Auf den ersten Blick scheinen einige große Bauprojekte in der Innenstadt brach zu liegen das Gelände der Süddeutschen Zeitung (SZ) macht einen verwaisten Eindruck, und auch vom geplanten Neubau der Residenzpost ist noch nicht viel zu sehen. Die für den heutigen Mittwoch angesetzte Zwangsversteigerung der Schrannenhalle wurde am Dienstag grundlos abgesagt. Anlass könnte ein neuer Investor sein. Wolfgang Püschel, Vorsitzender des Bezirksausschusses Altstadt-Lehel (BA 1) führt dies auf die Finanzkrise zurück, doch Investoren und Betreiber dementieren dies.
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Inmitten der belebten Sendlinger Straße wirkt das ehemalige Redaktionsgebäude wie ein Geisterhaus die Räume stehen leer, manche Fenster sind offen. Eigentlich sollte das Bauwerk abgerissen werden. Doch davon sieht man bislang nichts. »Grund dafür ist die Finanzkrise«, mutmaßte Püschel auf der jüngsten Bürgerversammlung des Viertels. Zwar wolle der Investor, die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW), das Projekt weiterführen. Allerdings rechne er mit einem Neukonzept. Genaue Informationen habe er jedoch nicht. »Die Investoren sollten offener mit den ansässigen Bürgern, den dortigen Geschäften und dem BA kommunizieren«, forderte er. Zudem habe das Stadtteilparlament beantragt, die Baustellen, an denen nicht gearbeitet werde, zu entfernen.
Ähnlich verhalte es sich mit dem Bauvorhaben an der Residenzpost. Die neuerliche Einhüllung erinnere an die Verhüllung des Reichstags durch den Künstler Christo, »aber niemand weiß, was dahinter passiert.« Die Grundsteinlegung hätte bereits vor einem halben Jahr erfolgen sollen, doch geschehen sei bislang nichts.
Der Investor beider Bauvorhaben, die LBBW Immobilien GmbH, versichert auf Anfrage des »Münchner Zentrums« jedoch, an den bestehenden Plänen habe sich nichts geändert. »Beide Projekte sollen bis 2011 fertig gestellt werden«, sagt Sprecherin Brigitte Reibenspies. Die Arbeiten seien in vollem Gange, allerdings würden die Gebäude von hinten abgetragen. Zudem fänden derzeit Maßnahmen im Inneren der Häuser statt. Beim SZ-Gebäude werde im Moment der Keller entkernt, bei der Residenzpost bleibe die denkmalgeschützte Fassade stehen, dahinter werde jedoch gearbeitet. »Davon sieht man nichts, aber das bedeutet nicht, dass die Projekte still stehen«, sagte sie.
Auch die Zwangsversteigerung der Schrannenhalle, die unter den Hammer kommem sollte, ist nicht durch die Finanzkrise oder gar Umsatzeinbußen bedingt. »Dort werden schwarze Zahlen geschrieben«, wusste Püschel. Der Betreiber der Halle, Jürgen Lochbihler, bestätigt dies: »Die Versteigerung hat nichts mit uns zu tun, das liegt am Eigentümer.« Die Schrannenhalle GmbH Co. KG war ihren Kreditverpflichtungen gegenüber der Deutschen Bank London nicht nachgekommen. Diese hat deshalb vor rund einem Jahr die Zwangversteigerung des Objekts beantragt.
Püschel hat indes schon Vorschläge parat, was mit der Halle nach einem Verkauf geschehen könnte. »Würden dort die Obst- und Gemüsestände des Viktualienmarkts einziehen, käme das Gebäude seinem usrprünglichen, historischen Zweck wieder näher«, sagte er auf der Bürgerversammlung und erntete dafür spontanen Applaus der Teilnehmer. Lochbihler allerdings geht davon aus, dass sich nicht viel ändern wird: »Ich bin überzeugt davon, dass wir in der Halle bleiben werden.« Julia Stark