„Die Jugend – die hat nur Unsinn im Sinn!“ Ein Vergnügen zu erleben, wie ein festsitzendes Vorurteil als das entlarvt worden ist, was es ist – Unsinn. Als in der Kranhalle des Feierwerks der „Münchner Jugendpreis für Engagement und Beteiligung“ verliehen wurde, stellte sich heraus, was alles in Münchner Kindern und Jugendlichen steckt. Unter dem Motto „Ausgezeichnet 2008“ ehrten Erwachsene bei dieser Gelegenheit „Umweltfüchse“, Bio-Gärtner, Filmemacher und anderen vorbildlich aktiven Nachwuchs. Im Beisein von Maria Kurz-Adam, Leiterin des Stadtjugendamtes, verliehen Franz Hammerl-Pfister vom Schul- und Kultusreferat und Professor Heiner Keupp von der Ludwig-Maximilians-Universität München Preise für Initiativen, Projekte und Einfälle junger Münchner. „Ihr engagiert euch, ihr habt Super-Ideen“, fasste Janet Purpus, Moderatorin von Radio Feierwerk, das Lob für die Preisträger im Alter von zehn bis achtzehn Jahren zusammen.
Der mit 500 Euro dotierte „Münchner Jugendpreis in Gold“ ging an Nicolina Topic vom Karlsgymnasium Pasing und Audir Nuri vom Viscardi-Gymnasium Fürstenfeldbruck für „Chancengleichheit“, ihren Film über Migranten. Eine Gruppe der Hauptschule an der Walliser Straße, die „Wunschspielplätze“ entwirft, bekam ihn ebenso wie die Mitarbeiter des Jugendzentrums „Diversity“ in der Blumenstraße. Den mit 500 Euro dotierten Sonderpreis erhielten die elfjährigen „Umweltfüchse“ Alina Zeller, Michelle Oldemeier und Lisa Vicari vom Erasmus-Grasser-Gymnasium in Laim. Er wurde heuer erstmals vergeben. Die Mädchen helfen mit einer Müllsammelaktion das Leben von Tieren zu retten. Sie wollen einen Teil des Preisgeldes in weitere Aktionen stecken.
Den Preis in Silber und hundert Euro erhielten Jugendliche vom Multikulturellen Jugendzentrum im Westend. Sie hatten sich für ihren Bio-Obst- und Gemüsegarten mächtig ins Zeug gelegt. Ebenfalls „versilbert“ wurden die „Mobb-Stopp-Teams“ der Schulsozialarbeit an der Eduard-Spranger-Hauptschule am Hasenbergl. Sie stehen Mitschülern zur Seite, die gemobbt werden.
„Ihr habt weit vorausschauend gehandelt“, rühmte Hammerl-Pfister die „Umweltfüchse“ Alina, Michelle und Lisa. Die drei Schülerinnen hatten auf dem weitläufigen parkähnlichen Schulgelände innerhalb kurzer Zeit einen toten Igel und zwei tote Vögel gefunden. Die Vorstellung, dass dort noch andere Tiere – Hasen, Eichhörnchen oder Mäuse – sich an herumliegenden Glasscherben verletzen oder Tiere Plastikteile fressen könnten, ließ sie aktiv werden. Ausgerüstet mit Handschuhen und einem Plastiksack sammelten sie in Freistunden und Pausen Müll auf dem Hof und auf dem übrigen Schulgelände ein. „Da kam ganz schön was zusammen, denn hinter der Schule liegt der Westpark und nachts werfen Leute ihre Flaschen und ihren Unrat einfach ins Gebüsch“, so die Sammlerinnen, die sich selbst von Mitschülern nicht beirren ließen, die meinten, das sei eine Strafarbeit. Wie „klug“ die „Füchse” handelten, erklärte Hammerl-Pfister: „Wissenschaftler haben herausgefunden, dass viele Albatrosse bei ihrem Flug über die Weltmeere verhungern, weil sie kleine Plastikteile auf dem Wasser fressen, die sie für Futter halten.“ Die Müll-Aktion der Schülerinnen habe also geholfen, das Leben von Tieren im Park der Schule zu retten.
Reiche Ernte an Gurken, Salaten, Mais, Kräutern, Tomaten und Erdbeeren bescherte Jugendlichen, die ihre Freizeit im Multikulturellen Jugendzentrum in der Westendstraße verbringen, ihr selbst angelegter biologischer Obst- und Gemüsegarten. Ihr Einsatz wurde mit der Auszeichnung „in Silber“ belohnt. Der 16-jährige Ritvan und der 13-jährige Kenan nahmen den Preis stolz entgegen. Die beiden Gärtner: „Damit haben wir nicht gerechnet. Wir fühlen uns voll geehrt.“ Es beeindrucke sie sehr, dass die Pflänzchen, die sie eingesetzt hatten, ohne Chemie wuchsen und „dass Früchte, Gemüse und Obst besonders gut geschmeckt haben“.
„Der Preis ist ein bescheidenes aber wichtiges Zeichen dafür, wie wirksam das ist, was ihr tut.“ Maria Kurz-Adam bestärkte die jungen Leute darin, ihre Umgebung und die Gegenwart mitzugestalten. Die Stadtjugendamtsleiterin: „Kinder und Jugendliche sind ein fester Bestandteil unserer Gesellschaft. Sie haben einen Anspruch darauf, dass ihre Stimme gehört wird.“ Kinder und Jugendliche, die ihre Ideen in die Tat umsetzen, sind für Barbara Klöver vom Institut für Praxisforschung und Projektberatung (IPP) unverzichtbar für ein Gemeinwesen. „Auch die ganz jungen Bürger geben der Stadt München ein Gesicht.“ Seit der Jugendpreis im Jahr 2003 vom „Sozialpolitischen Diskurs“, einem Diskussionsforum für die Anliegen Münchner Bürger ins Leben gerufen wurde, haben viele Initiativen und Gruppen daran mitgewirkt, dass er alle zwei Jahre ausgelobt werden kann. Organisiert wird er unter anderem von der Arbeitsgemeinschaft Friedenspädagogik, dem „Münchner Trichter“ sowie dem IPP. Unterstützer waren 2008 der Ausländerbeirat München, das Büro der Kinderbeauftragten, das Jugendkulturwerk sowie der Rotary-Club München-Hofgarten. Die von den Erwachsenen geforderte Teilhabe der Jugend an wichtigen Entscheidungen wurde beim Münchner Jugendpreis bereits umgesetzt. Eine Jury von Jugendlichen wählte aus 16 Bewerbungen die vergebenen Preise aus.