Veröffentlicht am 03.03.2009 00:00

Schwabing-West · Auf Thomas Manns Spuren


Von red
Michael Stephan, Leiter des Münchner Stadtarchivs, mit dem Schwabinger »Findbuch«, das alle Archivalien zum Stadtviertel enthält. 	 (Foto: ko)
Michael Stephan, Leiter des Münchner Stadtarchivs, mit dem Schwabinger »Findbuch«, das alle Archivalien zum Stadtviertel enthält. (Foto: ko)
Michael Stephan, Leiter des Münchner Stadtarchivs, mit dem Schwabinger »Findbuch«, das alle Archivalien zum Stadtviertel enthält. (Foto: ko)
Michael Stephan, Leiter des Münchner Stadtarchivs, mit dem Schwabinger »Findbuch«, das alle Archivalien zum Stadtviertel enthält. (Foto: ko)
Michael Stephan, Leiter des Münchner Stadtarchivs, mit dem Schwabinger »Findbuch«, das alle Archivalien zum Stadtviertel enthält. (Foto: ko)

Schwabing-West · Was haben die Schwabinger Adressen Marktstraße 5, die heutige Feilitzschstraße 32 und die Franz-Joseph-Straße 2 gemeinsam? Alle haben um die Jahrhundertwende den Schriftsteller Thomas Mann (1875-1955) beherbergt. Zeugnis davon legen die Einwohnermeldebögen ab, alle gut verwahrt im Münchner Stadtarchiv an der Winzererstraße.

Diese polizeilichen Unterlagen, die Auskunft über den Wohnort geben, gehören für den Leiter des Stadtarchivs, Dr. Michael Stephan, zum »wichtigsten Bestand«. Denn sie sind von den Besuchern der Einrichtung sehr gefragt, um Lücken in der eigenen Biografie zu schließen etwa oder für Familienforschung. Seit 1926 sind die Unterlagen zur Münchner Stadtgeschichte im Gebäude an der Winzererstraße untergebracht.

Das ehemalige städtische Wehramt – davon zeugen noch die Wappen der Regimenter an der Decke der Räume und der heutige Lesesaal war einst der Melderaum der Soldaten – wurde 1912 und 1913 vom Münchner Stadtbaumeister Hans Grässel erbaut. Manch Besucher beschwert sich laut Stephan, dass das Gebäude »so abgelegen« sei und sich nicht etwa im Zentrum befinde wie vor 1917, als das Archiv in Räumen neben dem alten Rathaus am Marienplatz untergebracht war.

Ein Besuch trotz West-Schwabinger Randlage lohnt sich aber allemal, denn dort sind spektakuläre, seltene und wertvolle Dokumente gelagert: »Wir haben einige ›Goldbullen‹ im Haus«, sagt Stephan. Mit dem gefüllten Goldblech wurden im Mittelalter besonders wichtige Urkunden besiegelt. Außerdem unter anderem Ratsprotokolle seit 1458 und Steuerbücher seit 1368. Die Urkundenüberlieferung beginnt im Jahr 1265. Seit dem gleichen Jahr gibt es Akten des Bürgermeisteramtes und des Direktoriums mit Unterlagen zu allen Aufgabenbereichen der städtischen Verwaltung sowie Ratssitzungsprotokolle seit 1458.

Darüber hinaus umfasst das Archiv unter anderem Unterlagen zu Bau-, Einwohner-, Melde-, Finanz- und Steuerwesen sowie Belange der Polizei und der öffentlichen Sicherheit. Die Liste der Themengebiete, zu denen man fündig wird, scheint schier unerschöpflich, der Raum an der Winzererstraße ist es jedoch nicht, schön langsam wird’s eng: Denn würde man die bisher gesammelte Zeitgeschichte aneinanderreihen, kommt laut Michael Stephan eine 25 Kilometer lange Strecke an Akten heraus. Platz ist im Archivmagazin für insgesamt 35 Kilometer. Jährlich kommen zirka 500 Meter dazu. »Somit kann man sich ausrechnen, wie lange der Platz noch reicht«, sagt Stephan.

Der Archivleiter ist seit Dezember 2008 auf seinem neuen Posten, vorher war er 25 Jahre bei der Generaldirektion der staatlichen Archive Bayerns. Die neue Aufgabe ist für Michael Stephan »das Höchste«, denn das »Gedächtnis der Stadt zu leiten« sei schon eine »Erfüllung«. Der gebürtige Stuttgarter fühlt sich der Umgebung des Stadtarchivs zugehörig: »Schwabing ist mein Viertel«. Mit sechs Jahren ist Stephan 1961 nach München gekommen, seine Schulzeit hat er am Schwabinger Oskar-von-Miller-Gymnasium verbracht und von 2002 bis 2008 war er Mitglied im Bezirksausschuss Schwabing-West (BA 4). Am Dienstag, 10. März, 18.30 Uhr, stellt sich Stephan im Rahmen der Stadtarchiv-Reihe »Einblicke« als neuer Leiter in den Räumen an der Winzererstraße vor. Der Eintritt ist frei. Kirsten Ossoinig

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