Rund 250 Interessenten waren zur Bürgerversammlung in die Stadthalle gekommen, hörten sich zum S-Bahn-Ringschluss altbekannte Standpunkte an, diskutierten zum Teil kräftig mit ohne dass es neue Erkenntnisse gegeben hätte.
Zur Auswahl stehen die teure Nordeinschleifung mit einem Tunnel von Altenerding bis zum Kreuzungsbahnhof Fliegerhorst, wobei der heutige Bahnhof Erding verschwindet, und die Südeinführung mit dem Ausbau des jetzigen S-Bahnhofs Erding und einem Tunnel von der Haager Straße bis kurz hinter Kehr. Bürgermeister Max Gotz warnte davor, sich nicht auf eine Variante zu einigen und plädierte erneut für die Nordtrasse. Ministerialdirigent Hans Peter Göttler vom Wirtschaftsministerium ist die Variante egal, Nord- und Südeinschleifung sind uns gleich recht, nur eine neue Variante darf es jetzt nicht mehr geben und Erding muss sich bald entscheiden! Das soll am 22. Mai im Stadtrat geschehen. Das Schlimmste wäre, wenn gar nichts passiert, so Gotz.
Trotz seiner eindeutigen Positionierung zugunsten der Nordlösung achtete Gotz während der über dreistündigen Veranstaltung penibel darauf, dass auch wirklich immer das gerade angesprochene Schaubild oder Foto zu jedem einzelnen Streckenabschnitt für alle Zuschauer auf der großen Leinwand zu sehen war. Er fragte immer wieder detailliert bei Experten, Planern, Ministerium oder Baufirmen nach, wie sie ihre Aussage gemeint hatten. So wie das Ministerium betont, dass es nicht gegen den Wunsch der Stadt Erding bauen wird, so möchte ich möglichst viele Erdinger transparent informieren. Betroffene wird es immer geben, aber unser Ziel ist es, dass die seit 30 Jahren inakzeptable Situation möglichst bald ein Ende hat!
Seit 1982 werde vom S-Bahn-Ringschluss gesprochen, seit 1992 ist der Flughafen in Betrieb und Erding sowie die Region wachsen immer weiter. Nun müsse endlich die S-Bahn-Verbindung von München über Erding zum Flughafen her, ebenso die Regionalzug-Verbindung von Salzburg und Mühldorf über Erding zum Flughafen. Wir wollten den Flughafen nicht und haben ihn doch bekommen. Erding wächst bis 2030 um über 16 Prozent auf 42.000 Einwohner, dabei sind jetzt schon die kleinsten Straßen vom Verkehr überlastet. Ministerpräsident Seehofer hat mehrfach betont, vor der dritten Startbahn kommt der Ringschluss da nehmen wir ihn beim Wort!, forderte Gotz. Außerdem, ergänzte er, wird die Stadt Erding null Euro für den Ringschluss zahlen weder für Tunnels, noch für Parkhäuser, die die Bahn möchte. Wir sind nicht der Verursacher des Verkehrs!
Hans Peter Göttler präsentierte zum dritten Mal vor großem Publikum die Pläne des Ministeriums, das für die Bahn die Planung übernommen hat, weil die dafür keine Zeit habe. Der Ball befindet sich jetzt im Feld der Stadt Erding, wir sind bereit und legen mit der konkreten Planung los, sobald sich Erding entschieden hat., fasste er den aktuellen Stand der Diskussion zusammen. Noch vor einem Jahr hatte er eindeutig die Südvariante (Kosten rund 38 Millionen Euro) gegenüber der Nordeinschleifung (117 Millionen Euro) bevorzugt. Nun, nach intensivem Druck aus der Stadt und dem Landkreis München, gelten beide Varianten als technisch gleichwertig. Bürgermeister und Landrat wollen unbedingt die Nordtrasse, Wirtschaftsminister Zeil bevorzugt zwar die Südvariante, wir werden uns aber am Erdinger Votum orientieren.
Der Bund wird die Hälfte bezahlen, doch gibt es dieses Geld vom Gemeindeverkehrs-Finanzierungsgesetz (GVFG) nur, wenn die Strecke bis 2019 fertig ist und nur für eisenbahnnotwendige Bauten. Wenn Erding also Sonderwünsche mit Tunnels oder Ähnlichem möchte, wird das nicht bezahlt und dann muss die Stadt sagen, woher das Geld dafür kommt, unterstrich Göttler. Von der Erdinger Politik forderte er eine rasche Entscheidung, sein Ziel sei der Antrag auf Planfeststellung durch die Deutsche Bahn beim Eisenbahnbundesamt im Jahr 2013.
Mehrere Bürger, aber auch die UWE-Stadträte Jürgen Beil und Petra Bauernfeind, brachten die Idee einer dritten Variante, also einer Gleisführung wie bei der Südlösung ab Aufhausen quer durch Altenerding und Erding mit dem in der Nordvariante vorgesehenen Kreuzungsbahnhof im Fliegerhorst, in die Diskussion ein. Das kann man ebenso gleich vergessen wie die Vorschläge der SPD, mit dem zentrumsfernen Bahnhof auf dem nordöstlichen Teil des heutigen Fliegerhorstes. Zum einen fehlt uns da die Zeit bis 2019, um das vernünftig zu planen, noch wissen wir, wann der Fliegerhorst tatsächlich schließt, noch sind diese Trassen förderfähig. Jetzt eine neue Variante ins Spiel zu bringen, könnte das komplette Aus für den Ringschluss in Erding bedeuten!, warnte Göttler.
Auf die Fragen besorgter Bürger nach der Lärmbelastung und dem Lärmschutz auf den neuen Trassen antwortete Rudolf Wagenspanner vom Planungsbüro Obermeyer. Zwischen Parkstraße und Erdinger Bahnhof wird es eine zwei Meter hohe Lärmschutzwand geben. Im Bereich Kehr gibt es kaum Betroffene, da ist also auch nichts geplant, ebenso in Altenerding, Bergham und Aufhausen. Göttler gab das Versprechen ab, dass weder auf der Nord- noch der Südroute Güterverkehr durch Erding rollen wird, der Flughafen ist hier das limitierende Element.
Angesichts von fast 80 Millionen Euro Mehrkosten für die Nordtrasse fragte Martin Neumaier, was überhaupt für diese Variante spreche. Gotz antwortete, dies sei vor allem ein städtebaulicher Aspekt: Unsere Zukunftsmöglichkeiten sind bei der Nordtrasse deutlich größer. Die Stadt entwickelt sich künftig in Richtung Nordosten, der freiwerdende Fliegerhorst bietet dafür ein enormes Potenzial. Daher will ich die Nordtrasse. bb