Wir haben Mitte Juli. Seinen Namen, der vom romanischen Julium abstammt, hat dieser Monat zu Ehren von Julius Cäsar erhalten, der seinerzeit den Kalender reformierte. Und bei uns ist der Juli so wichtig, weil die Ferien anfangen. Im Rest von Deutschland beginnen ja die ersten Bundesländer schon mit den Sommerferien, da sind bei uns die Pfingstferien noch nicht mal richtig vorbei.
Hoamat Bayern Die Kolumne von Markus Wasmeier
Markus Wasmeier-Kolumne Hoamat Bayern: Informationen zum Markus Wasmeier Freilichtmuseum am Schliersee in Brunnbichl
Für uns waren Ferien früher einfach eine schulfreie Zeit, in der man halt verstärkt daheim mitgeholfen hat und sich einfach noch mehr mit seinen Freunden am See getroffen hat. Das war nicht nur in meiner Kindheit so, sondern Gott sei Dank auch bei meinen Buben. Wenn auch schon wesentlich moderner. Als ich im Schulalter war, sind wir den ganzen Tag draußen gewesen, und keiner hat genau gewusst wo, weil wir ja keine Handys hatten. Wir mussten halt zuhause sein, wenns dunkel geworden ist. Wir sind auch ohne Helm mit dem Radl den Berg runtergerast, während vier Freunde mit Rollschuhen hinten dran gehängt sind. Das haben wir solange gemacht, bis uns der Heustadl auf einmal im Weg stand. Danach haben wir alle zuckersüßes Limo aus einer Flasche getrunken und ein Taschentuch hat für fünf Nasen und drei blutige Knie gereicht.
Es gab wesentlich weniger dicke Kinder, obwohl es zum Frühstück keine lebenswichtiger Cerealien in einem staubtrockenen Müsli-Riegel gegeben hat. Für den Hunger haben wir eine dicke Scheibe Bauernbrot, mit ganz dick Butter drauf, dabei gehabt. Anstatt dem Fruchtzwerg für unterwegs hat man uns echtes Obst mitgegeben und dann sind wir auf Tagestour gegangen.
Ans Wegfahren hat von uns ja überhaupt keiner gedacht. Warum auch? Warum woanders hinfahren, wo es dann vielleicht gar nicht so schön ist wie bei uns? Wir wohnen doch, wo andere Urlaub machen! Und wenn man ans Wegfahren gedacht hat, dann ins Nachbarland Österreich oder maximal nach Italien. Wegs dem Meer und den Nudeln und dem Dolce Vita. Aufregend war des schon, wenn der Vater gesagt hat: Packts eich zam, mia fahrn für a bor Tag weg! Eine zweite kurze Hose und noch ein anderes T-Shirt und es konnte losgehen. Das war immer spontan, lustig und aufregend.
Heute kann man vielleicht nur noch wenige für so einen Urlaub begeistern. Spontanität geht gar nicht, weil man Urlaub und Flug für ein Jahr im Voraus buchen muss, wenn man in ein begehrtes Land reisen möchte. Heute ist es wahrscheinlich nicht mehr so wichtig, dass man sich erholt, sondern wo man sich erholt. Ein normaler Badesee ist wesentlich unspektakulärer als ein Fünfsterne-Spa-Wellness-Tempel. Aber wer will denn im Sommer wirklich in warmem, nicht trinkbarem Wasser in einer Halle rumschwimmen? Wäre da ein klarer Gebirgssee mit Trinkwasserqualität nicht um einiges besser? Lustig ist es auch nur bedingt, weil man in so einem Sternebunker vielleicht gar nicht laut lachen darf. Verstehn Sie mich bitte nicht falsch, ich habe nichts gegen diese Art von Urlaub, wenn ihn andere machen. Ich wollte nur den Daheimbleibenden sagen, dass es überhaupt nicht schlimm ist, sondern durchaus seine Vorteile haben kann. Setzen Sie sich ins Auto fahren S an den Schliersee, schwimmen eine Runde und dann kommen S zu mir und Sie kriegen ein ganz frisches Bauernbrot mit dick Butter drauf und auch noch des ein oder andere Schmankerl dazu, wenn Sie möchten!
Ich freu mich auf Sie!
Ihr Markus Wasmeier