Zu einer Informationsveranstaltung über die Wahl der „9. Münchner Seniorenvertretung“ hatten das Sozialreferat der Landeshauptstadt München sowie der Bezirksausschuss (BA) Aubing-Lochhausen-Langwied am Donnerstagnachmittag alle interessierten Bürgerinnen und Bürger in das Alten- und Service-Zentrum Aubing eingeladen. Das Interesse war enorm: Obwohl das ASZ-Team vor Veranstaltungsbeginn unentwegt Stühle heranschleppte, mussten sich doch einige Zuhörer stehend informieren. Mit so einem Ansturm habe man nicht gerechnet, bemerkte denn auch der BA-Vorsitzende Josef Assal in seiner kurzen Begrüßungsrede, er freue sich jedoch sehr darüber; schließlich sei auch immer ein Vertreter des Seniorenbeirates zu den BA-Sitzungen eingeladen, damit die „Bedürfnisse der Seniorinnen und Senioren formuliert werden können“.
Erfreut äußerte sich auch Eva-Maria Huber als Vertreterin des Sozialreferats: Sie habe in den vergangenen Wochen viele solcher Veranstaltungen besucht, dies hier in Aubing sei aber mit Sicherheit die größte Gruppe von Interessenten, die sie dabei angetroffen habe. Anschließend stellte Frau Huber die Fakten der sogenannten Seniorenbeiratswahl vor, die korrekterweise jedoch Wahl zur „9. Münchner Seniorenvertretung“ heißt.
Es handelt sich um eine reine Briefwahl, die in Kooperation von Sozialreferat und Kreisverwaltungsreferat durchgeführt wird, inzwischen müssten alle wahlberechtigten Bürger/innen ihre Briefwahlunterlagen per Post erhalten haben. Wer noch keine Unterlagen bekommen hat, sollte schleunigst die Hotline 233-96233 antelefonieren und sich diese zusenden lassen.
Grundsätzlich wählen alle Münchner Bürger/innen über 60 Jahre, auch die mit nichtdeutscher Staatsangehörigkeit, die parteiunabhängige, ehrenamtliche Münchner Seniorenvertretung, die dann für die nächsten vier Jahre die Interessen aller älteren Menschen gegenüber Stadtrat und Verwaltung vertreten soll. Die Delegierten kommen aus allen 25 Münchner Stadtbezirken; dabei können jedoch die Stadtbezirksbewohner nur die Delegierten aus dem eigenen Stadtbezirk wählen. Jeder Wahlberechtigte hat nur eine Stimme; die Wahlunterlagen müssen spätestens am 17. März 2009 beim Wahlamt des Kreisverwaltungsreferates vorliegen – der Poststempel zählt also nicht: „Die Auszählung wird gleich ab 18. März vorgenommen, schicken Sie die Wahlunterlagen also bitte am 16. März ab“, forderte Frau Huber auf.
In Aubing-Lochhausen-Langwied leben 10.715 Über-60-Jährige; weil pro „angefangene 1.500 Wahlberechtigte“ je ein/e Seniorenvertreter/in gewählt werden kann, gibt es für den Stadtbezirk 22 acht Listenplätze – jedoch neuen Kandidatinnen und Kandidaten. Bei der Informationsveranstaltung bekamen diese neun Bewerber/innen aus dem Stadtbezirk nun Gelegenheit, sich in alphabetischer Reihenfolge persönlich sowie die Beweggründe für ihre Kandidatur vorzustellen. Mit Blick auf die KandidatInnen bemerkte Eva-Maria Huber, sie sehe hier ein „hoch motiviertes, sehr engagiertes Team“, weshalb sie alle Anwesenden nur auffordern könne, von ihrem Wahlrecht Gebrauch zu machen.
Sehr viel Erfahrung bringt die 1935 geborene Lochhausenerin Marion Beyerle als amtierende und bereits langjährige Seniorenbeirätin mit: Sie habe vier Kinder, fünf Enkelkinder, lebe jetzt alleine, fühle sich „sehr gut aufgestellt“, weshalb sie nochmal kandidieren wolle. Maurermeister Friedrich Bonnet, geb. 1937, wohnt am Westkreuz, ist seit vier Jahren Delegierter im Seniorenbeirat und hat „die Arbeit immer gerne gemacht“; sein Hauptanliegen ist, die begonnene Arbeit im Heimbeirat des Seniorenheimes Pasing-Westkreuz fortzusetzen: „Mein Ziel ist es, das Heim so weit zu bringen, dass ich selbst mal einziehen mag!“.
Sehr engagiert zeigte sich auch die 67-jährige Neuaubingerin Eva Dittrich, die bis 2007 in der Erwachsenenbildung tätig war, danach ehrenamtlich die Projektleitung des Münchner „Salon Bavaria“, der Kulturangebote für die „Generation plus“ macht, übernommen hat; nach privaten Erfahrungen durch den Umzug der Mutter ins Pflegeheim, will sie etwas verändern: Überall werde gestreikt, obwohl die Gehaltserhöhungen nicht so gering seien, wie die Rentenerhöhungen: „Wir werden immer mehr, wir müssen uns eine Stimme verschaffen!”.
Erstmals zur Wahl stellt sich Franz Erben aus Aubing, Jahrgang 1937, der nach seinem Ingenieurstudium in der Flugzeugindustrie gearbeitet hat und sich politisch bei den Freien Wählern über lange Zeit engagiert hat: Er sei noch „recht agil“ und „sein Charakter veranlasse ihn“, jetzt auch etwas für Senioren zu machen. Am Westkreuz wohnt der 66-jährige Franz Federmann, Prokurist im Ruhestand, zuletzt Personalleiter bei einer Werkzeugfirma, außerdem 15 Jahre lang ehrenamtlicher Richter am Arbeitsgericht München: Er wohne am Westkreuz eigentlich in einer schönen Gegend, die sich „jedoch nach unten entwickle“, es gebe viel zu tun und er kenne sich aus mit Gesetzen sowie Ämtern und habe Zeit.
1945 in Berlin geboren, kam Klaus Felke bereits 1965 nach München als Maschinenbaustudent; seit 2005 ist der zuletzt bei BMW tätige Personalreferent, der sich auch als Elternbeirat etliche Jahre im Pasinger Bert-Brecht-Gymnasium engagierte, im Ruhestand und im Seniorenbeirat tätig; den „intensiven Dialog zwischen Jung und Alt“ hält der Aubinger für äußerst wichtig, genauso wie den Gesichtspunkt: „Was sind uns unsere älteren Mitbürger wert? Für heute und in Zukunft brauchen wir ihre Erfahrung, ihr Wissen!“.
Holger Klotz, wohnhaft am Westkreuz, steht als kaufmännischer Angestellter noch im Berufsleben, wird heuer aber noch 65 Jahre alt und geht zum Jahresende in Ruhestand; auch er war Elternbeirat, will das „Miteinander von Jung und Alt verbessern“ und in diesem Bereich an einer Verknüpfung arbeiten. Bestens bekannt im Stadtteil dürfte der 1937 geborene achtfache Großvater und „Westkreuzer“ Johann Slezak, selbständiger Regeltechniker im Ruhestand, sein: 14 Jahre lang war er im Bezirkstag Oberbayern und 13 Jahre im Bezirksausschuss tätig, sein langjähriges Engagement als „Chef vom Bürgersaal am Westkreuz“ hält nach wie vor an; er kandidiere, um sich für eine Stärkung der ambulanten Pflege einsetzen und um den Bereich „Sterbebegleitung“ verbessern zu können – außerdem seien in puncto Friedhöfe die „Reglementierungen nicht hinnehmbar“.
Sozusagen als „Heimspiel“ stellte sich die Kandidatenvorstellung für Baudirektor a.D. Norbert Stellmach aus Neuaubing heraus: Der topfitte 70er hatte gerade eine Gymnastikstunde im ASZ unterrichtet und erklärte nun im Trainingsanzug, dass seine drei Enkelkinder „sein ganzer Stolz“ seien; Stellmach engagierte sich als BA-Mitglied und insbesondere mehr als ein halbes Jahrhundert lang beim ESV Neuaubing als Vizepräsident, Präsident und heute noch als Vorsitzender des Wirtschafts- und Verwaltungsbeirates, zudem ist er seit 2000 Vorsitzender einer Stiftung, die den Jugendsport in München fördert: „Momentan setzen wir uns für die Einrichtung von Bewegungsräumen in Kindergärten ein.“