Mehr als 10.000 Kilometer Luftlinie liegen zwischen Quito in Ecuador und München. Doch auch in der zweithöchstgelegenen Hauptstadt der Welt, mit ihren rund 2,7 Millionen Einwohnern, findet sich eine leidenschaftliche Anhängerin des TSV 1860. Sie hat sich im vergangenen Monat einen langgehegten Wunsch selbst erfüllt: die Lebensmitgliedschaft bei ihrem Lieblingsverein.
Rund 23.500 Mitglieder zählt der TSV München von 1860 in seinen Reihen, darunter an die 900 eingetragene Lebensmitglieder. Geografisch weiter entfernt von Giesing als die seit mehr als zehn Jahren im Andenstaat lebende Susanne Stanglmeier dürfte keines von ihnen wohnen.
Aufgewachsen in Anzing im Landkreis Ebersberg, ließ sie ihr Faible für Eishockey zunächst Fan des EV Landshut und das für Fußball später zur Anhängerin des TSV 1860 werden. »Ich war als Kind fußballfarblich etwas fehlorientiert, fand erst als Erwachsene zu den Löwen.« Als sie noch selbst in Giesing wohnte, beteiligte sich die studierte Sozialpädagogin an Fan- und Bürgerprotesten gegen den vom Stadtrat beschlossenen Abriss des Grünwalder Stadions. Erfolgreich. Am Ende kam es zu einer Kehrtwende in der Lokalpolitik. Die historische Spielstätte blieb erhalten.
Auch nach der Verlegung ihres persönlichen Lebensmittelpunkts nach Ecuador zeigt sich die heute 51-jährige weiter an den Löwen interessiert. Über das Internet begleitet sie das sportliche Geschehen in der alten Heimat. Den Abstieg aus der Zweiten Liga, der in Verbindung mit dem wirtschaftlichen Beinahe-Kollaps die Profifußballgesellschaft bis in die Regionalliga Bayern führte, beobachtete Stanglmeier fassungslos aus der Ferne. Aufmerksam verfolgte sie das Ringen um einen Neustart und die Auseinandersetzungen zwischen dem Verein und seinem jordanischen Anteilseigner. Vor dem Monitor zitterte sie um die Meisterschaft in der Regionalliga und jubelte über den Aufstieg der Sechzger in die Dritte Liga.
Die Mitgliedschaft auf Lebenszeit beim TSV sei eine Sache, die sie sich immer schon habe vorstellen können, sagt Stanglmeier. Dass sie sich jetzt dazu entschied, den Löwen aus riesiger Entfernung für immer verbunden zu sein, geschieht nicht nur aus Sentimentalität für ihr früheres Leben. Stanglmeier will mit ihrer Lebensmitgliedschaft ein Zeichen setzen. Dem amtierenden Präsidium den Rücken stärken, dessen Politik sie für richtig hält. »Der erstaunliche Mitgliederzuwachs des TSV 1860 München nach dem Abstieg hat mich berührt«, berichtet sie.
In ihrem neuen Zuhause fiebert sie mit der Sociedad Deportiva Aucas, einem an Titeln eher armen aber überaus beliebten Traditionsverein aus dem Süden von Quito. Das vergangene Jahr schlossen die »Aucas« als Tabellensiebter ab. In Ecuador wird im Jahresrhythmus gespielt. Über die Playoffs gelang sogar die Qualifikation zur Copa Sudamericana. Susanne Stanglmeier wäre nicht Susanne Stanglmeier, würde sie sich nicht auch für deren Farben persönlich engagieren. Sie ist die Initiatorin und Gründungsvorsitzende des gemeinnützigen Vereins »Fundación Amigos del Ídolo«, der die Nachwuchsförderung, die Fanarbeit und das soziale Engagement bei den Gelb-Roten unterstützt.
(as)