Veröffentlicht am 18.10.2013 00:00

Kirta in Bayern


Von red
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Die »Aus- zognen« im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee werden immer frisch rausgebacken. 	 (Foto: Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Die »Aus- zognen« im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee werden immer frisch rausgebacken. (Foto: Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Die »Aus- zognen« im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee werden immer frisch rausgebacken. (Foto: Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Die »Aus- zognen« im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee werden immer frisch rausgebacken. (Foto: Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)
Da läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Die »Aus- zognen« im Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee werden immer frisch rausgebacken. (Foto: Markus Wasmeier Freilichtmuseum Schliersee)

A gscheide Kirta dauert bis zum Irda, so sagt ein bayerischer Ausspruch. Aber was verbirgt sich denn hinter der Kirta? Und was ist der Irda? Beginnen wir mit letzterem, der Irda, das ist der Dienstag. Und Kirta ist natürlich das Kirchweihfest, das in Bayern einen hohen Stellenwert besitzt.

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In den meisten bayerischen Gemeinden ist am Sonntag, 20. Oktober, Kirchweih. Um dieses Fest herum gibt es einige Rituale und Bräuche sowie eine ausgelassene Feier. Diese durfte gerne auch einmal vom Sonntag bis zum Dienstag dauern, denn auch der Kirchweihmontag war früher ein Feiertag, an dem es unter Umständen auch etwas später werden konnte. Es gibt sogar eine Erweiterung des eingangs zitierten Spruchs, die lautet: »Und bleibst nacher picka, dann dauerts halt bis Micka«, das heißt manche feierten sogar bis zum Mittwoch.

Jetzt fragt man sich natürlich, warum denn fast alle Kirchen am selben Tag, nämlich dem dritten Sonntag im Oktober, Kirchweih feiern, wo doch die Namenstage der Schutzpatrone auf das ganze Jahr verteilt sind. Nun, bis 1866 war es tatsächlich so, dass man Kirchweih am Sonntag und Montag vor oder nach dem Namenstag des Schutzpatrons der jeweiligen Kirchengemeinde feierte. Zusätzlich wurde früher an Kirchweih ein Markt abgehalten und oft gab es auch Schießbuden und ein Karussell. Allerdings nutzten die Bewohner aus den umliegenden Gemeinden die Gelegenheit zu feiern und besuchten auch die Kirchweihfeste der Nachbargemeinden. Somit war eigentlich immer irgendwo ein Kirchweihfest. Das war den geistlichen Herren dann aber zu viel der Ausgelassenheit und so legte man Kirchweih allgemein auf einen Tag fest und bis auf wenige Ausnahmen halten sich die Gläubigen daran, wenn sie es auch etwas abwertend als »Allerweltskirta« bezeichnen.

An diesem Festtag lässt man es sich gut gehen und so kommen nur die besten Speisen auf den Tisch. Wie etwa Ente oder die Kirtanudeln, ein Gebäck, das im Schmalztopf herausgebacken wird. Mancherorts heißen sie auch Auszogene oder Kiachal. Es ist gar nicht so einfach die Kirtanudeln mit dem richtigen Aussehen herzustellen, angeblich legen manche Bäckerinnen die Nudel sogar über ihr Knie um die gewünschte Form zu erhalten.

Für die Kinder ist die Kirtahutschn die Attraktion schlechthin. In einem Stadl wird ein langer Holzbalken oder ein stabiles Brett an langen Seilen oder Ketten im Gebälk aufgehängt. Viele Kinder und Jugendliche finden darauf Platz und es wird oft recht wild geschaukelt. Natürlich ist die Kirtahutschn auch eine Mutprobe und erst wenn die Mädchen laut kreischen, geben sich die Burschen zufrieden. Aber nicht nur die Kinder, auch junge Erwachsene hatten ihren Spaß daran, denn durch die

heftigen Schaukelbewegungen rutscht man auf dem Balken ordentlich hin und her und es war in einer noch sehr konservativen Zeit eine Möglichkeit, seiner Herzdame unauffällig etwas näherzukommen. Neben diesem bis heute erhaltenen Brauch gibt es auch die Tradition des Kirtaschnapses. Die Burschen besuchen unverheiratete Mädchen, von denen sie dann einen Schnaps bekommen. Je nachdem, ob man nun viele Bekanntschaften hat oder nicht, tut dieser Brauch nicht jedem gut, weshalb ich Ihnen eher einen Besuch im Museum anraten würde.

Denn auch wir im Freilichtmuseum feiern natürlich Kirta und so haben wir ausnahmsweise auch am Kirchweihmontag für Sie geöffnet und es gibt Musik sowie kulinarische Schmankerl, von der Kirta-Ente über die Kirtanudel bis hin zu einem kleinen Schnapserl. In unserem altbayerischen Wirtshaus »Zum Wofen« ist alles angerichtet und was gibt es Schöneres, als eine

ordentliche Musi mit einem frisch gezapften Museumsbier aus unserer Schöpfbrauerei.

Ihr Markus Wasmeier

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