Sie will Scharen von Kindern und Familien ins Literaturhaus locken: Das Literaturhaus am Salvatorplatz 1 zeigt zum ersten Mal eine Ausstellung für Kinder. Es ist die Jubiläumsausstellung zum legendären „Pixi-Buch”, die bis zum Sonntag, 2. Februar, täglich von 11 bis 18 Uhr zu sehen ist. An Heiligabend, am ersten Weihnachtsfeiertag, an Silvester sowie am Neujahrstag ist geschlossen. Der Eintrittspreis beträgt regulär 7 Euro beziehungsweise 5 Euro ermäßigt. Wer unter 18 Jahre alt ist, darf kostenfrei hinein. Karten sind ausschließlich im Literaturhaus an der Tageskasse erhältlich. Die multimediale Pixibuch-Ausstellung zeigt Original-Bücher aus allen sieben Jahrzehnten und ist für Kinder ab drei Jahren und Erwachsene jeden Alters geeignet.
Wer kennt sie nicht, die quadratischen kleinen Bücher? Für viele Kinder ist ein Pixi das erste selbstgewählte Buch. Viele längst erwachsene Leser horten ihre Pixi-Bücher und geben sie weiter an die nächsten Generationen. Im Jahr 1954 war das erste dieser Büchlein mit dem Titel „Miezekatzen” in Deutschland erschienen. Mit über 3.000 verschiedenen Titeln seit Beginn und etwa 14 Millionen Büchern pro Jahr ist Pixi die umfangreichste Bilderbuchreihe aller Zeiten. 2024 ist das Pixi-Buch 70 Jahre alt geworden. Die zehn mal zehn Zenitmeter kleinen Bücher stehen für die Kunst, im kleinen Format interessante Geschichten zu erzählen und zu illustrieren. Auch die bekannten Figuren wie „Petzi” oder „Conni” gehören zur Pixi-Welt. Im Jahr 1982 nahm „Pixi” selbst Gestalt an: Ein kleiner Wichtel mit Zipfelmütze, grünem Wams und roten Stiefeln wurde von der Illustratorin Eva Wenzel-Bürger geschaffen. Es wartet in der Ausstellung in Form des bekannten Verkaufsausstellers auf die Besucher. Seit 2003 gibt Dorothea Tust den Pixi-Büchern ihr unverwechselbares Gesicht. Zu den Geschichten-Autoren, die für die Pixi-Reihe gearbeitet haben zählen selbst so bekannte wie Cornelia Funke.
Kleinen Bücherliebhabern bietet die Ausstellung viel Platz zum Entdecken, Stöbern und Mitmachen. Erwachsene Besucher erfreuen sich an den langen Reihen von insgesamt 1.056 in Bilderrahmen aufgereihten Pixi-Titeln aus allen Jahrzehnten, bei denen viele die Bücher aus ihrer Kindheit wiederfinden werden. So wird die Ausstellung für „große” Besucher zu einem Ort des Schwelgens in Nostalgie. Die Bilderrahmen mit den chronologisch vom Anfang der Reihen bis heute angeordneten Beispielexemplaren hängen zum Teil in Erwachsenen-Höhe. Darunter befindet sich eine mit roter Farbe gemalte bebilderte „Zeitleiste” für Kinder, die auch die Kleinsten mühelos im Stehen betrachten können. Um die Bilderrahmen mit den Pixis näher zu sehen, hilft ihnen eine kleine Leiter! Unter den vielen Attraktionen in der Mitte der Ausstellungsraumes befindet sich das „Pixibad”, ein kastenförmiges Becken, in dem die Kinder anstelle von Bällen in Pixis wühlen, ihr Lieblingsbuch suchen oder einfach die Bücher lesen oder durchblättern können. Außerdem warten kleine Zelte zum Hineingehen und lebensgroße Figuren aus den Büchern. Auf der Zeitreise begegnet man außer Pixi, Conni, Petzi auch vielen Katzen, Osterhasen, Prinzessinnen, Dinosauriern, Rittern und abenteuerlustigen Kinder.
Zur Zeit der ersten Pixibücher, nach dem Krieg, waren Bücher ebenso wie Papier Mangelware. Familien hatten kein Geld für Lektüre und das Bewusstsein für die Wichtigkeit des Lesens fehlte ohnehin. Was lag da beim Verlag näher, als die zur Verfügung stehenden Druckbögen vollständig auszunutzen? Damit war die Größe „zehn mal zehn” geboren und man konnte das kleine Büchlein für 50 Pfennige verkaufen. Neben dem Fomat ist bis heute auch der günstige Preis geblieben: Ein Pixibuch bekommt man überall für 99 Cent. Durch den Verkauf an Orten, die jeder besucht – Supermärkte, Drogerien und Tankstellen etwa – wird ein niederschwelliger Zugang zum Buch eröffnet. „Wer heute Pixis liest, will später große Bücher”, sagt Eleonore Gregori vom Verlag. Der Erfolg spricht für sich: 500 Millionen der Büchlein sind bis heute verkauft worden. Der Name der Pixi-Bücher kommt übrigens von dem englischen Wort für Kobold.
Dass die Geschichten in den Pixis auch Zeugen ihrer Zeit sind, greift die Ausstellung in Informationstexten auf. Fand man in den 1950er-Jahren Bildgeschichten, in denen ausschließlich der Papa in die Arbeit ging und die Mama treu den Herd hütete, so finden sich in modernen Pixibücher neben Ärztinnen oder Architektinnen sogar Astronautinnen. Auch die Erziehungsstile und das Gesellschaftsbild insgesamt haben sich gewandelt und diesen Wandel spiegeln die Geschichten in den kleinen Büchern von den 50er Jahren bis heute wieder: In Pixibüchern aus vergangenen Jahrzehnten wartete beispielsweise die Prinzessin noch geduldig auf ihren Prinz, in neueren zeigt sie sich deutlich emanzipierter.
In der Ausstellung laden neben den vielen, vielen Leseexemplaren unter anderem Bilder und Filme ein, in die Pixi-Welt einzutauchen und die Vielfalt des kleinen quadratischen Buchs zu erleben. Auch eine Mitmachstation ist vor Ort. Daneben gibt es ein in Zusammenarbeit mit dem Kinderkunsthaus durchgeführtes Begleitprogramm. Unter der Adresse www.literaturhaus-muenchen.de/ausstellungen/begleitprogramm-fuehrungen/ finden sich alle Infos zu den angebotenen Workshops und gezeigten Theaterstücken.
Als nette und praktische Besonderheit findet man im Vorraum eine Wickel- und Kinderwagenabstell-Station. Eine rundrum familienfreundlich gestaltete Ausstellung!