Große Feier bei Mayr | Wochenanzeiger

Es ist eine Schnapszahl - und die soll gebührend gefeiert werden. Schon Udo Jürgens hat einst die vitalisierende Wirkung der 66 besungen und im Reformhaus Mayr ist man der gleichen Meinung: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an.”
Seit 1957 gibt es das Reformhaus Mayr und deshalb ist am 9. November in den Verkaufsräumen in der Planegger Bahnhofstr. 35 eine bunte Geburtstagsparty mit vielen Verkostungständen, einem Sektempfang und einer großen Rabattaktion geplant. Geöffnet ist von 8 bis 20 Uhr, gefeiert wird von 10 bis 18 Uhr.

Inhaber und Geschäftsführer Michael Mayr, der das Reformhaus in dritter Generation führt, kann auf eine erfolgreiche Firmengeschichte zurückblicken. Seine Großmutter Margot Mayr hatte das erste familieneigene Reformhaus in der Nordendstraße in Schwabing eröffnet. Seine Mutter Friedl Mayr übernahm das Geschäft 1986 und erwarb 1989 ein weiteres Reformhaus in Planegg. Da die Führung von zwei Häusern ihr wenig Zeit für die Familie ließ, entschloss sie sich 1992 dazu, die Schwabinger Niederlassung zu verkaufen.

1998 übergab sie ihrem Sohn Michael, der damals erst Mitte 20 war, das Planegger Reformhaus. Und der junge Chef gab Gas. Die Planegger Räumlichkeiten ließ er bereits ein Jahr später komplett umgestalten. Im Jahr 2000 übernahm er dann außerdem die alteingesessenen Reformhäuser Mehl in der Pasinger Gleichmannstraße und in der Limesstraße in Neuaubing. Das Ehepaar Mehl, das in der eigenen Familie keinen Nachfolger hatte, wünschte sich jemanden, der den Reformhausgedanken entsprechend weitertragen würde - und fand ihn in Michael Mayr. Ihn kannten die Mehls bereits seit vielen Jahren, da sie Freunde seiner Eltern waren.

Inzwischen sind die Mayr-Reformhäuser allesamt in größere Räumlichkeiten unweit ihrer einstigen Standorte umgezogen, es wurde modernisiert und das Angebot kontinuierlich erweitert - und in der Römerstraße in Gilching wurde eine weitere Filiale eröffnet. In Planegg, wo seit dem Umzug 2011 in die Bahnhofstraße 35 rund 800 Quadratmeter Fläche zur Verfügung stehen, gibt es neben den verschiedenen Themenbereichen wie Lebensmittel, Naturarzneimittel und Naturkosmetik einen Day Spa Bereich und ein hauseigenes Bistro. In der Pasinger Bäckerstraße, wo man auf 280 Quadratmetern einkaufen kann, findet man auch ein Naturkosmetikstudio. Außerdem ist die Zentrale des Unternehmens dort untergebracht.

Für Michael Mayr ist jedoch nicht die Fläche ausschlaggebend für den Erfolg des Unternehmens, sondern es sind die Menschen - seine Kunden und sein 60-köpfiges Team -, die er in den Mittelpunkt stellt. „Die Menschen sind ein Schatz”, betont er. „Reformhausgäste sind wundervoll, sie setzten auf Qualität und wollen gut beraten werden.” Und sein Team bestehe aus tollen Leuten mit hoher Fackkompetenz. Dafür sei er dankbar. „Wir haben einen super Stamm.”

Dass Unternehmen auch soziale Verantwortung übernehmen sollten, war für Michael Mayr immer selbstverständlich. So fand ein Geflüchteter mit Bleibeperspektive bei ihm Arbeit, ein anderer konnte ein Praktikum machen. Auch Spendenaktionen für soziale Projekte wurden regelmäßig durchgeführt.

Seit letztem Jahr geht das Unternehmen aber noch einige Schritte weiter. Es hat sich der Gemeinwohl-Ökonomie-Bewegung angeschlossen, deren Ziel eine ethische Marktwirtschaft mit den Schwerpunkten Menschenwürde, Menschenrechte und ökologische Verantwortung ist. Nicht die Vermehrung von Geldkapital, sondern ein gutes Leben für alle ist die Intention. Rund 400 Firmen und Banken sind in Bayern bislang dabei.

Gerade wird die zweite Gemeinwohl-Bilanz für die Mayr-Reformhäuser erstellt. Bei der ersten habe man noch viel offene Potenziale gesehen, gibt der Geschäftsinhaber freimütig zu. „Aber wir sind dran und wollen besser werden. Es ist ein Prozess”, sagt er. Mehr Mitbestimmung, aber auch mehr Verantwortung für die Angestellten gehörten dazu.

Die Spendenaktionen sind im Rahmen der Gemeinwohl-Ökonomie einem nachhaltigeren Projekt gewichen. Michael Mayr und sein Team engagieren sich für beblühte Waldränder. Es wird dafür nicht nur Geld gesammelt, sondern zusammen mit Vertretern des gemeinnützigen Vereins Transition Woods auch die Bepflanzung übernommen, um wieder mehr Artenvielfalt zu erreichen. Eine erste Fläche wurde in Landsberg am Lech in Angriff genommen, jetzt im November soll es für einige Tage nach Thüringen gehen. Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die teilnehmen möchten, konnten sich in eine Liste eintragen.

Eine solches Engagment sei eine Investition in die Zukunft, erklärt Michael Mayr. Und wenn viele Menschen freiwillig etwas einbrächten, so bringe man wirklich etwas vorwärts.
Für den Betrieb selbst wurde bereits etwas vorwärtsgebracht. Aktuell erhielt das Unternehmen die Auszeichnung „Reformhaus des Jahres 2023” mit dem Schwerpunkt Nachhaltigkeit - ein Verdienst auch sicherlich von Alexandra Meyer, der Nachhaltigkeitsexpertin des Reformhauses. Sie betreut das Waldprojekt und ist die Teamleitung in Pasing

Es sind viele kleine Schritte und viele gute Ideen, mit denen sich das Reformhaus Mayr in die Zukunft aufmacht. Und auch das soll am 9. November gefeiert werden. Denn wie heißt es noch in Udo Jürgens unvergessenem Song: „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an!”