Die Landtagswahl in Bayern war gekennzeichnet durch Superlative: Schlechtestes CSU-Ergebnis seit 1954; schlechtestes SPD-Ergebnis überhaupt; bestes Ergebnis der FDP, der Freien Wähler und von Bündnis 90/Die Grünen. Ein Superlativ wurde allerdings verfehlt: Die CSU hat nicht anders als zuletzt alle Direktmandate gewonnen.
Von Carsten Clever-Rott
Im Münchner Norden, ohnehin eine SPD-dominierte Region, hat Franz Maget seinen Konkurrenten Roland Hoffmann (CSU) in die Schranken verwiesen, und das deutlich. Wir haben mit dem SPD-Spitzenkandidaten über die Wahl und ihre Folgen gesprochen:
SamstagsBlatt: Über 43 Prozent für die CSU, weniger als 19 Prozent für die SPD in anderen Bundesländern wäre das eine klare Sache. In Bayern tritt dagegen der Ministerpräsident ab. Wie bewerten Sie den Rückzug von Günther Beckstein?
Maget: Diese Entscheidung war zu erwarten gewesen. Nach dem dramatischen Absturz hätte Günther Beckstein in der eigenen Partei nicht mehr den Rückhalt gehabt, den er gebraucht hätte.
SamstagsBlatt: Umgekehrt hat anscheinend die SPD nicht den Rückhalt in der Bevölkerung. Warum hat Ihre Partei bei der Wahl so schlecht abgeschnitten?
Maget: Die Konkurrenz ist ganz einfach größer geworden. Wir haben viele Stimmen an die Linkspartei verloren. Ohne diese Konkurrenz hätten wir zulegen können. Wir haben auch Stimmen gewonnen, aber diese Gewinne direkt weitergereicht.
Die Freien Wähler haben diesmal wirklich ernst gemacht und einen sehr engagierten Wahlkampf betrieben. Wir konnten zwar auch von Stimmen früherer CSU-Wähler profitieren, noch mehr aber haben FDP und Freie Wähler die Verluste der Christsozialen eingesammelt.
SamstagsBlatt: An der CSU-Spitze brodelt es, da werden bald andere Leute das Sagen haben als bisher. Wird das schwache Abschneiden der SPD auch personelle Konsequenzen haben?
Maget: Keine Konsequenzen, sondern Entscheidungen: Ich mache weiter. Trotz unserer Stimmenverluste können wir zufrieden sein. Die Situation ist offener, die CSU kann nicht mehr allein regieren. Die jetzige Konstellation gibt Chancen.
SamstagsBlatt: Chancen für eine Vierer-Koalition aus SPD, Bündnis 90/Die Grünen, FDP, und Freien Wählern mit Ihnen als Ministerpräsident?
Maget: Die Chancen für eine Vierer-Koalition sind denkbar gering. Wir sprechen zurzeit mit den anderen Parteien. Die Gespräche mit den Grünen und den Freien Wählern sind bislang sehr konstruktiv. Mit der FDP haben wir noch keinen Kontakt, die warten erst mal ab, was mit der CSU passiert. Die wiederum ist ja jetzt praktisch führungslos, stellt aber trotzdem den Führungsanspruch.
SamstagsBlatt: Führend im Stimmkreis Milbertshofen sind Sie gewesen. Wie viel ist Ihr Direktmandat wert?
Maget: Zunächst bin ich den Wählern sehr dankbar, dass sie mir ihr Vertrauen ausgesprochen haben. Ich habe bei der Wahl am Sonntag von allen Politikern am besten abgeschnitten, die meisten Stimmen aller Kandidaten bekommen. Aber es ist ein bitterer Erfolg, weil es der einzige der SPD ist. Gerade in München hat uns die Linkspartei Direktmandate gekostet.
SamstagsBlatt: Ein bitterer Erfolg auch, weil die Wahlbeteiligung landesweit nur minimal angestiegen, in Ihrem Stimmkreis Milbertshofen sogar zurückgegangen ist?
Maget: Ich kann den Menschen den Dialog nur anbieten. Das mache ich seit Jahren zum Beispiel mit Beratungen in meinem Bürgerbüro oder auch den Sportgesprächen im Münchner Norden. Aber die Menschen müssen sich auch mit der Politik auseinandersetzen. Wenn man nicht das Gespräch sucht, darf man sich auch nicht beschweren. Mein Anteil daran ist es, die Menschen für Politik zu interessieren. Umgekehrt kann ich verstehen, wenn jemand sagt: Seit der letzten Wahl hat sich doch nichts geändert, jetzt mag ich nicht mehr wählen. Wir müssen aber immer im Dialog bleiben. Ich bin dazu bereit.
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