Veröffentlicht am 22.12.2009 09:04

„Ungeheurer emotionaler Wert“


Von LS
Holle und Henning Clewing lernten sich 1961 in München kennen. Sie haben drei Söhne und leben in Allach-Untermenzing. (Foto: ls)
Holle und Henning Clewing lernten sich 1961 in München kennen. Sie haben drei Söhne und leben in Allach-Untermenzing. (Foto: ls)
Holle und Henning Clewing lernten sich 1961 in München kennen. Sie haben drei Söhne und leben in Allach-Untermenzing. (Foto: ls)
Holle und Henning Clewing lernten sich 1961 in München kennen. Sie haben drei Söhne und leben in Allach-Untermenzing. (Foto: ls)
Holle und Henning Clewing lernten sich 1961 in München kennen. Sie haben drei Söhne und leben in Allach-Untermenzing. (Foto: ls)

„Eigentlich hatten wir keinen Platz für einen Weihnachtsbaum“, sagt Henning Clewing. Der heute 79-Jährige stammt aus Bremen, zog 1956 nach München. Trotz des Platzmangels sei ein Weihnachtsbaum sehr wichtig gewesen. „Mein Vater hat es irgendwie geschafft, dass ein kleines Bäumchen aufgestellt wurde.“ Es sei zwar sehr eng gewesen, „aber es ging irgendwie“. An Heiligabend wurde zusammen musiziert. „Meine Schwester spielte Querflöte, ich Klavier, wir haben Weihnachtslieder gesungen.“ Der Vater zündete die Kerzen am Baum an - ein Ritual, das fest in seiner Hand lag. „Nach der Bescherung haben wir gelesen oder uns unterhalten. Die Hauptsache war, dass wir alle zusammen waren.“ Es herrschte eine gemütliche Atmosphäre im Hause Clewing. Zum essen kam mitunter sogar Ente auf den Tisch. „Wenn man bei einem Bauern eine ergattern konnte, war das eine Sensation“, erinnert sich Henning Clewing. „Dafür musste man allerdings Zigaretten haben.“ An den Weihnachtstagen standen dann Besuche bei Verwandten und Freunden an. „Weihnachten hatte einen ungeheuren emotionalen Wert.“ Trotz des Krieges sei es eine notwendige Familienfeier gewesen. „Es war Tradition, beladen mit Gefühlen.“ Zudem habe das Fest die Schrecken des Krieges - wenn auch nur kurzfristig - vergessen gemacht. Clewing: „Wir waren dankbar für alles Positive.“

Hennings Clewings Frau Holle wurde 1931 in Leipzig als dritt-ältestes von zehn Kindern geboren, wohnte in Königsberg und Wien. 1945 musste die Familie von dort flüchten. Bei der Großmutter in Innsbruck konnten sie nicht unter kommen, fanden jedoch Unterschlupf in einem kleinen Haus in Neu-Götzens südwestlich von Innsbruck. Fünf Jahre lang wohnte die Familie dort. Weihnachten hat Holle Clewing sie damals nicht gefeiert. „Das Haus war so klein, da war gar kein Platz für Zeremonien. Außerdem hatten wir kein Geld, waren froh, wenn wir etwas zu essen hatten.“

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