„Sag, was du willst!” | Wochenanzeiger

„Wie stehen wir mutig da?”, fragt Resilienz- und Selbstbehauptungstrainerin Stefanie Fröhlich die zehn Vorschulkinder des Montessori Integrations-Kindergartens der Aktion Sonnenschein, die an diesem Novembermorgen an ihrem Kurs „Löwenstark” teilnehmen. Und sie gibt auch gleich die Antwort, während die Buben und Mädchen eine selbstbewusste Körperhaltung einnehmen: „Füße auseinander, Schultern gerade und dem Anderen in die Augen schauen!”

Zwei Kurseinheiten mit jeweils eineinhalb Stunden spielerischem Training und kleinen Meditationseinheiten umfasst der Resilienzkurs für die Vorschulkinder. Zusätzlich gibt es einen online Eltern-Workshop, bei dem die Trainerin, die auch eine Ausbildung zum Familiencoach hat, darauf eingeht, wie man zu Hause mit den Themen Selbstbewusstsein, Respekt und dem Setzen von Grenzen umgehen kann. Außerdem wird sie demnächst an einer Teamsitzung des Kindergartens teilnehmen, um die Inhalte nochmals zu präsentieren. Als Beobachterin ist während der zweiten Kurseinheit Erzieherin Gerlinde Witzemann dabei, die viele Montessori-Inhalte in den Übungen wiederfinden kann.

„Maria Montessori legte Wert darauf, dass Kinder ihre Wünsche äußern, Ziele haben, sich ihrer Fantasie und Kreativität bewusst sind, ihre Sinne schulen, die Wahrnehmung schulen und sich durchsetzen lernen”, erläutert Gerlinde Witzemann.

Das Löwenstark-Training geht in die gleiche Richtung. Die Kinder sollen ihren Wert und ihre Stärken entdecken, ein „Schutzschild” aufbauen und erkennen, dass Weiterentwicklung immer möglich ist. Um Letzteres zu demonstrieren, hat Stefanie Fröhlich ein Schatzkästchen mitgebracht, aus dem die Kinder neben farbenprächtigen Glassteinen auch vier Buchstaben herausholen, die das Wort „noch” ergeben. Das sei ein Zauberwort, erklärt sie. Denn wenn man zum Beispiel sage, „ich kann nicht lesen”, dann sei das traurig. Wenn man aber sage, „ich kann noch nicht lesen”, so werde betont, dass man es lernen kann.

Ein ganz wesentlicher Fokus des Kurses liegt auf Streit- und Mobbing-Situationen. Was mache ich, wenn mich jemand am Arm packt und nicht loslässt oder wenn mir die Mütze weggenommen wird? Die Resilienztrainerin hat dafür gemeinsam mit den Kindern das ältere Schulkind Jackie erschaffen, das sie dann auch selbst spielt. Jackie hänselt die Vorschulkinder und diese wenden an, was sie gelernt haben. Sie stehen mutig da, bleiben ruhig und entspannt, gehen wortlos weg und lassen die Unruhestifterin einfach stehen.

Anders reagieren sollen die Kinder, wenn sie festgehalten werden oder wenn ihnen etwas weggenommen wird. Dann geht es darum, die richtigen Worte zu finden. „Sag, was du willst!” lautet die Devise und zwar ruhig und deutlich: „Lass meinen Arm los.” oder „Gib mir meine Mütze zurück.” Stefanie Fröhlich wird nicht müde, zu betonen, wie wichtig es ist, gelassen zu bleiben. „In der Ruhe liegt...”, sagt sie und die Vorschulkinder ergänzen im Chor: „...die Kraft.” Und schließlich wird auch besprochen, in welchen Situation es wichtig ist, sich Hilfe bei Eltern oder Erziehern zu holen - nämlich dann, wenn die Situation zu eskalieren beginnt und man bedroht wird.