Wann ist laut zu laut? Während feiernde Partygäste die Lautstärke der Musik nicht als dröhnend empfinden mögen, kann sie für Anwohner längst zur Lärmbelästigung geworden sein. So gehen auch die Wahrnehmungen im Westend auseinander, was den Lärmpegel diesjähriger Sommerveranstaltungen angeht: Das „Sidewalk Festival“, das ebenso wie das „Barrio Latino Festival“ am Georg-Freundorfer-Platzes gefeiert wurde und die Jugendparty „Pineapple Express“ am Schneckenplatz waren einigen zu viel, wie u.a. die an den Bezirksausschuss Schwanthalerhöhe (BA 8) gesandten Bürgerbeschwerden zeigen. Das Gremium versucht nun für nächstes Jahr vorzubeugen.
Die Veranstaltungen mit Live-Musik am Georg-Freundorfer-Platz im Juli und August waren zu laut, beklagen Anwohner. Man habe selbst bei geschlossenen Fenstern nicht in die Nachtruhe finden können. Obwohl die Musikanlage am „Barrio Lationo Festival“ gegen 22 Uhr abgeschaltet wurde, sei eine „deutlich störende Geräuschkulisse“ bis 23 Uhr zu hören gewesen, moniert ein anderer Anwohner. Geärgert haben sich einige Bürger auch über die Lautstärke bei der Jugendparty „Pineapple Express“, die heuer erstmals am Schneckenplatz gefeiert wurde. Mit diesem Pilotprojekt wurde Jugendlichen eigens eine Fläche im öffentlichen Raum zum Feiern zugestanden, mit dem Ziel u.a. illegale Partys in den Wohnstraßen zu reduzieren.
Doch Anwohner fanden auch hier die Musik „extrem laut“. Die Fachstelle MoNa (Moderation der Nacht) des Sozialreferats beurteilt anders: „Die Stimmung war insgesamt friedlich, angenehm, gelöst. Keine Betrunkenen, keine Gewalt, keine Ausschreitungen o. Ä.“ Auch von der Polizeiinspektion 14 habe man die Rückmeldung bekommen, dass „keine besondere Beschwerdelage“ vorlag. Zwar wurde die Polizei zwei Mal wegen der zu lauten Musik gerufen. Die Lautstärke habe nach Messung auch um 10 Dezibel über dem erlaubten Wert gelegen. Die Veranstalter hätten die Musik jedoch sogleich reguliert.
Wie soll man nun mit den Festen verfahren?, fragte man sich jüngst im BA. „Veranstaltungen, die von vorneherein auf Lautstärke angelegt sind, müsste man eventuell an den Stadtrand oder auf die Theresienwiese verlagern“, schlug Holger Henkel (SPD) vor. „Es kann nicht die Lösung sein, dass wir keine Straßenfeste mehr feiern“, brachte Stefan Jagl (Linke) ein. Feste sind gut und wichtig, darüber ist man sich im BA einig. Auch müsse man als Städter „mal was ertragen“, findet Uwe Trautmann (CSU): „Aber wir hatten dieses Jahr mehrere Ausreißer.“ „Auch Jugendfeste müssen sein“, betonen Michael Czisch und Michael Schelle (Grüne). Auf Anregung der BA-Vorsitzenden Sibylle Stöhr (Grüne) ergeht nun ein Brief ans Referat für Arbeit und Wirtstraft (RAW): „Wenn das Oktoberfest später aufgebaut würde, könnte man eine solche Jugendparty auf der Theresienwiese feiern, wo die Lautstärke weniger stört.“
Was den Alkoholausschank bei der Jugendparty angeht, bleibt der BA bei seiner Haltung. Bereits im Vorfeld hatte das Gremium beim Kreisverwaltungsreferat (KVR) gefordert, dass ohne harte Drinks gefeiert werden soll. Die Behörde gab nun zur Antwort, dass die Veranstalter (isarbass und xoxo.kollektiv) am Ausschank von hochprozentigen Getränken festhalten wollen. Hochprozentiges würde nur nach einer Alterskontrolle im Rahmen des Jugendschutzgesetzes ausgegeben. Mit dieser Antwort gibt sich der BA jedoch nicht zufrieden. Man besteht weiter darauf, dass, falls es noch einmal eine solche Jugendparty geben sollte, auf harte Drinks verzichtet werde. Zusätzlich erbittet der BA bei der Polizei eine Stellungnahme zum Alkoholausschank am Fest. Auch würde man bei einer nächsten Party die Veranstalter vorab zum Gespräch in den BA einladen. Das traditionelle „Sidewalk Festival“ am Georg-Freundorfer-Platz soll indes im nächsten Jahr frühzeitig angekündigt werden, sodass Anwohner besser informiert sind.