Veröffentlicht am 16.08.2007 00:00

München - „Aus Mist Gold machen“

Im Münchner Tierpark wird Elefantenmist zu Strom verarbeitet. Klingt kurios, ist aber ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Münchner  (Energiepolitik.Foto: swm)
Im Münchner Tierpark wird Elefantenmist zu Strom verarbeitet. Klingt kurios, ist aber ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Münchner (Energiepolitik.Foto: swm)
Im Münchner Tierpark wird Elefantenmist zu Strom verarbeitet. Klingt kurios, ist aber ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Münchner (Energiepolitik.Foto: swm)
Im Münchner Tierpark wird Elefantenmist zu Strom verarbeitet. Klingt kurios, ist aber ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Münchner (Energiepolitik.Foto: swm)
Im Münchner Tierpark wird Elefantenmist zu Strom verarbeitet. Klingt kurios, ist aber ein wichtiger Bestandteil nachhaltiger Münchner (Energiepolitik.Foto: swm)

Wenn in München die Lichter angehen, steckt zu 16 Prozent umweltfreundlicher Strom dahinter. Das mag nach einer ganzen Menge klingen, ist aber in Zeiten des wachsenden Energie-Hungers längst nicht genug: denn wer nur auf fossile, sprich begrenzt verfügbare Brennstoffe wie Erdöl und Kohle setzt, sitzt irgendwann im Dunkeln. Zeit also für Münchens Energieerzeuger, wirklich Ernst mit Ökostrom zu machen:

Der Verein Greencity etwa wird in naher Zukunft auf insgesamt 50.000 Quadratmetern Münchner Dächern Solarzellen einbauen und die Stadtwerke München (SWM) werden in den nächsten 13 Jahren eine Milliarde Euro in die Gewinnung erneuerbarer Energien stecken.

Und damit die Forschung weiter geht, bietet die FH München ab kommenden Wintersemester den Studiengang „Regenerative Energien“ an: „Es ist unser Ziel, die Studierenden so auszubilden, dass sie aktiv an der Gestaltung unserer Zukunft mitwirken können“, so FH-Professor Gerd Becker.

Auch der Zoo macht mit beim Ökostrom. Im Tierpark Hellabrunn wird der alte Traum „Aus Mist Gold machen“ Tag für Tag umgesetzt, so ungefähr zumindest: Die dort installierte Biogasanlage verwandelt Elefantenmist in wertvollen Strom. Mit einer Vielzahl solcher und anderer Klein-Anlagen wollen es die Stadtwerke schaffen, bis 2020 den Ökostrom-Anteil von derzeit unter fünf Prozent auf 20 Prozent ihres gesamten Stromvolumens erhöhen: „Das ist ein ehrgeiziges Ziel, aber machbar“, erklärt Stephan Schwarz, SWM-Geschäftsführer Versorgung und Technik.

„Dieses Ziel erreichen wir nicht durch eine einzige neue Anlage – aber durch viele effektive Einzelprojekte.“ Die sich die Stadtwerke rund eine Milliarde Euro kosten lassen.

Den derzeitigen Löwenanteil an umweltfreundlich produzierter Energie liefert die Isar, die zehn SWM-Wasserkraftwerke erzeugen jährlich rund 350 Millionen Kilowattstunden Ökostrom und vermeiden zugleich 200.000 Tonnen Kohlendioxid (CO2). Zwei weitere Wasserkraftwerke sind geplant: eins am Großhesseloher Wehr, eins in Höhe der Praterinsel, das allein rund 10.000 Münchner Haushalte mit ökologischem Strom versorgen wird.

Umweltverbände allerdings protestieren: das Kraftwerk werde der Renaturierung der Isar den „Todesstoߓ versetzen, wie Ulrike Lorenz prophezeit, Vorstandsmitglied des Landesbunds für Vogelschutz. „Entweder Renaturierung oder Kraftwerk, beides ist nicht möglich.“ Denn die „kleine Isar“, der östlich von Museums- und Praterinsel verlaufende Arm des Flusses, würde laut Lorenz austrocknen, wenn das Wasserkraftwerk am Isar-Hauptkanal rentabel betrieben werden soll: Der Vogelschutzbund ist überzeugt, dass dem Kraftwerk seiner Wirtschaftlichkeit willen bei niedrigem Isar-Pegel mehr Wasser zugeleitet wird, als der „kleinen Isar“ gut täte.

Die Kraftwerks-Befürworter, darunter die Stadtrats-Grünen, versichern dagegen, dass dies nicht der Fall sein wird: bei Niedrigwasser soll das Kraftwerk abgestellt werden. Und Schwarz von den Stadtwerken sieht vor allem den enormen Nutzen für die Gewinnung von Ökostrom: „Mit den neuen Wasserkraftwerken und unter Nutzung moderner Technik bei den bestehenden werden die Stadtwerke die regenerative Stromerzeugung um mehr als 40 Prozent erhöhen. So können zusätzlich rund 12.400 Tonnen CO2 eingespart werden.“

Ein weiterer wichtiger Ökoenergie-Lieferant der Stadtwerke liegt übrigens 2.700 bis 2.900 Meter unter der Messestadt Riem: Mit dem dortigen Heißwasservorkommen wird das gesamte Viertel umweltschonend beheizt, ein weiteres derartiges Geothermieprojekt wird demnächst in Sauerlach ermöglicht.

Ebenso wichtig wie die Energie aus dem Boden ist natürlich die Energie aus dem Himmel – daher setzen die Stadtwerke ebenso wie Greencity neben der natürlichen Erdwärme auf wärmende Sonnenstrahlen: auf Solarstrom. Noch bedeutender für die Stadt München dürfte in Zukunft allerdings die Windenergie sein, so SWM-Mann Schwarz. „Das aber dürfte erst einmal überraschen“, sagt er. „Denn der Wind über München gibt nicht allzu viel her.“

Allein das raue Lüftchen, das auf dem Müllberg bei Fröttmaning weht, taugt für den rentablen Einsatz eines Windkraftwerks. „Das dortige Kraftwerk funktioniert einwandfrei, ist aber zugegebenermaßen eher ein Symbol für eine alternative Energiepolitik, denn der Anfang der Förderung von Windenergie in der Region.“ Die Stadtwerke werden sich vielmehr in Zukunft Windenergie aus den luftigen Küstenregionen Deutschlands „holen.“ Nadine Nöhmaier

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