Beim ersten Spatenstich für das neue Pflegeheim in der Holzwiesenstraße 1 schaufelte die Vorsitzende des Bezirksausschusses 16, Marina Achhammer, persönlich mit. Anfang Februar begann damit der offizielle Baustart für das Seniorenheim der Martin und Rita Ballauf-Stiftung. Insgesamt 72 barrierefreie, behindertengerechte Pflegezimmer und 16 Wohnungen sollen entstehen. Bereits im Frühjahr 2015 soll eröffnet werden.
Der Ursprung des Bauprojekts geht auf die letzten Lebensjahre des verstorbenen Perlachers Martin Ballauf und seiner Ehefrau Rita zurück. Nach seinem Tod im Jahr 2008 wurde die Martin und Rita Ballauf-Stiftung urkundlich als Körperschaft des öffentlichen Rechts gegründet. Der Stifter Martin Ballauf legte in der Satzung der Stiftung fest, dass auf dem ehemals von ihm bewohnten Grundstück und Hof ein Heim für behinderte und alte Menschen errichtet und dort eine humane Pflege ermöglicht werden soll. Das Bauvorhaben besteht aus drei miteinander verbundenen Baukörpern und wird auf dem 4.525 Quadratmeter großen Gelände des ehemaligen landwirtschaftlichen Hofs der Eheleute Ballauf realisiert. Im Pflegebereich sind 72 Plätze in behindertengerechten Einzelzimmern vorgesehen, im Bereich Betreutes Wohnen 16 Einheiten mit Ein- und Zwei-Zimmer-Wohnungen.
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Hinzu kommen eine Küche, Aufenthaltsräume, Außenanlagen, 22 Tiefgaragen-Parkplätze sowie die Werkstatt- und Montageplanung. Sämtliche Einrichtungen, zu denen auch eine offene Gereontopsychiatrie und die Betreuung demenziell veränderter Menschen gehören, werden barrierefrei realisiert. Gebaut werden energiesparende KfW-55-Effizienzhäuser in Ziegelbauweise. Dadurch verbrauchen die zwei- beziehungsweise dreigeschossigen Gebäude jeweils nur 55 Prozent der Energie eines vergleichbaren Neubaus. Die Bruttobaukosten liegen bei rund 12 Millionen Euro.
Betreiber des Heims wird die Tochtergesellschaft der Stiftung, die Martin und Rita Ballauf-Hof GmbH. Das Management für diese Stiftungstochter übernimmt Schwan & Partner GmbH, Oberhaching, mit den Geschäftsführern Hartmut Joithe und Florian Walter.
Der Südost-Kurier sprach mit Florian Walter über die Ziele und Einzelheiten des neuen Perlacher Pflegeheims:
Südost-Kurier:// Fließt der alte Bauernhof als historische Front zur Holzwiesenstraße mit in die neuen Gebäude ein?
Walter: Weil die Bausubs-
tanz leider nicht geeignet für eine zeitgemäße Nutzung für Senioren war, wurde der alte Hof in Gänze abgerissen. Der neue Martin und Rita-Ballauf-Hof wird sich mit seinem Charakter aber in das ländliche Quartier am Hachinger Bach
einfügen. Zu diesem Zweck wird der alte Hof in seinen Grundzügen wiederentstehen. In diesem Gebäudeteil werden sich der Empfangsbereich, die Verwaltung und vor allem ein öffentliches Café mit angeschlossenem Biergarten befinden. Für Wohnen und Pflege sind zwei H-förmig angegliederte Gebäudeteile vorgesehen.
Der erste Spatenstich ist getan, es gibt auch schon einen Termin für die Grundsteinlegung am 8. April, um 15.30 Uhr. Wann können die ersten Bewohner in den neuen Ballauf-Hof einziehen? Und kann man sich bereits vormerken lassen?
Walter: Der Martin und Rita Ballauf-Hof wird mit seinen Pflegeappartements und den Betreuten Wohnungen Anfang Mai 2015 in Betrieb gehen. Dann sind auch die ersten Bewohner herzlich willkommen. Da die Entscheidungsprozesse für einen Platz im Betreuten Wohnen erfahrungsgemäß länger sind als bei einem Pflegeplatz, startet der Vertrieb hierfür im April 2014. Konkrete Anmeldungen für den Pflegebereich werden im 1. Quartal 2015 möglich sein. Vormerkungen für das Betreute Wohnen als auch für die Pflege sind bereits jetzt unter Tel. 66 51 91 -0 möglich. Wir bitten um Verständnis, dass eine persönliche Beratung voraussichtlich erst ab April möglich sein wird.
Welche Organisation wird die Pflegeleistungen für das Haus erbringen?
Walter: Die Pflegeleistungen in den Pflegeappartements werden durch das Haus, also die Martin und Rita Ballauf-Hof GmbH erbracht. Für die Pflegeleistungen im Betreuten Wohnen wird ein Kooperationspartner gesucht.
Bis wann rechnen Sie mit einer Auslastung des Hauses?
Walter: Wir rechnen 12 Monate nach Eröffnung mit einer Vollbelegung des Hauses in der Pflege. Die Betreuten Wohnungen werden voraussichtlich vollständig zur Eröffnung von ihren künftigen Nutzern belegt werden.
Ein Wort zu den Kosten. Ist das Leben im Ballauf-Hof bezahlbar?
Walter: Die Kosten für einen Pflegeplatz werden sich im Durchschnitt von Vergleichseinrichtungen im Raum München bewegen. Der Martin und Rita Ballauf-Hof wird sowohl Selbstzahlern als auch Sozialhilfeempfängern offen stehen. Nach Wunsch und Willen von Martin Ballauf soll das Haus ein Zuhause sein unabhängig vom finanziellen Hintergrund. Die Einheiten im Betreuten Wohnen sind zwischen 33 und 74 Quadratmeter groß. Geplant sind zehn Ein- und sechs Zweizimmerwohnungen. Auch hier liegen die Preise im Mittelfeld vergleichbarer Münchner Einrichtungen. Die genauen Preise sind voraussichtlich ab April bei der Betreibergesellschaft zu erfahren.
Stichwort Demenz: Was genau bieten Sie für diese Patienten? Geht die Betreuung schon bei einer Tagespflege los oder ab wann kann man zu Ihnen kommen?
Walter: Im Wohnbereich »Am Hachinger Bach« wird im Erdgeschoss des Hauses ein offener Wohnbereich für demenziell veränderte Menschen im Wohngruppenkonzept entstehen. Die Bewohner werden Zugang zu einem beschützenden Garten mit vielen Sinnesangeboten haben. Um möglichst viel Freiraum aber gleichzeitig Sicherheit gewährleisten zu können, wird eine sogenannte »Desorientierten-Fürsorgeanlage« zum Einsatz kommen. Bei Personen, die Gefahr laufen, beim Verlassen des Hauses desorientiert umherzuirren, wird das Personal mit technischen Hilfsmitteln entsprechend alarmiert. Diese Sicherheit ist ausschließlich mit richterlicher Genehmigung möglich. Technisch muss man sich das in Form einer nicht abnehmbaren Uhr vorstellen, die über ein Meldesystem mit den Handtelefonen der Mitarbeitenden in der Pflege verbunden ist. Die dem Haus anvertrauten Personen sollen so viel persönlichen Freiraum wie möglich und so viel Sicherheit wie notwendig erhalten. Die jeweils individuelle Situation des Hilfebedürftigen mit seiner Biographie wird bei der Betreuung im Vordergrund stehen.
Die Inanspruchnahme eines Tagespflegeangebotes wird eingestreut in die drei Wohnbereiche des Hauses möglich sein.
Wie wird sich das neue Haus in Altperlach einfügen: Welche Möglichkeiten zum Austausch mit den Bürgern und Nachbarn streben Sie an?
Walter: Mit dem Martin und Rita Ballauf-Hof soll ein Haus für Senioren mitten im »Quartier« Perlach entstehen. Die Mitarbeitenden sollen kompetente Ansprechpartner für die Bevölkerung rund um Fragen des Alters und der Pflege sein. Das Café mit gemütlichem Biergarten direkt am Hachinger Bach steht allen offen. Am Biergarten sind unter anderem auch Spielgeräte für Kinder geplant. Wir freuen uns, wenn wir eine Situation entstehen lassen können, die offen ist für Alt und Jung, für Bewohner, Besucher, Interessierte und Gäste. Wir haben uns ganz besonders gefreut, dass zum Spatenstich Persönlichkeiten wie Pfarrer Christian Penzkofer von der Pfarrgemeinde St. Michael und Pfarrerin Ursula Schwager von der St.-Paulus-Kirche als Gäste kamen. Hier konnten wir die ersten Bande zur Verankerung des neuen Hauses in die Gemeinde knüpfen. Die Kontaktpflege zu den Pfarreien ist uns sehr wichtig, um gemeinsame Unternehmungen zu planen sowie um ehrenamtliche Unterstützer gewinnen zu können. Genauso wichtig ist uns eine gute Zusammenarbeit mit dem wenige Meter entfernten Rhön-Klinikum Perlach sowie mit den örtlichen Ärzten, um eine optimale gesundheitliche Versorgung der Bewohner gewährleisten zu können. Darüber hinaus ist eine Vielzahl von Kooperationen mit Apotheken, Physiotherapeuten oder Logopäden denkbar und gewünscht dieser Beziehungsgestaltung stehen wir offen gegenüber und werden wir aktiv angehen.
Was sind Ihre persönlichen Wünsche für dieses Projekt?
Walter: Die Entstehung eines solchen gemeinnützigen Hauses vor dem Hintergrund des Erbes von Martin Ballauf als Geschäftsführer verantwortlich begleiten zu können, empfinde ich als eine sehr erfüllende Aufgabe. Möglich wird das Projekt erst durch das Engagement der Martin und Rita Ballauf-Stiftung, deren Vorstände, Barbara Gmahl und Adolf Wandinger, sich persönlich in die Entstehung von Gebäude und Konzept einbringen. Dem Martin und Rita Ballauf-Hof mit allen Beteiligten, und vor allem den künftigen Bewohnern, wünsche ich viel Erfolg sowie einen künftigen Lebens- und Arbeitsraum, in dem die Menschlichkeit im Sinne des Stifters im Vordergrund steht.
bus