Eine Sache habe ich schon als Kind an meinem Vater bewundert. Er konnte sich bei allen kleinen und größeren handwerklichen Dingen selbst weiterhelfen. Sicher wurde auch bei uns ab und an ein Fachmann gerufen, aber Kleinigkeiten wurden in Eigenleistung repariert.
Markus Wasmeier-Kolumne Themenseite: Markus Wasmeier, Sportler des Jahres und Goldmedaillengewinner im Skirennlauf ruft erfolgreich ein »altbayerischen Dorf« ins Leben
Dies ist nicht nur eine Fähigkeit, sondern auch eine Lebenseinstellung. Wir sind heute oft dazu verleitet, dass wir Dinge, die nicht mehr funktionieren, durch neue ersetzen. Das gaukelt uns schon die Werbung vor. Dabei würde sich eine Reparatur oft lohnen, schon allein deshalb, weil man danach auch ein bisschen stolz darauf sein kann etwas wieder in Gang gebracht zu haben. Es gibt aber natürlich auch Leute, die wirklich nicht einen Nagel gefahrlos in die Wand schlagen können, denen will ich keinen Vorwurf machen. Früher gehörten Reparaturen gerade im bäuerlichen Alltag dazu. Der Absatz an einem Schuh, ein abgenützter Reisigbesen oder der abgebrochene Zahn eines Rechens.
Früher waren Puppen aus
Porzellan, Wachs und Zelluloid
Manche Sachen konnten auch aufgeschoben werden und wurden im Winter geflickt, wenn weniger Arbeit in der Landwirtschaft anfiel. Andere Dinge mussten schnell erledigt werden, zum Beispiel kaputtes Kinderspielzeug, denn ein Kind kann man nicht auf den Winter vertrösten, wenn der Puppe ein Arm fehlt. Heute sind die Puppen sehr robust aber früher waren sie aus Wachs, Porzellan oder später aus Zelluloid und konnten leicht beschädigt werden. Vielleicht erinnern Sie sich noch an die Puppe Ihrer Kindheit? Beim Streit gingen vor allem die Augen kaputt, und fiel die Puppe auf den Boden, war schnell ein Riss im Zelluloid, ganz zu schweigen von Porzellanpuppen. Die Kinder hatten früher nicht so viele Spielsachen zur Verfügung wie es heute üblich ist. Die meisten Spielsachen waren einfache Gegenstände aus Holz. Da war eine Puppe oder ein Teddybär schon etwas ganz Besonderes und das Drama entsprechend. Gott sei Dank gab und gibt es für diese Fälle einen Puppendoktor, der die nötige Geschicklichkeit und das entsprechende Material hat. Zu einem lebendigen Museum gehören natürlich die Kinder und so bin ich froh, kommende Woche einen Puppendoktor bei uns im Freilichtmuseum in Schliersee begrüßen zu können.
Seit über 54 Jahren ist Günter Geier aus der Nähe von Bamberg ehrenamtlicher Puppendoktor und im ganzen Land unterwegs. Zu seinen Patienten zählen neben Puppen auch Teddybären, denn gerade die Buben wollen oft nachschauen, was da im Bär brummt, wenn man ihn bewegt und so mancher hat sich mit der Schere einen Einblick verschafft. Bei meinem alten Elefanten auf Rädern kommt auch ohne Schere schon die Strohfüllung zum Vorschein ich hoffe unser Puppendoktor hat keine Angst vor Tieren. Vielleicht haben Sie ja auch noch einen Patienten zuhause, dann wäre das die Gelegenheit Günter Geier einfach am kommenden Wochenende bei uns im altbayerischen Dorf zu besuchen. Er hat von Donnerstag bis Sonntag jeweils ab zehn Uhr Sprechstunde. Leider wird es seine letzte Sprechstunde sein, da auch ein Puppendoktor irgendwann in Rente gehen möchte. Ich kann Sie nur einladen, diese Möglichkeit zu nutzen und auch wenn Sie keine kaputte Puppe haben, ist es sehr interessant ihm bei der Arbeit zuzusehen. Sein Doktorköfferchen mit allerhand Ersatzteilen und kleinen Werkzeugen ist allein schon sehenswert.
Auf eine andere Art werden Sie bei unserem Museumsbraumeister verarztet, denn kommenden Donnerstag ist der Tag des deutschen Bieres. Natürlich ist das auch für uns Anlass, Ihnen Einblicke in dieses traditionelle Handwerk zu geben. Stündlich finden Führungen in unserer historischen Schöpfbrauerei statt und unser Museumsbraumeister steht zur Verköstigung und Erläuterung unserer unterschiedlichen Biersorten zur Verfügung.
Und wer weiß, vielleicht sitzen Sie dann am Nachmittag mit einer frisch reparierten Puppe im Biergarten vor unserem Wirtshaus »Zum Wofen« und genießen unser fassfrisches Museumsbier.