Nachdem sich zu Beginn der Diskussion um die Tram nach St. Emmeram nur die Trambahngegner zu Wort gemeldet hatten, werden nun die Stimmen laut, die sich klar für den Bau der Trasse aussprechen. Stefan Bauer, Leser des Bogenhausener Anzeigers, liefert gut durchdachte ökonomische Aspekte zur Sache.
Hier können Sie den Artikel zum Thema des Leserbriefs der Ausgabe 35 komplett nachlesen:
Bogenhausen · »Freie Bahn für die Tram« - Artikel vom 25.08.2009
Nicht in Frage gestellt werden sollte die Tatsache, dass der ÖPNV ein essenzielles Rückgrat der Massenmobilität darstellt. Ebenfalls unbestritten ist die relative Umwelt- und Klimaverträglichkeit der öffentlichen Verkehrsmittel, besonders solcher, die auf Schienen geführt sind. Schließlich entspricht es nicht nur der Logik, sondern auch unabhängigen Untersuchungen, dass ein mäßig ausgelasteter Bus noch einen geringeren Pro-Kopf-Schadstoffausstoß aufweist als ein durchschnittlich besetztes Automobil (1,5 Personen). Ganz zu schweigen von den wesentlich effizienter (da elektrisch) betriebenen Schienenverkehrsmitteln.
Das ÖPNV-Netz Münchens ist im Verkehrsentwicklungsplan als Mischnetz charakterisiert. Der vorliegende Fall entspricht zunächst einmal der Funktion einer U-Bahn-Zubringerlinie im Außenbezirk, könnte aber in Zukunft, nach den projektierten Verlängerungen durch den Englischen Garten und nach Unterföhring und in Verbindung mit einer sogenannten Stadt-Umland-Bahn, auch die Aufgabe als Tangente wahrnehmen und damit einen Beitrag zur Entlastung der innerstädtischen Verkehrsknoten leisten. Überhaupt hätten derartige Querverbindungen schon in den letzten Jahrzehnten gebaut werden können und sollen, doch leider verhinderten Anwohnerproteste und tramfeindliche Ideologien bestimmter politischer Strömungen immer wieder die Umsetzung solcher wichtigen Neubaustrecken.
Ich kenne durchaus viele der Anwohner persönlich. Explizit gegen den Neubau spricht sich aber nur eine Person aus eine weitere ist nicht besonders begeistert. Das entspricht einer Quote von etwa 5 Prozent. Auch wenn das statistisch nicht als einwandfrei bezeichnet werden kann, dürften Ergebnisse repräsentativer Umfragen wohl kaum um mehr als 50% davon abweichen; man darf vielmehr davon ausgehen, dass sich eine Minderheit von alteingesessenen, unverbesserlichen Automobilisten auf Kosten einer ordentlichen Verkehrsanbindung profilieren will und damit sowohl einen Schaden beim ÖPNV als auch in der Gesellschaft durch eine Polarisierung aufgrund unnötig reißerischer Propaganda anrichten, was letztendlich eine vernünftige und konstruktive Lösung unserer Verkehrsprobleme blockiert bis verhindert.
Die immer wieder geäußerten Zweifel an der mangelnden Auslastung der zukünftigen Tramstrecke sind unbegründet. Zum Einen sind die Kurse des 59er-Busses zu jeder Tageszeit gut ausgelastet, zum Anderen ist die Wirkung des »Schienenbonus« statistisch nachgewiesen. Zudem werden in nächster Zukunft wegen der Bebauung des ehemaligen Pionierschulen-Areals weitere Fahrgastzuwächse zu verzeichnen sein. Auch das Argument, eine Trambahn wäre zu teuer, ist überaus kurzsichtig. Zwar fallen zu Beginn hohe Kosten für Trassierung, Fahrzeugbeschaffung etc. an, diese werden aber bereits mittelfristig durch längere Lebensdauer der Fahrzeuge, geringere Betriebskosten und Mehreinnahmen dank Schienenbonus ausgeglichen. Hinzu kommt die Möglichkeit einer Attraktivitätssteigerung entlang der Trambahnlinie einerseits durch die sichtbare Verfügbarkeit des Verkehrsmittels und andererseits durch Maßnahmen baulicher Aufwertung wie Baumpflanzungen.
Stefan Bauer, 81927 München
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