Veröffentlicht am 23.09.2010 00:00

München · Albrecht Ackerland über die Erfolgswiesn


Von red

2210, das war ein Fest, als wir 400 Jahre Wiesn gefeiert haben. Sogar der historische Teil war einen Besuch wert, auch wenn das schon ein wenig seltsam war. Seinerzeit – Anfang des Jahrtausends – hatte die Wiesnchefin stets von einem Volksfest für die ganze Familie gesprochen, sie hat es jahrein, jahraus wiederholt, bis sie es irgendwann selbst geglaubt hat.

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Das alles ließ sich nun auf der historischen Wiesn begutachten. Es gab grauenvolle laute Musik, die Leute standen auf den Bänken, schwangen Glaskrüge und trugen T-Shirts mit aufgedruckten nackten Brüsten, die aus einem Dirndlausschnitt heraushingen.

Die Wiesn hatte sich in den 200 Jahren seit 2010 verändert. Schon damals gab es einen historischen Festteil zum 200-Jährigen, obwohl man das alles am liebsten nur weggelächelt hätte mit einem großangekündigten Kindermalwettbewerb und ein bisserl Ramsch aus dem Stadtmuseum. Doch plötzlich wurde klar: Das Volk, die Familien nahmen ihr Fest in Beschlag. So wollten sie ihr Fest, ruhig, beschaulich, ohne Exzess, und sogar die vier Euro Eintritt wurden nicht als Geldschneiderei empfunden.

Die Festleitung musste zugeben: Jahrelang war man in eine Richtung galoppiert, die vielleicht medien- und einnahmenwirksam war. Wie wurde einst über die Einführung eines Familienplatzerls mit Weißbiergarten gejubelt – dem größten Schmarrn seit Zurschaustellens eines Afrikaners im Bastrock. 2010 dann erfand der Oberbürgermeister den fantastischen Begriff „getränkegeprägt“ – so seien manche Zelte.

Die Wiesn blieb zwar weiter getränkegeprägt, doch schon 2012 gab es nur noch Krüge aus Kunststoff und der Alkoholgehalt des Bieres wurde heruntergeschraubt, so wie man es aus Fußballstadien gewohnt war. Nur der historische Teil von 2010 wurde beibehalten, der Eintritt und der fehlende Remmidemmi schreckte so sehr ab, dass dort weiterhin echtes Bier aus wunderbaren Steinkrügen getrunken wurde. Ohne Gewalt und Exzess. 2209 dann war fast das gesamte Oktoberfest so: Ein echtes Familienfest. Zum Jubiläum dann besann man sich: Wir hatten ja einst eine Tradition, die uns in der Welt bekannt machte.

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