Vier neue Erinnerungszeichen in Ramersdorf


Von red
Schlimmes Schicksal: das Erinnerungszeichen für Ella Stadler in der Rimstinger Straße 15. (Foto: bas)
Schlimmes Schicksal: das Erinnerungszeichen für Ella Stadler in der Rimstinger Straße 15. (Foto: bas)
Schlimmes Schicksal: das Erinnerungszeichen für Ella Stadler in der Rimstinger Straße 15. (Foto: bas)
Schlimmes Schicksal: das Erinnerungszeichen für Ella Stadler in der Rimstinger Straße 15. (Foto: bas)
Schlimmes Schicksal: das Erinnerungszeichen für Ella Stadler in der Rimstinger Straße 15. (Foto: bas)

Vier neue Erinnerungszeichen hat die Stadt München kürzlich in Ramersdorf gesetzt: für Heinz Herszdörfer (Wilramstraße, Grünfläche neben Nummer 10), Elisabeth Stupe (Werinherstraße 88), Ellen Selbiger (Rosenheimer Straße 126) und Ella Stadler (Rimstinger Straße 15). Die Initiative dazu war vom Bezirksausschuss Ramersdorf-Perlach gekommen. Mit den Erinnerungszeichen erhalten Opfer des NS-Regimes symbolisch ihren Platz in der Stadtgesellschaft zurück.

Diskriminiert, verfolgt und ermordet

Ella Stadler wurde 1899 in Stettin geboren. 1926 heiratete sie einen katholischen Schriftsetzer, ihr Sohn kam 1929 in München zur Welt. Ende Dezember 1936 wurde sie für drei Monate in die Heil- und Pflegeanstalt Eglfing-Haar verlegt. Ihr Ehemann ließ sich 1939 von ihr scheiden, danach war sie der antisemitischen Verfolgung schutzlos ausgesetzt und musste Zwangsarbeit leisten, so in der Graphischen Kunstanstalt in der Lothstraße. 1942 wurde Stadler einem Bericht zufolge zur Gestapo oder „Arisierungsstelle” vorgeladen. Als sie ihre Kennkarte aus der Tasche nahm, sei ihr ein Straßenbahnschein herausgefallen – Juden war die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel verboten. Ella Stadler wurde verhaftet und im Herbst 1943 im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau ermordet.

Ellen Selbiger kam 1887 in Berlin zur Welt und lebte ab 1918 in München. Wegen ihrer jüdischen Herkunft wurde sie gezwungen, ihre Wohnung im September 1938 zu verlassen und mit vielen anderen Menschen in einer „Judenwohnung” in der Goethestraße 26 zu leben. Am 20. November 1941 deportierte die Gestapo sie nach Kaunas in Litauen, wo SS-Einsatzgruppen sie fünf Tage später erschossen.

Heinz Herszdörfer (Herschdörfer) wurde 1910 in München geboren und wuchs in Schwabing auf. 1928 übersiedelte die jüdische Familie nach Berlin. 1932 konvertierte Heinz Herszdörfer zum protestantischen Glauben. Ende 1933 kehrte er nach München zurück und lebte in der Wilramstraße 14. 1936 ging er wieder nach Berlin. Am 14. September 1939 ermordete die SS Heinz Herszdörfer im KZ Sachsenhausen.

Elisabeth Stupe wurde 1894 in München als Tochter eines jüdischen Kaufmanns geboren. 1924 heiratete sie einen evangelischen Diplom-Landwirt, mit dem sie drei Kinder bekam. 1934 konvertierte Elisabeth Stupe zur evangelischen Religion. Sie starb im Alter von 42 Jahren am 8. November 1936 in München. Ihr Sohn Kurt Herbert war in den Konzentrationslagern Flossenbürg und Buchenwald inhaftiert. Er emigrierte 1962 in die USA.

Schüler verlasen Biografien

Bevor die Erinnerungszeichen an den ehemaligen Wohnorten gesetzt wurden, fand eine Gedenkveranstaltung in der Grundschule an der Führichstraße statt. Im Beisein von Charlotte Knobloch, der Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern, verlasen Schülerinnen und Schüler des Heinrich-Heine-Gymnasiums die Biografien der vier Personen, die nun mit einem Erinnerungszeichen bedacht worden sind.

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