Wer ans Tauchen denkt, verknüpft den Gedanken nicht selten mit türkisgrünem Wasser, tollen Sichtverhältnisse und einer bunten Unterwasserwelt. Aber, es geht auch anders. Dass es nicht immer die Malediven, Thailand oder das Rote Meer sein müssen, weiß Otto von Löwenstern, Leiter der Tauchschule „Seaworld“ in Stockdorf bei München: „Auch die heimischen Seen bieten tolle Erlebnisse.“ Der Farbenrausch der Tropen fehlt zwar in deutschen Gewässern, dafür kann man sich ganz auf sich selbst und das Erlebnis Tauchen konzentrieren.
„Das Schönste am Tauchen ist für mich die Ruhe, die Entspannung. Dieses fast meditative Gefühl. Und das kann ich in einem See genauso haben wie im Meer“, erzählt Löwenstern, der über 2000 Tauchgänge hinter sich hat. Natürlich habe man im See eine deutlich schlechtere Sicht. Und kälter sei es auch, außerdem gäbe es weit weniger Fische. „Man kommt sich eher vor wie in einem Fantasy-Film. Alles wirkt sehr mystisch.“ Und tatsächlich scheint die Unterwasserwelt eines Sees der Szenerie eines Filmsets entsprungen zu sein. Wenn große und kleine Äste bei düsterem Licht – die dominierenden Farben sind Braun, Grün und Blau – aus dem Grund herausragen und sich dazwischen vereinzelt Schlingpflanzen ihren Weg suchen, könnte man meinen schwerelos in einer vergessenen Welt zu sein.
Steinbruch, Wracks, Karpfen, Wels und Steilwände statt Korallenriff, Hai, Wal oder Schildkröte: Obwohl nicht ganz so spektakulär wie in den Tropen, ist das Tauchen in den heimischen Gewässern allemal ein Erlebnis. „Im Starnberger See sind die großen Fische wie Hechte oder Aalrutten meist erst sehr tief anzutreffen“, sagt Löwenstern. „In den anderen Seen rund um München gibt es Karpfen und alles, was man sonst noch so auf einer gut sortierten Speisekarte eines Fischrestaurants findet“, erzählt der Tauchprofi und schmunzelt.
Ein weiterer Grund sich in die Unterwasserwelt der heimischen Seen zu wagen: Wer pro Jahr nur im Urlaub zum Tauchen geht, kann so – praktisch vor der Haustür – noch wertvolle Erfahrung sammeln. Je mehr Tauchgänge man hat, desto sicherer bewegt man sich schließlich unter Wasser - egal, ob Meer oder See. Und nicht täuschen lassen: Die Preise in Deutschland sind im internationalen Vergleich sehr günstig.
Trotzdem ist Tauchen nicht gleich Tauchen. Auch beim Tauchequipment gibt es Unterschiede: „Das liegt an der Ausrüstung an sich. Im See ist es kalt und man trägt einen dicken Anzug, der wiederum mehr Auftrieb verursacht. Dadurch braucht man dann logischerweise auch mehr Blei“, erklärt Löwenstern. Zudem wird im Ausland meist mit Aluminium-Tanks getaucht und „Alu hat ein deutlich geringeres Gewicht als Stahl.“
„Wir legen grundsätzlich sehr großen Wert auf die Theorie. Zudem gibt es Vorgaben vom Verband, an die wir uns halten“, so Löwenstern. Die Seaworld-Tauchschule besteht seit über zehn Jahren und bietet professionelle Tauch-Ausbildungen nach den Richtlinien des weltweit führenden Tauchverbandes PADI (Professional Association of Dive Instructors) an. Ein Anfänger- bzw. Open-Water-Kurs erstreckt sich im Schnitt auf zwei Wochen. Für die Theoriestunden gibt es einen Schulungsraum. Der Praxisunterricht findet für Anfänger zuerst im Pool, dann später im See statt. Die Ausbildung bei Seaworld richtet sich nach den drei großen A's, wie Löwenstern erklärt: „Ausbildung, Ausrüstung und Abenteuer.“
Sein Hauptaugenmerk richtet der erfahrene Tauchlehrer (PADI Master Instructor) darauf, „den Leuten den Spaß am Tauchen zu vermitteln. Das ist mir ganz wichtig, schließlich macht man das alles in seiner Freizeit“. Löwenstern selbst ist über einen Freund zum Tauchen gekommen. „Wir sind gemeinsam nach Ägypten geflogen. Er hat für uns einen Tauchkurs gebucht. Da hat es dann bei mir gleich klick gemacht.“ Seit sechs Jahren bildet Löwenstern, der hauptberuflich Graffitis entfernt, mittlerweile Tauchschüler bei Seaworld aus und hat in dieser Zeit über 800 Prüfungen abgenommen. Unterstützt wird er zusätzlich von zwei weiteren Tauchlehrern.
Wer einen Open-Water-Kurs absolviert hat, kann noch verschiedene Aufbaumodule wählen und so seine Tauchkenntnisse verfeinern. Zudem bietet Seaworld regelmäßig Tauchausflüge an bayerische und österreichische Seen. „Bei uns können auch Tauchreisen ins Ausland gebucht werden - individuell oder als Paket“, sagt Löwenstern. In Bayern dürfen zwar nicht alle Seen betaucht werden, aber gerade in der Umgebung von München gibt es doch einige. Der Starnberger See und der Bodensee sind bei Tauchern unter anderem wegen ihrer Steilwände beliebt. Daneben ist das Tauchen beispwielsweise auch im Echinger Weiher, dem Walchensee oder dem Pullinger Weiher erlaubt. Zum Teil stehen unter Wasser auch Tauchplattformen zur Verfügung. „Mit Anfängern tauchen wir sehr oft im Echinger Weiher“, sagt der 46-Jährige.
Und auch für die richtige Ausrüstung ist gesorgt: Im Seaworld-Tauchsportfachhandel von Geschäftsführer Matthias Lissmann dürfte jeder fündig werden, egal ob Anfänger oder Profi. „Bei uns kann man alles kaufen. Was wir nicht vorrätig haben, wird bestellt. Wir setzen auch beim Equipment sehr hohe Maßstäbe an die Qualität“, betont Löwenstern. „Seaworld ist außerdem die einzige Tauchschule im gesamten süddeutschen Raum, die Behindertentauchen anbietet“, erzählt Löwenstern, der zudem einer der wenigen aktiven Tauchlehrer des IAHD (International Association For Handicapped Divers) ist.
Nähere Informationen zu Seaworld (Gautinger Str. 34, 82131 Stockdorf) gibt es unter Tel. 089/85661103 sowie im Internet: www.seaworld.de .