Veröffentlicht am 30.05.2012 00:00

München/Schliersee · Frisch gepicht – ein Gedicht!


Von red

„Des is doch ned mei Bier!“ Diesen Spruch hört man des Öfteren, wenn sich jemand nicht kümmern möchte. Wenn es aber um den Gerstensaft geht, dann hört man öfter „Moment, des is fei mei Bier!“ Und zum Bier generell und zu meinem Bier möchte ich Ihnen heute bisserl was schreiben. Deutschland ist biertechnisch gesehen ein Land der unbegrenzten Möglichkeiten. Wenn Sie von heute an jeden Tag ein anderes Bier probieren würden, dann wären Sie mehr als 13 Jahre beschäftigt!

Hoamat Bayern – Die Kolumne von Markus Wasmeier

Markus Wasmeier-Kolumne : Hoamat Bayern

Und diesen Rausch wünsche ich keinem! Das Schöne daran ist, dass jede Region eine andere Bierbesonderheit hat und jede Stadt wenigstens ein lokal hergestelltes Bier. Teilweise beruhen diese Biertraditionen aus den vergangenen Jahrhunderten. Im Norden trinkt man die herbsten Biere und bei uns im Süden lieber Helles und Weizen. Im Rheinland werden Kölsch und Alt getrunken und in Berlin die Weiße. Dazu kommen noch die ganzen extra gebrauten Biere zu verschiedenen Anlässen. Sie sehn, es gibt immer einen Grund für ein gutes Bier! Und das brauen wir im Museum auch! Im Nebengebäude unseres Wirtshauses „Beim Wofen“ ist die traditionelle Schöpf-Brauerei untergebracht. Hier brauen wir unser Bier nach altbewährter Tradition wie vor 300 Jahren.

Früher hörte man des Öfteren den ärgerlichen Ausruf eines Braumeisters: „Die Fässer schweißen“ – dann war es Zeit zum Pichen. Wenn die Pechschicht im Fassinneren undicht, rau oder rissig wurde, hätten sich Bakterien festsetzen und das Bier verderben können. Deshalb kontrollierte der Braumeister vor dem Abfüllen des frisch gebrauten Bieres alle Fässer. Wenn er eine schadhafte Stelle in der Pechverkleidung entdeckte, dann setzte er einen Pichtag an. Da waren vom Lehrling bis zum Braumeister alle gefordert und jeder hatte eine ganz spezielle Aufgabe. Pichen ist ein altes Verfahren, bei dem Bierfässer aus Holz innen zur Abdichtung mit flüssigem, geruchlosem Pech bestrichen oder besprüht werden. Und glauben Sie mir, die Brauereien wissen schon, warum sie heute Fässer aus Edelstahl haben. Diese Kolumne würde gar nicht ausreichen, die ganzen – nicht ganz ungefährlichen – Arbeitsschritte wiederzugeben. Nur so viel: Ganz heiße Luft mit Feuer muss­te durch das Spundloch in das Fass, damit das alte Pech flüssig wurde und auslaufen konnte. Einige Liter neues, heißes Pech wurde in das Fass gefüllt und mit einem Holzkorken verschlossen. Nun wurde es „geschwankt“, gedreht und gewendet, alles ganz langsam, dass sich das Pech langsam verteilte. Wenn man es heute rückblickend sieht – es war scho wirklich a sauberns Gschiss. Die spannendste Aufgabe von allen aber war, nach dem Füllen mit Pech, den Holzpfropfen aus dem Fass zu schlagen. Durch den extrem hohen Druck im Fass konnte es vor kommen, dass der Pfropfen bis zu zehn Meter aus den Fässern schoss, gleich gefolgt von heißem Pech. Wenn da nicht oft einer ausgeschaut hat wie die Pechmarie aus dem Märchen…

Keiner der Brauer trauert dieser harten Arbeit des Pichens nach, wohl aber den daraus resultierenden Festen. Und grad weil diese Feste so schön waren, haben wir uns gedacht, auch diese alte Tradition wieder aufleben zu lassen: Wir pichen unsere eigenen Holzfässer nach und feiern das mit einem wunderschönen Fest in unserem Museum, wie es die Brauer samt Gehilfen damals schon getan haben! Dazu gehört a gescheite Musik – die Sie von der Pfaffenhofener Stadtkapelle hören; dazu gehört ein schöner Tanz – den Sie von der Schäfflertanzgruppe MTV Pfaffenhofen 1862 sehen; dazu gehört ein gescheites Essen – das Sie in unserem Wirtshaus „Beim Wofen“ bekommen; und vor allem gehört dazu ein süffiges Bier – das Sie, nach alter Tradition selbst gebraut in unserer Schöpfbrauerei und frisch gezapft von einem frisch gepichten Holzfass, bekommen! Das alles können Sie in vollen Zügen genießen, wenn Sie morgen mit uns das Picherfest feiern!

Ich freue mich schon heute, wenn wir morgen auf Ihr Wohl anstoßen – wie g’sagt: Frisch gepicht – ein Gedicht!

Ihr

Markus Wasmeier

Veranstaltungstipp!

Samstag, 10. Juni: Festliche Eröffnung unserer altbayrischen Schöpfbrauerei Hoamat Bayern „Museumsbräu“ mit den „4 Hinterberger Musikanten“

Freibier - Start des Verkaufs von Museumsbier in Flaschen

Weitere Informationen und mehr über das Museum unter www.wasmeier.de

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