbhard. Danner hatte sich nach Ansicht der Initiative thematisch allzu lange damit beschäftigt, ob eine gegebenenfalls notwendige energetische Sanierung auch mit dem Erhalt der Altbauten zu verknüpfen sei. »Wir wissen doch anhand der letzten Gutachten der Stadt, dass die Siedlung in einem guten Zustand ist«, entnahm nicht nur Gilbhard der Vorlage des Planungsreferates.
Das entziehe auch Abrissplänen jede Grundlage. »Jetzt müssen die Ergebnisse aber auch detailliert auf den Tisch und uns Mietern präsentiert werden«, forderte der Sprecher im Sinne der rund 150 Vor-Ort-Wohnparteien. SPD-Stadtrat Christian Amlong bewertete eine Veröffentlichung des Gutachtens als »reine Selbstverständlichkeit«. Eine Forderung, die der CSU im Rat noch nicht weit genug ging. »Langfristige Sicherheit muss man den Mietern einräumen«, forderte CSU-Mann Manuel Pretzl.
Einmütigkeit der OB-Kandidaten
Eine wichtige Steilvorlage für den langfristigen Erhalt der Siedlung hatte vor zwei Wochen die sonst eher seltene Übereinstimmung in den Einschätzungen der vier Kandidaten um das Amt des künftigen Münchner Oberbürgermeisters zum Thema geliefert. Bei einer von der Anwohner-Initiative organisierten Podiumsdiskussion vor rund 250 Zuhören im bestens gefüllten Saal der Kirchengemeinde Heilige Familie hatten Dieter Reiter (SPD), Josef Schmid (CSU), Sabine Nallinger (Grüne) sowie Michael Mattar (FDP) hatten sich nach Ortsterminen in der Siedlung unisono bereits für einen langfristigen Erhalt ausgesprochen. Dazu übten die OB-Kandidaten teils heftige Kritik an der »schlechten Informationspolitik der Heimag«. Das Management des Tochterunternehmens der städtischen Wohnbaugesellschaft Gewofag hatte quasi in Eigenregie den baldigen Abriss der Siedlung propagiert und auch bei einer örtlichen Bezirksausschusssitzung die Abrisspläne konkretisiert. Nachdem Oberbürgermeister Christian Ude sowie die Gewofag nach eigenem Bekunden aus der Presse von den Plänen erfahren hatten, waren sie zurückgerudert.
Ude hatte sich zwischenzeitlich bei den Mietern auch im Namen des Aufsichtsrates der Gewofag für das Vorpreschen entschuldigt. Ein Gutachten aus den Jahren 2011 hatte die Heimag zu der Verlautbarung veranlasst, »aufgrund grundsätzlicher Schwächen in der Gebäudestruktur« sei spätestens 2025 das Ende der Nutzungsdauer für die in den 50er Jahren errichteten Häuser erreicht. Die Bewohner selbst liefen nach deren Bekanntwerden Sturm gegen diese Einschätzung. Ein neuerliches Gutachten 2012 kam darauf prompt zu der Einschätzung, die Häuser seien in einem »besseren Zustand«, als das erste Gutachten unterstelle. Das Planungsreferat wollte auf dieser Grundlage nun vertiefende Untersuchungen nach 2015 durchführen. »In jedem Fall bleiben die Wohngebäude Ehlersstraße 2-22 und Säbener Straße 179- 193 bis zum Ende dieses Jahrzehnts stehen«.
Mit dieser Einschätzung zur relativ kurzen Zeitschiene freilich konnte sich das Team um Stadtbaurätin Rosemarie Hingerl im Stadtrat nicht durchsetzen. »Auch das Planungsreferat wurde im Stadtrat zerpflückt« fand Gilbhard deutliche Worte. Aus seiner Sicht und der vieler Anwohner, die diese auch bei der Podiumsdiskussion geäußert hatten, sei diese zeitliche Zusicherung viel zu knapp bemessen. »Das Jahrzehnt ist bald schon wieder rum und wohin sollen wir dann?« fragte einer der vielen älteren Anwohner der Siedlung. » Harald Hettich