Veröffentlicht am 06.10.2015 09:30

Start der Tiefenbohrung

„Glück auf!”: Uwe Schindler (li.) und Stephan Schwarz geben den Startschuss für die Bohrung. (Foto: pst)
„Glück auf!”: Uwe Schindler (li.) und Stephan Schwarz geben den Startschuss für die Bohrung. (Foto: pst)
„Glück auf!”: Uwe Schindler (li.) und Stephan Schwarz geben den Startschuss für die Bohrung. (Foto: pst)
„Glück auf!”: Uwe Schindler (li.) und Stephan Schwarz geben den Startschuss für die Bohrung. (Foto: pst)
„Glück auf!”: Uwe Schindler (li.) und Stephan Schwarz geben den Startschuss für die Bohrung. (Foto: pst)

Ein wenig erinnert der Bohrturm an eine Raketenabschussrampe. Statt eines „Countdowns“ gab es zu Beginn der Bohrarbeiten für die Geothermieanlage Freiham allerdings ein „Glück auf!“. Mit diesem traditionellen Bergmannsgruß starteten Stephan Schwarz, Geschäftsführer Versorgung und Technik der Stadtwerke München (SWM) und Uwe Schindler, Geschäftsführer der Bohrfirma H. Anger’s Söhne, das millionenschwere Projekt. 52 Meter ragt das Stahlgerüst westlich der Clarita-Bernhard-Straße in die Höhe. Zu einem neuen Wahrzeichen Freihams wird sich der weithin sichtbare Turm allerdings nicht entwickeln. In Freiham wird es Bohrungen an zwei Standorten geben. Wenn in etwa einem halben Jahr die Bohrarbeiten beendet sein werden, dann wird das Gerüst wieder komplett abgebaut. Bis dahin bleibt es aber spannend. Mit bis zu 20 Metern in der Stunde wird sich der mit Industriediamanten besetzte Bohrkopf in das Erdreich graben. Das Ziel ist ein gewaltiges Heißwasservorkommen mit Temperaturen um die 80 bis 100 Grad Celsius. Dieses vermuten die Experten in 2.300 bis 3.000 Metern Tiefe. Dass sie Erfolg haben werden, davon sind die Experten seit dem Ergebnis der Voruntersuchungen überzeugt. „In München und dem Umland sind die geologischen Voraussetzungen so gut wie in nahezu keiner anderen Region Deutschlands“, freute sich Schwarz. Mit der Wärme des Thermalwassers möchte die SWM bereits im nächsten Jahr beginnen den neuen Stadtteil Freiham umweltfreundlich zu beheizen. Das dazu benötigte Heizkraftwerk steht bereits seit drei Jahren. Was die Kosten betrifft, so konnte Schwarz noch keine konkreten Zahlen nennen. Für die Bohrungen könnten beispielsweise je nach Härte des Bodens Bohrköpfe in zweistelliger Stückzahl nötig werden. Dabei kostet einer der mit Industriediamanten bestückten Bohrköpfe rund eine Million Euro.

Fernwärme-Vision wird wahr

Die Anlage in Freiham ist das dritte tiefengeothermische Projekt, das die SWM realisiert. „Es ist der Beginn der Umsetzung unserer Fernwärme-Vision, mit der wir die Energiewende nach dem Strombereich nun auch in der Wärme einleiten“, freute sich Schwarz. Schließlich mache der Wärmeverbrauch rund 40 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs aus, rechnete Schwarz vor. Im Privathaushalt seien es sogar 90 Prozent. Die SWM haben ehrgeizige Pläne: „Bis 2040 soll München die erste deutsche Großstadt werden, in der Fernwärme zu 100 Prozent aus regenerativen Energien gewonnen wird“, schwärmte Schwarz.

Bei der Geothermie wird dem heißen Tiefenwasser an der Oberfläche die Wärme entzogen. Das abgekühlte Wasser wird wieder zurückgepumpt. Die Wärmeenergie wird zur weiteren Nutzung in einer speziellen Leitung zwischen den beiden Standorten und dem Heizwerk auf das Fernwärmewasser übertragen. Für die Anwohner wird das Ganze übrigens keine große Lärmbelästigung sein, versicherte Schindler: „Das ist eine der leisesten Bohranlagen Deutschlands“. Wer sich für die Bodenschichten interessiert, die nach oben gefördert werden: Es ist geplant, diese zur Anschauung in eine durchsichtige Säule zu füllen.

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