Veröffentlicht am 03.01.2019 13:08

Ressorts


Von Johannes Beetz

Man sey weder zu offenherzig, noch zu verschlossen.

So wenig als möglich soll man Wohlthaten annehmen; lieber immer geben als empfangen.

Erfülle sorgsam jede Deiner Pflichten!

Man soll nicht mehreren Frauenzimmern zugleich einerley Huldigung bezeugen.

Alles, was Deinem Freunde angehört, sey Dir heilig!

Man soll nie durch unedle Schmeicheley Wohlthaten weder erringen, noch vergelten.

Fehlt Dir etwas, hast Du Kummer, Unglück, leidest Du Mangel; so klage Dein Leid, Deine Schwäche niemand, als Dem, der helfen kann.

Rühme aber auch nicht zu laut Deine glückliche Lage!

Also hüe Dich, zu groß zu werden in Deiner Brüder Augen!

Vor allen Dingen wache über Dich, daß Du nie die innere Zuversicht zu dir selbst, das Vertrauen auf Gott, auf gute Menschen und auf das Schicksal verliehrest!

Suche weniger selbst zu glänzen, als Andern Gelegenheit zu geben, sich von vortheilhaften Seiten zu zeigen.

Sey nicht jedermanns Freund und Vertraueter!

Nichts ist erschrecklicher, als wenn Menschen, die täglich miteinander umgehn müssen, in ewigem Zwiste mit einander leben.

Zeige, so viel du kannst, eine immer gleiche, heitere Stirne!

Sey haushälterisch mit Spendung von Worten und Kenntnissen.

Gehe von niemand und laß niemand von Dir, ohne ihm etwas Lehrreiches, oder etwas Verbindliches gesagt und mit auf den Weg gegeben zu haben.

Lerne den Ton der Gesellschaft annehmen, in welcher Du Dich befindest!

Man respectire das, was Andern ehrwürdig ist!

Man lasse Jedem die Freyheit in Meinungen, die wir selbst verlangen!

Man vergesse nicht, daß was wir Aufklärung nennen, Andern vielleicht Verfinsterung scheint!

Man schone die Vorurtheile, die Andern Ruhe gewähren!

Man vergesse nicht, daß Spott nicht bessert.

Suche keinen Menschen, auch die Schwächsten nicht, in Gesellschaften lächerlich zu machen!

Vor allen Dingen aber handle nur stets konsequent!

Es ist nicht gut, wenn eine zu bestimmte Absonderung unter Personen von verschiedenem Alter Statt findet.

http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/knigge_umgang01_1788?p=131

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