Veröffentlicht am 05.11.2024 15:59

Mondgöttin tanzt im ägyptischen Museum: spektakuläre Choreographie von 1909 neu inszeniert

„Tanz der Isis” der Tänzerin Sent M’ahesa (Else von Carlberg), die 1909 mit »altägyptischen Tänzen« im Münchner Künstlerhaus debütierte. (Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski, abgedruckt 1913 in »Der moderne Tanz« von Hans Brandenburg)
„Tanz der Isis” der Tänzerin Sent M’ahesa (Else von Carlberg), die 1909 mit »altägyptischen Tänzen« im Münchner Künstlerhaus debütierte. (Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski, abgedruckt 1913 in »Der moderne Tanz« von Hans Brandenburg)
„Tanz der Isis” der Tänzerin Sent M’ahesa (Else von Carlberg), die 1909 mit »altägyptischen Tänzen« im Münchner Künstlerhaus debütierte. (Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski, abgedruckt 1913 in »Der moderne Tanz« von Hans Brandenburg)
„Tanz der Isis” der Tänzerin Sent M’ahesa (Else von Carlberg), die 1909 mit »altägyptischen Tänzen« im Münchner Künstlerhaus debütierte. (Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski, abgedruckt 1913 in »Der moderne Tanz« von Hans Brandenburg)
„Tanz der Isis” der Tänzerin Sent M’ahesa (Else von Carlberg), die 1909 mit »altägyptischen Tänzen« im Münchner Künstlerhaus debütierte. (Foto: Wanda von Debschitz-Kunowski, abgedruckt 1913 in »Der moderne Tanz« von Hans Brandenburg)

Eine ganz besondere Veranstaltung können Besucher des Staatlichen Museums Ägyptischer Kunst (SMÄK) am Freitag, 15. November, sowohl um 15.30 als auch um 18.00 Uhr erleben. Das bekannte Museum in der Gabelsbergerstraße 35, Nähe Königsplatz, bietet unter dem Titel „Tanz der Isis – eine Neuinszenierung” in Zusammenarbeit mit Munich Dance Histories die Aufführung eines 1909 erstmals von einer Tänzerin gezeigten, von ägyptischer Kunst beeinflussten Tanzes. Der Eintrittspreis beträgt 10 Euro. Es ist eine Anmeldung erforderlich, die unter Telefon 089 28 92 76 26 oder per E-Mail an die Adresse buchungen@smaek.de sowie unter https://smaek.de/veranstaltungen vorgenommen werden kann. Die Tanzvorführung ist auch für Familien geeignet.

›Sent M'ahesa‹ tanzte 1909 im Künstlerhaus

Im Mittelpunkt der Veranstaltung steht eine spektakuläre – auch „Tanz der Mondgöttin” genannte – Choreographie, welche die aus Riga stammende Else von Carlberg (1883–1970) erstmals 1909 im Münchner Künstlerhaus mit großem Erfolg vorstellte. Der „Tanz der Isis”, inspiriert von der altägyptischen Göttin, die auf zahlreichen Särgen oft mit ausgebreiteten Flügeln abgebildet ist, wurde das Markanzeichen der als Sent M'ahesa bekannten Tänzerin.

Die Neuinszenierung dieses Tanzes hat 'Munich Dance Histories' erarbeitet, ein Archiv für die Geschichte des freien Tanzes in München von 1900 bis zur Gegemwart, das auch Wiederaufführungen durchführt. Im Staatlichen Museum Ägyptischer Kunst wird der Tanz in Verbindung mit einem Vortrag und Bildbeispielen gezeigt. Die Veranstaltung wird gefördert vom Kulturreferat der Landeshauptstadt München im Rahmen des Pilotprojekts „Living Archive” und vom Freundeskreis des Ägyptischen Museums München e. V. Näheres zu 'Munich Dance Histories' erfährt man unter der Adresse www.munich-dance-histories.de

Ägyptische Kunst diente als Vorlage

Gerade hinsichtlich der Debatte um die Aneignung fremder Kulturen ist der Kommentar des Tanztheoretikers Hans Brandenburg von 1913 bezeichnend: Sent M'ahesa „will keine ägyptische Kunst geben, wohl aber das Verhältnis eines modernen, europäischen Menschen zu dieser Kunst.” Ihr Tanz, so fährt er fort, könnte gar keine ägyptische Kunst sein, „da wir den ägyptischen Tanz genau so wenig kennen wie den antiken.” Im selben Geiste formuliert die Choreographin der jetzigen Aufführung, Brygida Ochaim, ihre Herangehensweise an die historische Vorlage von „Tanz der Isis”, die sie keineswegs als Rekonstruktion betrachtet: „Wir nennen es eine Neuinszenierung.” Sie erklärt: „Ausgangspunkt sind eine Reihe von Fotografien, die Sent M'ahesa in unterschiedlichen Posen in ihrem Flügelgewand zeigen und zeitgenössische Presseberichte. Es konnte nicht auf Aufzeichnungen/Skizzen der Tänzerin oder Filme, in denen sie mitwirkte, zurückgegriffen werden. Das Kostüm selbst gibt bestimmte Bewegungen vor oder schließt sie aus.”

Else von Carlberg

Die Tänzerin Else von Carlberg trat unter dem Pseudonym Sent M'ahesa auf. Ein Name, der sich auf den ägyptischen Sonnengott Mahes beziehen könnte oder als Versuch einer ägyptischen Wiedergabe ihres bürgerlichen Namens entschlüsselt werden kann. Altägyptische Reliefs und Malereien dienten ihr als Vorlagen für ihre originellen Kostümentwürfe und Tänze, die sich durch einen geometrischen linearen Bewegungsstil auszeichneten. Anregungen fand sie möglicherweise in der ägyptischen Sammlung in Berlin. Bereits im 19. Jahrhundert war ein großes Interesse an altägyptischer Kunst und Kultur in Europa entstanden. In ihrem Kostüm zum „Tanz der Isis” setzt Sent M'ahesa das Bild von der oft mit weit ausgebreiteten Flügeln dargestellten altägyptischen Göttin als flächiges Ornament ein.

    north