Veröffentlicht am 23.12.2009 00:00

München · Da schau her! Ackerland über die Bahnhofsmission

Hatten Sie Ihre Freude am Fest? Besinnlichkeit oder Besinnung? Diese angenehme Ruhe, von der die Legende erzählt, bei der immer ein Kaminfeuer knistert, die Welt ein einziger Friedensherd ist und wirklich keiner, keiner falsch singt unterm Baum. Oder war es eher dieser drohende Besinnungsverlust am Nachmittag? Ist wirklich alles da? Wer holt eigentlich die Verwandtschaft ab? So spät ist es schon?

Viertel nach Vier? Der Braten muss ins Rohr! Haben wir noch Ersatzbirnen für die Elektrokerzen? Sind die überhaupt noch legal? Es sollten doch eigentlich längst einmal Kugeln her, die nicht mit gesundheitsschädlichem Quecksilber bedampft sind! Herrschaftszeiten, wo ist das Bescherungsglöckerl? Und der Wein war doch zum Essen gedacht! Der CD-Player spielt die neue Bing Crosby-Weihnachtsscheibe nicht, all die schönen modernen Weihnachtslieder, Amerika, 1935, unhörbar nun? Gut, dann halt doch wieder Tölzer Knabenchor.

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Später dann, die Bescherung ist vorbei, die Gans im Bauch, Völlegefühl tritt ein. Und dann kann's ja nicht mehr lange dauern, bis einer anfängt: Streit. Ein richtig schöner, besinnlicher, polternder, verletzender Weihnachtsstreit, beflügelt von Punsch und Wein und Verdauungsschnaps. Und womöglich einem seelischen Völlegefühl, das sich über die Monate, Jahre aufgebaut hat. Alles schon erlebt. Die Einsamkeitsoption an diesem Abend erscheint mir sehr oft sehr interessant.

Einfach einmal das Brimborium sein lassen. Etwas ganz was anderes machen. Auch nicht in die Boazn. Ich hatte mir tatsächlich schon überlegt, wie es wohl war, am Heiligabend, etwa 21 Uhr, am Hauptbahnhof. Wer war da? Wen konnte man da treffen? Fühlt man dort das Gegenteil von Freude, bloß weil kein Kaminfeuer knistert? Und vor allem: Was für eine Gaudi hatte man womöglich in der Bahnhofsmission? Vielleicht gar eine große, obwohl dort nicht unbedingt eine Grundgaudi wohnt, außer vielleicht an Weihnachten. Irgendwann finde ich es heraus.

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