Veröffentlicht am 30.06.2015 00:00

Oberhaching/Sauerlach · Pilotprojekt für gemeinsames Radwegenetz geplant


Von red

Statt einer »Radelautobahn« in einigen Jahren oder nie, streben die vier Bürgermeister der Hachinger Tal-Gemeinden nun gemeinsam und sozusagen als Pilotprojekt ein schnelles Radwegenetz im Münchner Süden an, das nicht nur die Gemeinden untereinander besser vernetzen soll, sondern auch eine sinnvolle Anbindung nach München bieten könnte.

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»Wir wollen das Machbare lieber jetzt, anstelle von etwas möglicherweise Wünschenswertem irgendwann«, fasst Oberhachings Bürgermeister Stefan Schelle den Standpunkt der Hachinger Tal-Gemeinden bei einer Pressekonferenz zum Thema »Radschnellwege« zusammen. Einig sind sich die vier Bürgermeister darin, dass die Verbesserung des Radwegenetzes ein wichtiges Zeichen im Kampf gegen den immer dichter werdenden Verkehr ist. »Mobilität ist der Schlüssel«, betonte Schelle und erhält darin Unterstützung von Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer, Taufkirchens Bürgermeister Ullrich Sander und Sauerlachs Bürgermeisterin Barbara Bogner. Aber anstelle von »Radschnellwegen«, wie sie dem Planungsverband des Landkreises vorschweben, setzen die vier Gemeindeoberhäupter auf bereits vorhandene Trassen. »Wir wollen die Trassen nutzen, die bereits vorhanden sind und auch gut angenommen werden. Die bestehen bereits seit 1857 entlang der Bahn«, betont Barbara Bogner.

Verbunden werden die Gemeinden aber nicht nur über die Bahn, sondern auch über Strecken durch den Perlacher Forst. Genau über diese Trassen wollen die Hachinger Tal-Gemeinden nicht nur die Anbindung untereinander, sondern auch mit der Stadt München erreichen. Denn nicht nur für die Sonntagsausflügler soll der Radschnellweg ein Anreiz sein, vom Auto aufs Rad umzusteigen, sondern vor allem für die vielen Pendler. »Die Berufspendler sind das eigentliche Ziel. Durch die Nutzung von Pedelecs hat sich der Radius für viele, die mit dem Rad in die Arbeit fahren wollen, enorm erweitert«, so Ullrich Sander. Entweder, um damit direkt in die Arbeit zu fahren, oder aber um zur S-Bahn oder zur U-Bahn zu gelangen. Um die Wege attraktiver und »schneller« zu machen, sei es notwendig, so sind sich die Gemeindeoberhäupter einig, die Straßen zu asphaltieren und in den Winterdienstplan mit einzubeziehen, um diese Strecke ganzjährig attraktiv zu erhalten. »Ein Großteil der Wege ist schon asphaltiert, eigentlich fehlt gar nicht mehr so viel«, erklärte Schelle. Lediglich der bahnbegleitende Weg von Oberhaching nach Sauerlach wäre noch nahezu in Gänze zu asphaltieren, ebenso wie einige Zuwege zu den großen Trassen im Perlacher Forst. Damit wären diese Wege ganzjährig und bei jedem Wetter nutzbar. Auch ein Überholen oder Ausweichen wird damit deutlich einfacher und sicherer, wenn nicht mehr die vertieften Spurrinnen über den mitunter tiefen Splitbelag gewechselt werden müssen.

Das führt immer wieder zu brenzligen Situationen und schmerzhaften Stürzen. Auch im Perlacher Forst sind viele der bereits fleißig genutzten Wege asphaltiert, allerdings nicht die angestrebten Tangentialen von Taufkirchen und Unterhaching. Diese Wege befinden sich im Besitz der Staatsforsten, mit denen allerdings schon Gespräche gesucht worden seien, so das Bürgermeister-Quartett. Grundsätzlich sei ihnen hier positive Signale gesendet worden, allerdings müsse nun geklärt werden, wer für die Kosten der Asphaltierungsmaßnahmen aufkommen müsse, und wer für die Kosten des Räumdienstes. Aber nicht nur das Hachinger Tal sollte an dieses Radwegenetz angeschlossen werden, fordern die Rathauschefs. Ebenfalls wünschenswert sei eine bahnbegleitende Radschnellverbindung von Sauerlach über Oberhaching weiter zum Bavariafilmpark und zur Großhesseloher Brücke.

Um die schnellen Radwege zu realisieren, sind die Unterstützung des Freistaats und des Landkreises München unerlässlich. Zum einen geht es darum, die Zustimmung der Grundeigentümer, Staatsforst und Deutsche Bahn, zu einer Asphaltierung der bestehenden Strecken und Lückenschlüsse zu gewinnen. Ebenso ist ein adäquates Förderprogramm für diese selbstständigen, nicht straßenbegleitenden Radschnellverbindungen erforderlich. Denkbar wäre natürlich auch, diese Radschnellverbindungen im Rahmen eines Pilotprojektes zu ermöglichen, hoffen die Bürgermeister. Der Landkreis München wiederum wäre aus Sicht der Gemeinden prädestiniert, den Unterhalt und Winterdienst für diese gemeindeübergreifenden Radschnellverbindungen zu übernehmen, umso mehr, als dass die Trassen größtenteils in gemeindefreiem Gebiet verlaufen.

Diese Forderungen haben die vier Gemeinden bereits schriftlich an den Freistaat und den Landkreis München unterbreitet. Ebenso eingebunden sind die Landeshauptstadt München, der Planungsverband sowie die Stimmkreisabgeordnete, Kerstin Schreyer-Stäblein. »Statt Radschnellwege gäbe es dann eben schnelle Radwege«, fasst Unterhachings Bürgermeister Wolfgang Panzer den Wunsch aller zusammen. Wenn alles wie gewünscht läuft, so Stefan Schelle, könnte man im kommenden Jahr mit den notwendigen Arbeiten beginnen. hw

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