Veröffentlicht am 17.12.2024 08:00

„Bringt die Fakten endlich auf den Tisch!”


Von Alfons Seeler
Wollen Erklärungen: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Wollen Erklärungen: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Wollen Erklärungen: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Wollen Erklärungen: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)
Wollen Erklärungen: Fans des TSV 1860 München. (Foto: Anne Wild)

Ein aktuelles Interview des Münchner Oberbürgermeisters Dieter Reiter mit der Abendzeitung rückt das sportpolitische Thema eines Ausbaues des Grünwalder Stadions wieder in den Fokus der öffentlichen Aufmerksamkeit. Das Stadtoberhaupt fordert darin vom TSV 1860 München erneut ein Bekenntnis, wie es in der Stadionfrage für den Klub weitergehen soll. Die Stadt, so Reiters Angebot, würde das städtische Stadion im Rahmen von ohnehin anstehenden Sanierungsarbeiten in den kommenden Jahren zweitligatauglich ausbauen, aber nur, wenn die Löwen sich im Gegenzug auch zu einem längerfristigen Verbleib am Standort Giesing verpflichten.

Beim TSV 1860 München hingegen vermisst man verlässliche Angaben darüber, welche künftigen Nutzungs- und wirtschaftlichen Verwertungsmöglichkeiten sich für die Profi-Fußballgesellschaft aus dem von der Stadt geplanten Umbau ergeben und wie hoch die künftige Miete sein soll, wie Präsident Robert Reisinger im Oktober erklärte, nachdem Reiter auf dem Oktoberfest Pressevertretern eine ähnliche Forderung in die Blöcke diktiert hatte. Ohne diese Angaben sei die geforderte Bindung für den Klub schwierig. Mit einem offenen Brief wenden sich nun die 1860-Fanbündnisse „Freunde des Sechzger Stadions”, „PRO1860” und „Sechzig im Sechzger” sowohl an die Stadtspitze als auch an die Präsidiumsvertreter und an Dr. Christian Werner den Geschäftsführer der TSV München von 1860 GmbH & Co. KGaA. Sie beklagen die „Never-Ending-Story” rund um das Grünwalder Stadion und fordern alle Parteien dazu auf, transparenter mit dem Thema umzugehen.

Der fiskalische Spielraum der Stadt München ist gering. Quer durch alle Bereiche wurde für das kommende Jahr der Rotstift angesetzt. 243 Millionen Euro mussten die städtischen Referate von ihren ursprünglichen Planungen für den Haushalt 2025 zurücknehmen. Manch einer vermutet hinter Reiters öffentlichem Vorpreschen deshalb auch den Versuch, ein Wahlversprechen der SPD aus dem Jahr 2020 loszuwerden. (as)

Die Stellungnahme der 1860-Fanbündnisse im Wortlaut:

Genug der Worte: Bringt die Fakten endlich auf den Tisch!
Offener Brief an Stadt und Verein zum Thema Sechzgerstadion

Sehr geehrter Herr Reiter, liebe Stadtspitze,
Servus Robert, liebes Präsidium des TSV München von 1860 e.V.,
Hallo Herr Werner, an die TSV München von 1860 GmbH & Co KGaA,

Sechzig und das Sechzgerstadion. Eine Never-Ending-Story. Nach Jahren des quälenden Stillstands sowohl auf Seiten der Stadt als auch des TSV 1860 München nehmen wir Fans diese aussichtslose Situation nicht länger hin und verlangen Klarheit sowie Transparenz von den handelnden Personen und Gremien. Nicht morgen, nicht übermorgen, sondern jetzt.

Das neueste Ultimatum von Oberbürgermeister Dieter Reiter in Richtung der Münchner Löwen veranlasst uns, folgende Worte an die Landeshauptstadt München und den TSV 1860 München zu richten:

Seit der Veröffentlichung der Machbarkeitsstudie des Architekturbüros Albert Speer und Partner im Jahre 2019 hat sich an der Situation des Sechzgerstadions nichts Wesentliches verändert. Stadt und Verein schieben sich munter den Schwarzen Peter hin und her, allen Gesprächen, Initiativen und Bemühungen seitens uns, den Fans des TSV 1860 München, zu Trotz.

Diesen Umstand können und wollen wir nicht länger hinnehmen. Dass diese Thematik nun mit Blick auf die Kommunalwahl im Frühjahr 2026 von der Stadt auf Kosten einer nachhaltigen und zufriedenstellenden Lösung auf dem Rücken von Fans und Wähler_innen schnellstmöglich abgeräumt werden soll, sehen wir vor dem Hintergrund folgender Punkte mehr als kritisch:

1. Bis heute erfolgte, trotz Ankündigung, keine transparente und nachvollziehbare Darlegung der Gründe, weswegen eine Kapazität von ca. 18.000 Plätzen der Weisheit letzter Schluss sein sollte.

2. Bis heute erscheint unklar, wie lange und zu welchen Konditionen sich der TSV 1860 München an ein umgebautes Sechzgerstadion zu binden hat (seitens der Stadt war bisher immer von einer „marktüblichen” Miete die Rede. Wir fragen uns z.B. welchen Einfluss die genannte Baupreisentwicklung auf die endgültigen Mietkonditionen haben soll).

3. Bis heute wurde nicht klar kommuniziert, in welcher Form das von der Stadt geforderte Signal des TSV 1860 München zur Realisierung des Projekts zu erfolgen hat.

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