Glück gehabt! Es blieb an diesem Tag bei einer mündlichen Verwarnung. Und bei einem Biss in eine Zitrone. Alle Radler, die am Dienstag voriger Woche auf dem Geh- oder Radlweg vor der Fürstenrieder Schule in der falschen Richtung unterwegs waren, hätten bei einer Routine-Verkehrskontrolle 15 Euro berappen müssen. Doch die Kontaktbeamten der Polizeiinspektion 41 (Laim/Hadern) ließen Milde vor Recht ergehen. Galt es doch Mädchen und Jungen der Grund- und Hauptschule an der Fürstenrieder Straße beim Aktionstag „Sicherer Schulweg“ das richtige Verhalten im Straßenverkehr nahe zu bringen.
Der 15-jährige Burhan und einige seiner Klassenkameraden dokumentierten mit der Kamera manch brisante Situation. Andere machten sich Notizen. „Wir schreiben später ein Referat darüber.“ Ein Großaufgebot von 21 Beamten begleitete die Aktion, bei der die Themen „Toter Winkel, „Funkeln im Dunkeln“ und die Demonstration einer „Rauschbrille” im Mittelpunkt standen. Dabei wurden sie von dem Kabarettisten und Schauspieler Andreas Giebel prominent unterstützt. Der Leiter der Polizeiinspektion 41, Dieter Zitzler-Ant, war über die medienwirksame Hilfe hoch erfreut und dankbar. „Was kann uns besseres passieren, als dass uns jemand wie sie unterstützt.“ Zitzler-Ant weiß: „Das Verhalten der Erwachsenen hat eine wahnsinnige Signalwirkung auf die Kinder.“
„Ich esse mittags Schnitzel, da brauche ich eine ganze Zitrone.“ Karl Schmalzbauer, der mit seinem Fahrrad auf der falschen Straßenseite gefahren war, nahm es mit Humor, dass er von Polizeiobermeisterin Mirjam Kapfinger angehalten wurde. „Ich wollte Schuhe kaufen“, erklärte er schuldbewusst sein Fehlverhalten. Auch Radlerin Elfriede Riederer hatte Verständnis für die Aktion. Sie sagte: „Normalerweise verhalte ich mich hundertprozentig richtig.“ Wie Karl Schmalzbauer und viele andere Radler, die in der falschen Richtung unterwegs waren, biss sie herzhaft in die ihr hingehaltete Zitronenscheibe. Mindestens zehn Verwarnungen zählte Polizeiobermeisterin Sandra Grimminger. Sie hat beobachtet: „Falsches Verhalten auf dem Geh- oder Radweg vor der Schule ist gang und gäbe.“ Sie ist sich sicher: „Bei schönem Wetter hätten wir noch viel mehr Verwarnungen aussprechen müssen.“
Burhans Kommentar zum Fehlverhalten der Radler: „Ich finde es toll, das sie einsehen, dass sie was falsch gemacht machen.“ Erstaunt waren er und seine Mitschüler über etwas anderes: „Die waren alle sehr einfallsreich was die Ausreden anbetrifft.“ Doch es gab nicht nur Saures beim Aktionstag „Sicherer Schulweg“. Günther Patzelt durfte statt in eine Zitrone einen Apfelschnitz essen. Polizeiobermeisterin Mirjam Kapfinger: „Vielen Dank dafür, dass Sie richtig unterwegs sind. Für ihr vorbildliches Verhalten dürfen sie in einen Apfel beißen.“
Währenddessen demonstrierten Obermeisterin Christina Seibt und Hauptkommissar Josef Schwimmbeck den Grundschülern, wie wichtig, gerade überlebenswichtig die richtige Kleidung und Ausrüstung für den Schulweg ist. Schwimmbeck: „Schließlich geht ihr nicht in der Ritterrüstung zur Schule. Eltern und Lehrer wünschen sich, dass ihr sicher zur Schule und wieder sicher nach Hause kommt und dabei gesund bleibt.“ Helle auffällige Kleidung mit Reflektor-Streifen und Reflektoren sowohl am Ranzen als auch am Fahrrad – das zeigte ein Experiment im Dunklen – bewirken, dass die Kinder in der Dämmerung und bei Dunkelheit zur rechten Zeit von Autofahrern wahrgenommen werden. Die Devise heißt deshalb: „Funkeln im Dunkeln“. Andreas Giebel – „ich bin kein echter Polizist“ – veranschaulichte an einem Beispiel, dass der Fahrradhelm überlebenswichtig ist, weil er den Kopf schützt. Der Schauspieler aus der Fernsehserie „München 7 – Zwei Polizisten und ihre Stadt“ ließ ein Ei, das von Schaumstoff umhüllt war, zu Boden fallen – es blieb heil. Giebel: „Sowas merkt man sich sein Leben lang.“ Der Schauspieler war beeindruckt davon, wie aufmerksam die Schülerinnen und Schüler die Demonstration verfolgten. Er ist überzeugt: „In diesem Alter prägt sich das unbewusst ein.“ Das wisse er von seinen vier Töchtern aus der Zeit als sie noch klein waren. Zitzler-Ant liegt daran, dass die Verkehrssicherheits-Aktion an der Fürstenrieder Schule kein punktuelles Ereignis bleibt. „Wir hoffen, dass die praktische Arbeit mit den Kindern auf Dauer wirkt.” Mit Hilfe von Andreas Giebel sollen auf diese Art und Weise auch die Erwachsenen erreicht werden. Zitzler-Ant: „Das Verhalten der Erwachsenen ist wichtig!“